Methodistenbischöfin Rosemarie Wenner Präsidentin der Vereinigung Evangelischer Freikirchen <br> Foto: EmK

Freikirchen in Deutschland sind nicht "fundamentalistisch", sondern "evangelisch"

Leipzig/Deutschland | 01.05.2009 | APD | International

Die in der Vereinigung evangelischer Freikirchen e.V. (VEF) zusammengeschlossenen deutschen Freikirchen verstehen sich nicht als fundamentalistisch, sondern schlicht als "evangelisch". Dies erklärte Rosemarie Wenner, die Präsidentin der VEF und Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), Medienvertretern beim einem Empfang des deutschen Freikirchenverbandes am 28. April in Leipzig.

Rosemarie Wenner verwies dabei auf die Herausforderung, in der sich die evangelischen Freikirchen heute in der öffentlichen Wahrnehmung wiederfinden: "Von Freikirchen ist in den Medien in der Regel die Rede, wenn fundamentalistische christliche Gruppierungen angeprangert werden, die oft ihren Ausgangspunkt in Nordamerika haben." Im Gegensatz zu den sehr engen theologischen und moralischen Regeln und Forderungen einiger evangelikalen Bewegungen in den USA sei das Spektrum der evangelischen Freikirchen in Deutschland sehr viel breiter gefächert, betonte die Bischöfin. Es fänden sich unterschiedliche theologische Zugänge zum Verständnis und in der Auslegung der Bibel und auch in der Beurteilung ethischer Fragen unterschieden sie sich. "Das macht es uns oft schwer, uns öffentlich mit einer Stimme zu äussern" stellte Rosemarie Wenner fest.

Zum gemeinsamen theologischen Grundkonsens der VEF-Mitgliedskirchen gehörten die missionarische Verbreitung des Evangeliums und der Einsatz für die Menschenrechte, insbesondere für Religions- und Meinungsfreiheit. Die Nähe zu den Menschen und der missionarische und diakonische Einsatz der Ortsgemeinden sei ein gemeinsames und starkes Kennzeichen der verschiedenen Mitglieds- und Gastkirchen.

Die VEF-Präsidentin wies ferner darauf hin, dass der Begriff "evangelikal" leider oft mit "fundamentalistisch" gleichgesetzt werde und dadurch unpassend sei als Selbstbeschreibung der evangelischen Freikirchen. Die zur VEF gehörenden Kirchen und Gemeindebünde bezeichneten sich deshalb lieber schlicht als "evangelisch". Damit bestätigten sie ihre Übereinstimmung mit den Grundanliegen der Reformation und bringen ihr jeweils eigenes freikirchliches Profil facettenreich und überzeugt ins ökumenische Miteinander ein.

Durch den Medienempfang in Leipzig wurde auch auf die Beteiligung der Freikirchen bei den kirchlichen Sendungen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) aufmerksam gemacht. Im Rundfunk und Fernsehen des MDR sind zehn Freikirchen und andere kleinere Kirchen mit Pastor Christoph Maas (Gera) als eigenem Senderbeauftragten vertreten. Das Programm des MDR enthält daher auch Gottesdienste und Andachten (”Wort zum Tag”) dieser Glaubensgemeinschaften. Es handelt sich um die Alt-katholische Kirche, den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, den Bund Freier evangelischer Gemeinden, den Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, die Evangelische Brüderunität – Herrnhuter Brüdergemeine, die Evangelisch-Lutherische Freikirche, die Evangelisch-methodistische Kirche, die Evangelisch-reformierte Kirche, die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und die Selbständig-Evangelisch-Lutherische Kirche.

Der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) gehören derzeit neun Mitglieder und fünf Gastmitglieder an. Die VEF wurde 1926 als erste gemeinsame Vereinigung selbständiger Kirchen in Deutschland gegründet und sieht ihr Ziel darin, gemeinsame Aufgaben zu fördern, zwischenkirchliche Beziehungen zu vertiefen und freikirchliche Belange mit einer Stimme in der Öffentlichkeit zu vertreten.

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