Papst Benedikt XVI. hat die Bischöfe Perus dazu aufgerufen, auf Menschen zuzugehen, die in Gefahr stünden zu Sekten abzudriften. Die katholische Kirche müsse speziell solchen Christen das Antlitz Gottes zeigen, die in "anderen religiösen Erfahrungen" Antwort auf ihre innere Unruhe suchen, weil sie sich mitunter "in ihren spirituellen und materiellen Bedürfnissen nicht genug berücksichtigt sehen", betonte der Papst im Mai vor einer Gruppe peruanischer Bischöfe, die sich zum Ad Limina-Besuch in Rom aufhielten. Dabei ging der Papst auch auf die Lage der zahlreichen Armen unter der peruanischen Bevölkerung. An diesem Punkt habe die pastorale Seelsorge der Kirche anzusetzen.
Schwerpunkte des mehrtägigen Treffens der Bischöfe Perus in Rom waren die "aggressive" Missionierungspraxis peruanischer Sekten und die Armut im Land wie auch die Wirtschafts- und Finanzkrise.
In einem Interview mit Radio Vatikan erklärte der deutschstämmige, seit 1972 in Peru lebende Bischof von Chosica, Norbert Strotmann, dass die katholische Kirche in Peru pro Generation nahezu die Hälfte ihrer Mitglieder verliere. Dies lasse sich an einem starken Rückgang der Kindertaufen ablesen und habe wohl auch mit der allgemeinen Schwächung der katholischen Kirche in Südamerika zu tun. "Wir erleben gerade in Lateinamerika, nicht nur in Peru, dass die Verbindung zwischen kirchlichen und politischen System immer prekärer wird. Und das ist natürlich schwierig für uns, denn wir haben nur sehr wenige Mitarbeiter und es wird da nicht leicht, den Glauben weiterzugeben", erklärte Bischof Strotmann. Deshalb setze die Kirche in Peru verstärkt auf die Laienbewegung, vor allem auch um dem Sektenglauben entgegenzuwirken.
"Die Wegbewegung von Religion ist in Peru genauso intensiv wie in Europa und in anderen Teilen der Welt. Wenn wir da nicht gegensteuern, wird es da auch recht bald schon dunkel“, mahnte der katholische Würdenträger.
Bereits anlässlich seiner Lateinamerikareise 2007 prangerte Papst Benedikt XVI. die Abwerbungsstrategien der protestantischen Sekten und Freikirchen an und forderte eine neue katholische Evangelisierung für Lateinamerika. Vor dem Hintergrund des rapiden Rückgangs des Anteils von katholischen Gläubigen in Lateinamerika sei eine neue, unwiderstehliche missionarische Kraft sei nötig, sagte der Pontifex Maximus. Im Gegensatz zu den Sekten betreibe die römisch-katholische Kirche keine Abwerbung, sondern wachse vielmehr durch ihre Anziehungskraft, so wie Christus "durch die Kraft seiner Liebe alle zu sich hingezogen" habe.
Heute sind zwischen 80-85 % der Peruaner römisch-katholisch. Nach der katholischen Erstevangelisierung in spanischer Zeit erfolgte im 19. und 20. Jahrhundert eine zweite Welle der Evangelisierung. Bei der indigenen Bevölkerung vermischen sich vielfach noch christliche und traditionelle Glaubensvorstellungen zu einem Synkretismus, welcher sich besonders bei religiösen Festen manifestiert.
Wie in anderen lateinamerikanischen Ländern haben in Peru protestantische und charismatische Kirchen und Glaubensgemeinschaften regen Zulauf. Nach einer Umfrage sind von den Peruanern, die sich als "nicht katholisch" bezeichnen, zwei Drittel Agnostiker und nur ein Drittel Anhänger von Freikirchen und Sekten.