Den Neujahrsempfang verband das Krankenhaus „Waldfriede“ in Berlin-Zehlendorf, eine Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, am 19. Januar mit der Fortbildungsveranstaltung „Die Neue Grippe H1N1 – Eine Herausforderung für die Wissenschaft und die praktische Medizin“. Zum Thema sprach Professor Dr. Jörg Hacker, Direktor des Robert Koch-Instituts Berlin und Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Im Mittelalter habe es fünf Jahre gedauert, bis die Pest sich in ganz Europa verbreitete. Das neue H1N1-Virus, die sogenannte „Schweinegrippe“, sei dagegen nach dem ersten Ausbruch innerhalb von fünf Tagen weltweit aufgetreten. Die heute üblichen Reisemöglichkeiten hätten zu dieser schnellen Ausbreitung geführt, hob Professor Hacker hervor. In der Bundesrepublik sei der Scheitelpunkt der ersten Welle der neuen Grippe überschritten, doch es könne keine Entwarnung erteilt werden. So sei unklar, ob eine zweite Welle noch bevorstehe. „Insgesamt wurden in Deutschland bislang etwa 216.000 Fälle der neuen Influenza registriert.“ Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen, teilte Hacker mit. Das H1N1-Virus habe hierzulande bisher zu 178 Todesfällen geführt, davon seien über 80 Prozent der Betroffenen mit Risikofaktoren belastet gewesen. Dennoch verlaufe die neue Grippe bislang überwiegend mild. Die normale saisonale Grippe spiele laut Hacker gegenwärtig keine Rolle. Möglich sei, dass sie durch die neue Influenza verdrängt werde.
Da nicht bekannt gewesen sei, wie sich das H1N1-Virus auswirke, „wurde sehr schnell ein Impfstoff entwickelt“. Dennoch hätte Professor Hacker sich eine bessere Information der Bevölkerung und der Ärzte gewünscht, um einer Verunsicherung vorzubeugen. Nach wie vor rate die am Robert Koch-Institut angesiedelte Ständige Impfkommission vor allem Risikogruppen zu einer Impfung.
Das Akutkrankenhaus „Waldfriede“ ist akademisches Lehrkrankenhaus der Charité-Universitätsmedizin Berlin und europäisches Ausbildungszentrum für Operationstechniken in der Koloproktologie. Jährlich werden dort etwa 9.000 Patienten stationär und 13.000 ambulant behandelt.