Das Schulzentrum Marienhöhe Darmstadt, eine Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, hat eine Stellungnahme zu Missbrauchsfällen durch einen externen Klavierlehrer in den 1980er und Anfang der 1990er Jahre herausgegeben. Darin heisst es: „Als Vorstand des Schulträgers, als Schulleitung sowie als gesamte Mitarbeiterschaft am Schulzentrum Marienhöhe drücken wir den betroffenen Opfern sexueller Übergriffe unser tiefes Mitgefühl aus. Wir bedauern ausserordentlich, dass derartige Vorkommnisse durch eine externe Person offensichtlich auch auf unserem Campus stattgefunden hat. Gleichzeitig bringen wir unsere zutiefst empfundene Ablehnung und Verurteilung derartiger Übergriffe zum Ausdruck. Wir gehen den Vorkommnissen nach und werden alles in unseren Kräften stehende tun, um eine Klärung herbei zu führen.“
In der Stellungnahme heisst es weiter, dass in den 1980er Jahren ein externer Klavierlehrer auf privater Basis Klavierunterricht angeboten habe. Die hierfür notwendigen Räumlichkeiten seien von der Schule unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden, um die zusätzliche Belastung der Schüler so gering wie möglich zu halten. Der Klavierlehrer sei zu keiner Zeit Angestellter der Schule gewesen. „Dass dieser positive Ansatz in tragischer Weise zerstörerisch ausgenutzt wurde, erfüllt uns mit tiefer Betroffenheit.“
In diesem Umfeld hätten nach heutigen Erkenntnissen sexuelle Übergriffe des Lehrers auf Klavierschüler „im Zeitraum von etwa 1984 bis zum Schuljahr 1990/91 stattgefunden“. Über Art und Umfang der mutmasslichen Übergriffe lägen bisher keine genauen Angaben vor. Nach heute vorliegenden Erkenntnissen, sei dem Klavierlehrer, nach Bekanntwerden eines sexuellen Übergriffes, die Nutzung der Räumlichkeiten von der damaligen Schulleitung untersagt worden. Die jetzige Schulleitung habe mit der damals verantwortlichen Schulleitung zur Klärung des Sachverhalts Kontakt aufgenommen.
Die Stellungnahme schliesst mit der Bitte: „Da zu vermuten ist, dass weitere Personen betroffen sein könnten und die Rekonstruktion der Ereignisse von vor über 20 Jahren sehr schwer fällt, bitten wir um Kontaktaufnahme mit der heutigen Schulleitung, um zur Klärung und Aufarbeitung des Sachverhalts beizutragen.“
Wie der seit 2000 amtierende Schulleiter des Schulzentrums Marienhöhe, Gunter Stange, der Nachrichtenagentur APD mitteilte, sei der Klavierlehrer von der Mutter einer seiner Schüler auf frischer Tat ertappt worden, als er deren Sohn missbrauchte. Die Eltern hätten die Schulleitung über den Vorfall informiert, sodass der Lehrer von der Schule verwiesen worden sei. Ein in den 1980er Jahren 13-jähriger Junge habe sich erst 2005 seinen Eltern offenbart. In einem Brief vom März 2010 hätten die Eltern der Schulleitung den Vorfall geschildert. Der damals stellvertretende Schulleiter habe daraufhin umgehend mit den Eltern und ihrem Sohn Gespräche geführt. Um die damaligen Vorgänge aufarbeiten zu können, bitte die Schulleitung, dass Betroffene mit ihr Kontakt aufnehmen.
Das 1924 gegründete Schulzentrum der Siebenten-Tags-Adventisten besitzt seit 1950 ein staatlich anerkanntes Gymnasium. 1994 kam die Realschule hinzu. Zur Zeit gibt es auf der Marienhöhe knapp 700 Schülerinnen und Schüler.