Beim 2. Ökumenischen Kirchentag in München rief der Braunschweiger evangelische Landesbischof Friedrich Weber während der zentralen Feier von Christi Himmelfahrt auf dem Odeonsplatz einen bundesweiten "Schöpfungstag" aus, den Christen künftig am ersten Freitag im September gemeinsam feiern wollen. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) betonte, dass er erschrecke, wenn er sehe, wie die Güter der Erde ohne Beachtung ihrer Begrenztheit und ohne Rücksicht auf das Wohl zukünftiger Generationen ausgebeutet würden. Dass die Schöpfung Gottes einen Platz im Kirchen- und Gottesdienstkalender bekomme, sei ein erster konkreter Schritt, um das "Mass des Menschlichen" wiederzufinden und "vom gnadenlosen Umgang mit unserer natürlichen Umwelt und mit uns selbst" abzulassen. "Nach mir die Sintflut" gehe nicht mehr. Die Schöpfungsverantwortung sei eine Grundaufgabe der Kirche.
Die erste zentrale Feier des Schöpfungstages findet am 3. September 2010 um 17 Uhr in der griechisch-orthodoxen Kirchengemeinde Hl. Johannes des Täufers in Brühl bei Köln statt. Je nach lokalen und regionalen Gegebenheiten können Gemeinden vor Ort den Schöpfungstag auch an einem anderen Termin im Zeitraum zwischen dem 1. September und dem 4. Oktober miteinander feiern. Die christlichen Kirchen in Deutschland wollen damit auf der Grundlage des gemeinsamen christlichen Glaubens an den Schöpfergott ein sichtbares Zeichen für die Wahrnehmung der Umweltproblematik und den bewussten Umgang mit der Schöpfung setzen.
Auch bisher schon haben einzelne Kirchen in besonderer Weise an den Schöpfer gedacht. Am 1. September werden in der orthodoxen Tradition das neue Kirchenjahr eröffnet und der Tag der Schöpfung gefeiert. Die römisch-katholische Kirche erinnert am 4. Oktober an Franz von Assisi. Andere Kirchen feiern am ersten Sonntag nach Michaelis das Erntedankfest. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten begeht den Schöpfungstag Ende Oktober. Der jetzt in München proklamierte Tag der Schöpfung will Christen die Möglichkeit geben, auch gemeinsam ihrer Verantwortung für Gottes Schöpfung bewusst werden. Dabei gehörten laut Landesbischof Weber das "Lob Gottes und die Klage über unsere Lage" zusammen.