Der syrisch-katholische Erzbischof im nordirakischen Mosul, Basile Georges Casmoussa (Basilius Guirgis al-Qass Moussa), hat die internationale Gemeinschaft zu einem stärken Engagement für Christen in seinem Heimatland aufgerufen. Die Welt müsse mehr Druck auf die irakische Regierung ausüben, um die nichtmuslimischen Minderheiten besser vor Terror zu schützen, forderte das Kirchenoberhaupt während des 2. Ökumenischen Kirchentages in einem Gespräch mit Journalisten in München. Nur so könnten die Christen ermutigt werden, im Irak zu bleiben. Der Erzbischof bezifferte die Zahl der Christen im Land auf 700.000, rund 200.000 seien in den vergangenen Jahren ins Ausland geflüchtet.
Casmoussa erklärte, die Lage der Christen habe sich seit dem Einmarsch der US-Truppen und ihrer Verbündeten im Jahr 2003 stetig verschlechtert. Sie seien immer wieder Ziel von Mordanschlägen und Entführungen durch Terroristen, welche die Christen aus dem Land vertreiben wollten. Der Erzbischof war 2005 selbst in der Gewalt von Kidnappern und hatte nach eigenen Worten bereits „mit dem Leben abgeschlossen“. Nur durch das grosse Medieninteresse an seinem Fall und den Protest des Vatikans sei er damals wieder freigekommen, betonte der heute 71-Jährige. Zugleich erinnerte er an das Schicksal des chaldäischen Erzbischofs Paul Faraj Rahho, der seine Entführung 2008 nicht überlebt hatte. Cosmoussa ist offizieller Gast des Ökumenischen Kirchentages in München.
Auch der Rat Christlicher Kirchenleiter im Irak (CCCLI) hat in Bagdad eine Erklärung veröffentlich, worin er auf einen Sprengstoffanschlag reagierte, der am 2. Mai in Mosul auf Busse mit christlichen Theologiestudenten verübt worden war, die sich auf dem Weg vom Zentrum des Distrikts Hamdaniya zur Universität nach Mosul befanden. Eine Person wurde bei dem Anschlag getötet, 188 Männer und Frauen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Seither würden überall im Irak weitere Anschläge gemeldet, die sich jedoch nicht alle gegen Christen richteten. Der Rat rief die Regierungsmitglieder und die politischen Parteien des Landes auf, „dem öffentlichen Interesse und der Sicherheit der Bürger und Bürgerinnen Priorität einzuräumen“.
Vertreter von 14 Kirchen hatten im Februar in Bagdad den Rat Christlicher Kirchenleiter im Irak gegründet. Ihm gehören alle Patriarchen, Erzbischöfe, Bischöfe und Kirchenoberhäupter der seit 1982 staatlich registrierten 14 christlichen Gemeinschaften des Landes an, die aus der katholischen, der östlich- und orientalisch-orthodoxen sowie der protestantischen Tradition hervorgegangen sind. Unter ihnen befindet sich auch der Präsident der irakischen Siebenten-Tags-Adventisten. Ziel des Rates ist, in Fragen, die Kirche und Staat betreffen, zu gemeinsamen Positionen und Beschlüssen aller Kirchen zu gelangen. Der Rat will dies erreichen, indem er die christliche Präsenz stärkt und bewahrt, die zwischenkirchliche Zusammenarbeit und gemeinsame Massnahmen fördert, ohne in die inneren Angelegenheiten der Kirchen oder ihrer Einrichtungen einzugreifen.