Vertreter der spanischen Stadt Baeza in der andalusischen Provinz Jaén haben den ersten adventistischen Missionar in Spanien geehrt, der zu Beginn des Ersten Weltkrieges den Märtyrertod erlitt und dessen Grab später geschändet wurde. 1914 starb der aus den USA entsandte Pastor Walter Guy Bond im Alter von 35 Jahren an einer Vergiftung, weil er, wie damals verlautete, die adventistische Lehre verkündigt habe. Eine Gedenktafel mit Bonds Namen wurde in einem feierlichen Akt an der Ehrenmauer für all jene angebracht, die ihr Leben bei der Verteidigung ihrer Überzeugung sowie des Friedens, der Freiheit und der Demokratie liessen.
Die Zeremonie leiteten Bürgermeisterin D. Leocadio Marin und ein weiterer Vertreter der Stadt Baeza. Seitens der Freikirche nahmen der Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten in Spanien, Pastor Jesús Calvo Manso (Madrid), der Direktor des Historischen Archivs der spanischen Adventisten, Pastor Andrés Tejel, sowie weitere Geistliche und Mitglieder der Freikirche teil. Die Gedenktafel enthüllte Pastor Roberto Badenas, Abteilungsdirektor für Bildung und Familie der adventistischen Euro-Afrika Kirchenleitung mit Sitz in Bern.
Walter Guy Bond, 1879 in Kalifornien geboren, schloss 1899 sein Theologiestudium am adventistischen Healdsburg College im Norden Kaliforniens ab. Nach seiner Heirat mit Leola Gerow wurden er und sein Bruder Frank als erste Missionare der Freikirche nach Spanien entsandt, wo das Ehepaar und der Bruder am 22. Juni 1903 in Barcelona eintrafen. Nach Gründung einer kleinen Gemeinde wurde Bond 1905 zum Leiter der Adventmission in Spanien ernannt. Einer der ersten Gläubigen war Lope San Nicolas, der als Laienmissionar wirkte und später in der Stadt Baeza, etwa 750 Kilometer südwestlich von Barcelona, tätig war. Nicolas lud Walter Bond ein, dort Bibelvorträge zu halten.
Am 13. Oktober 1914 traf der Missionar in Baeza ein. Am 1. November erhielt sein Bruder Frank die telegrafische Mitteilung, dass Walter im Sterben liege. Frank und Leola reisten nach Baeza, wo Walter am 12. November im Alter von 35 Jahren starb. Der Arzt teilte dessen Ehefrau Leola mit, dass ihr Mann vergiftet worden sei. Walter soll noch auf seinem Sterbebett geäussert haben: "Ich vergebe meinen Mördern". Der Missionar wurde auf dem Friedhof von Baeza bestattet. Seine schwangere Ehefrau verliess mit ihren drei Kindern am 6. Januar 1915 Spanien und kehrte in die USA zurück.
Zwischen 1943 und 1945 wurde das Grab von Bond geschändet und seine Gebeine entfernt. Laut dem Präsidenten der spanischen Adventisten, Pastor Manos, sei es zu dieser Zeit in Spanien üblich gewesen, die Gräber von "Staatsfeinden", wozu Demokraten, Republikaner und auch Nichtkatholiken gehörten, zu zerstören, um ein weiteres Gedenken an sie zu verhindern. In den letzten Jahren habe die Stadtverwaltung von Baeza die Ehrenmauer errichtet, um an jene zu erinnern, die sich gegen das totalitäre Regime wandten oder die als "Schande" für Spanien angesehen worden seien.
In Spanien gibt es heute 15.070 erwachsen getaufte Siebenten-Tags-Adventisten in 105 Gemeinden, die von 62 Pastoren betreut werden. Die dortige Freikirche unterhält ein Theologisches Seminar, ein Gymnasium, eine Mittelschule, vier Grundschulen, ein Gesundkostwerk, ein Altenheim, ein Verlagshaus, ein Medienzentrum mit Fernseh- und Radiostudios sowie eine Rundfunk- und TV-Station in Valencia.
1992 hatte der Staat ein Abkommen mit der Föderation Evangelischer Glaubensgemeinschaften (FEREDE) geschlossen, das eine Gleichbehandlung mit der römisch-katholischen Kirche vorsieht, das jedoch nur zögerlich umgesetzt werde, wie Protestanten wiederholt bemängelten. Zur FEREDE gehören unter anderem die Evangelische Kirche Spaniens, Pfingst- und Täufergemeinden, die Siebenten-Tags-Adventisten sowie weitere Freikirchen.