Voraussichtlich im Jahr 2018 bekommen die weltweit etwa 14 Millionen koptischen Christen ihre erste eigene Bibelübersetzung in der koptischen Liturgiesprache Bohairisch. Bei dieser Sprache handelt es sich um einen einst im ägyptischen Nildelta gesprochenen Dialekt.
Bis heute gab es zwar einzelne Übersetzungen von biblischen Texten in verschiedene koptische Dialekte, jedoch existiert noch keine zusammenhängende Übersetzung in der heute verwendeten Liturgiesprache Bohairisch. Die Kopten benutzen bislang eine arabische Ausgabe ihrer Bibel.
Wie am ersten koptischen Familien-Welttreffen im deutschen Kloster Brenkhausen bekannt gegeben wurde, soll die Bibelübersetzung unter der Leitung von Rainer Hannig, Professor für Ägyptologie an der Universität Marburg und Bischof Damian, dem Geistlichen Oberhaupt der rund 7'000 Kopten in Deutschland, von einer 30-köpfige Bibelkommission aus Übersetzern, Bibliothekaren und Theologen erarbeitet werden. Das acht Jahre dauernde Übersetzungsprojekt wird rund 670.000 Franken kosten.
"Es soll eine Volksbibel werden. Eine Bibel für jedermann", berichtete Hannig. Denn "eine gute Bibelübersetzung fördert das Interesse am Christentum und schafft Gemeinsamkeit für die in aller Welt verstreut lebenden Kopten," so der Ägyptologe Hannig.
Das koptische Christentum gehört zur orientalisch-orthodoxen Kirchenfamilie. Geleitet wird die Koptisch Orthodoxe Kirche von Papst Schenuda III., mit Sitz in Kairo. Sie wird auch die Kirche der Märtyrer genannt, weil sie nie Staatskirche gewesen ist, sondern sich von Anbeginn in einer Umwelt behaupten musste, die dem Christentum feindlich gegenüberstand.
Die Koptische Orthodoxe Kirche ist Gründungsmitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) sowie Mitglied der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC). Im April haben die Kopten wegen Streitigkeiten mit dem Griechisch Orthodoxen Patriarchen von Jerusalem Theophilos überraschend ihre Mitgliedschaft im Nahöstlichen Kirchenrat (MECC) ruhen lassen.
Der Ausdruck Kopten (Ägypter) bezeichnete ursprünglich diejenigen Einwohner Alexandriens und Ägyptens, die die ägyptische Sprache verwendeten. Noch in römischer, byzantinischer und frühislamischer Zeit wurde das Wort ohne Rücksicht auf die Religionszugehörigkeit gebraucht. Die koptische Sprache entstand aus dem Ägyptischen. Seit der zunehmenden Arabisierung und Islamisierung Ägyptens wird der Begriff allein für die Christen der koptischen Kirchen verwendet.
In Ägypten leben heute schätzungsweise zwischen 10 und 12 Millionen Kopten, weitere rund zwei Millionen befinden sich in der Diaspora.