Mexiko: Mit Kirchenbaumaterial gegen Polizisten <br> Bei Gefängnisrevolte in Chiapas 40 Polizisten verletzt

Tuxtla Gutierrez, Chiapas/Mexiko | 26.07.2010 | APD | International

Mindestens 40 Polizeibeamte und eine unbekannte Anzahl Häftlinge wurden bei einem Aufstand im Gefängnis "Nr. 14 - El Amate "im mexikanischen Bundesstaat Chiapas verletzt. Dies teilten die Behörden am 25. Juli mit.

Mehr als 2.100 Beamte der Bundespolizei und lokaler Polizeibehörden waren daran beteiligt, die Haftanstalt wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Polizei musste während der Niederschlagung des Aufstandes jedoch keine Waffen oder Tränengas einsetzen.

"Die Polizeikräfte wurden während der Erstürmung mit Klumpen von rund 4.000 Betonblöcken beworfen, welche von den Insassen in den letzten Monaten hergestellt wurden, um auf dem Gefängnisgelände eine Kapelle der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zu bauen", sagte ein Behördensprecher.

Auf dem rund 40 Hektaren grossen Gelände (davon 6 Hektaren Gebäude) des El Amate-Gefängnis fand die Polizei einen Tunnel, der für einen Massenausbruch vorbereitet wurde. Das Hochsicherheitsgefängnis, in Mexiko auch Anstalt für soziale Wiederanpassung genannt, befindet sich, in der Stadt Cintalapa.

Die Gefängnisrevolte brach am 22. Juli wegen der Verlegung eines Häftlings aus. Für viele Besucher, darunter 105 Frauen und 90 Kinder, wurde der Aufstand zur Falle, denn sie konnten die Haftanstalt nicht mehr verlassen. Alle vorübergehend als Geiseln genommenen Gefängnisbesucher wurden von den Polizeikräften befreit.

Nach Angaben der chiapanekischen Regierung handelte es sich beim Anführer der Revolte um Ermidio Castro Rangel, der wegen krimineller Verschwörung und Erpressung seine Strafe absitzt. Seit sechs Jahren kontrolliert Rangel als "selbsternannter Regierungschef" durch ständige Unterdrückung und Erpressung die Gefängnisinsassen.

Rangel und sieben weitere Häftlinge wurden in Sonderhaft genommen, nachdem sie von Mitgefangenen als Rädelsführer identifiziert wurden.

Die Gefangenen von El Amate wurden inzwischen auf andere Haftanstalten in Mexiko verteilt.

Bei der Rückeroberung des Gefängnisses konnte die Polizei fünf Tränengaskanister, eine Brandbombe, zwei Gewehre sowie Messer, Munition, Kokain und Marihuana beschlagnahmen.

Für mittelamerikanische Verhältnisse ist es durchaus üblich, dass christliche Kirchen in grösseren Gefängnissen über eigene Versammlungsräume wie Kapellen oder Kirchen verfügen, was der seelsorgerlichen Betreuung von Gefangenen sehr entgegenkommt. Im vorwiegend katholischen Bundesstaat Chiapas leben beispielsweise über 180.000 erwachsen getaufte adventistische Christen.


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