Humanitäre Hilfe trotz Widerwärtigkeiten <br> ADRA hilft im Jemen 300'000 Binnenflüchtlinge zu ernähren

In Bürgerkriegsituationen, wie dies im nördlichen Jemen der Fall ist, leidet die Zivilbevölkerung am meisten und wird im eigenen Land zu Vertriebenen. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln von 300'000 dieser sogenannten Binnenflüchtlingen (IDPs) gestaltet sich zu einer komplexen logistischen und koordinatorischen Herkulesaufgabe. Das Hauptproblem bildet die fehlende Sicherheit angesichts der ständig wechselnden Angriffe der Aufständischen.

Das UNO Welternährungsprogramm (World Food Programm WFP) versorgt die Binnenvertriebenen zusammen mit zwei Nichtregierungsorganisationen: ADRA Jemen (Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe) und Islamic Relief. Sie sorgen gemeinsam für eine möglichst gerechte Verteilung der Lebensmittel. Es brauchte ein kluges Taktieren mit den Konfliktparteien, um die Reichweite der Hilfe aufrecht zu erhalten oder auszudehnen und um möglichst viele Familien zu versorgen, so ein Hilfswerkvertreter. Darunter befänden sich auch 60'000 Kinder unter fünf Jahren.

Die Versorgungsgebiete erstrecken sich laut Giancarlo Cirri, dem WFP Vertreter in Jemen auf die Verwaltungsgebiete Hajjah, al-Jawf, Saada, Sanaa und Amran.

Becky de Graaff, die Geschäftsleiterin von ADRA Jemen, veranschaulichte die Probleme beim Helfen. In das al-Jawf Verwaltungsgebiet zu gelangen, wo gemäss der UNO-Flüchtlingshilfe (UNHCR) 17’800 Binnenflüchtlinge leben, sei ein gewaltiges Unterfangen. Die andauernden Stammesfehden machten das Gebiet unsicher und der Zugang werde durch den Konflikt zwischen den Houti Rebellen und der Armee stark eingeschränkt.

«Das Fehlen von staatlichen Gesetzen erfordert geschicktes Lavieren, Diskretion, Geduld und die Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen und gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Und das auch dann, wenn einem das Fahrzeug weggenommen oder Gegenstände entwendet werden, die für eine andere Zielgruppe bestimmt sind», sagte die ADRA Geschäftsleiterin.

«Eine Essensration für IDPs besteht aus Weizenkörnern oder angereichertem Weizenmehl, Hülsenfrüchten, vitaminisiertem Pflanzenöl, Zucker und Salz», erläuterte Cirri. Er fügte an, dass Kinder unter fünf Jahren, wegen der weit verbreiteten Unterernährung, zusätzliche Rationen erhalten.

Laut Cirri werden Getreide und Salz im Jemen beschafft. Die restlichen Waren würden regional oder international besorgt. Das WFP achte darauf, günstig einzukaufen und dabei möglichst wenig Geld für Transportkosten auszugeben.

Die grössten Herausforderungen seien mangelnde Geldmittel seitens der internationalen Geberstaaten, Sicherheitsprobleme und blockierte Zufahrtswege, so die Vertreter der beteiligten Nichtregierungsorganisationen.

Um zu verhindern, dass die Hilfeleistungen ganz eingestellt würden, müssten seit Mai 2010 die Essensrationen halbiert werden. «Das bedeutet für die Bedürftigen», wie die WFP Mitarbeiterin Maria Santamarina sagte, «dass sie nur noch 1'050 Kilokalorien erhalten, anstatt der Minimumration von 2'100 Kilokalorien pro Tag».

Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA (Adventist Development and Relief Agency) ist das weltweite Hilfswerk der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
ADRA bildet ein Netzwerk von etwa 120 nationalen ADRA-Büros und gewährt Hilfe ohne Rücksicht auf politische und religiöse Anschauung oder ethnische Herkunft.
ADRA Jemen im Internet (auf Englisch): www.adra-te.org/pages/yemen.html

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