Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat eine «Durchsicht der Lutherbibel» beschlossen und einen Lenkungsausschuss unter Leitung von Landesbischof i. R. Dr. Christoph Kähler eingesetzt, dem unter anderem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Exegese, Praktische Theologie, Liturgik und Germanistik angehören. Die Arbeit an der Lutherbibel soll noch vor Ende der Lutherdekade 2017 fertig gestellt werden.
Laut dem Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft und ständigem Gast im Lenkungsausschuss, Pfarrer Klaus Sturm (Stuttgart), gehe es nicht um eine Revision des Luthertextes, bei der auch tiefer gehende sprachliche Anpassungen vorgenommen würden. «Bei der bevorstehenden Durchsicht sollen neueste Erkenntnisse aus Exegese und Textkritik möglichst so eingearbeitet werden, dass der vertraute Wortlaut der Lutherbibel erhalten bleibt». Nur zwingend erforderliche Änderungen fänden deshalb Eingang in das theologisch und kulturhistorisch bedeutsame Erbe Luthers. Eine Durchsicht sei deshalb nicht so umfangreich wie eine Revision, in der Durchführung aber kaum weniger anspruchsvoll, so Sturm.
Die Lutherbibel geht auf die Übersetzungen Martin Luthers und seiner Mitarbeiter in den Jahren 1521 bis 1545 zurück. Die Übersetzung des Neuen Testaments erschien im September 1522 (Septembertestament). In den folgenden Jahren wurden kontinuierlich weitere Bücher der Bibel übersetzt, bis 1534 die erste Gesamtausgabe herauskam. Im Jahr 1545 erschien die letzte von Luther selbst durchgesehene Gesamtausgabe. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Lutherbibel in den evangelischen Gebieten Deutschlands das wichtigste Haus- und Volksbuch. Dann führten eine beschleunigte Sprachentwicklung und ein einschneidender Traditionsabbruch dazu, dass die Originalsprache Luthers immer schwerer verständlich wurde. Die historische Übersetzung Martin Luthers wurde mehrmals schonend dem gewandelten Sprachgebrauch angepasst. Dieser Prozess einer «Revision» der Lutherbibel ist 1984 zum Abschluss gekommen. Im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Rechtschreibung 1999 wurde der Text noch einmal durchgesehen.