Die Kirchenunion der Waldenser und Methodisten in Italien will sich während ihrer am 22. August beginnenden einwöchigen Synode mit der Frage der liturgische Segnungshandlung für gleichgeschlechtliche Paare befassen. Dieses Thema werde voraussichtlich im Zentrum der Synodeberatungen im norditalienischen Torre Pellice, sagte eine Sprecherin der Vereinigung Evangelischer Kirchen in Italien (FCEI).
Ziel sei, einheitliche Leitlinien für den Umgang mit Segnungswünschen homosexueller Paare zu schaffen. Bisher obliege es den einzelnen Pastoren, von Fall zu Fall und in Rücksprache mit der Kirchenleitung angemessene Lösungen zu suchen. Die Sprecherin betonte zugleich, bei den Segnungen handle es sich nicht um Trauungen nach römisch-katholischem Verständnis.
Schon im Vorfeld hatte die Moderatorin des Leitungsgremiums der Waldenser, Maria Bonafede, auf die seelsorgliche Verantwortung gegenüber Homosexuellen hingewiesen. Die Frage der Offenheit für diese Personen sei bereits seit geraumer Zeit geklärt. Jetzt gehe es um die "Segnung der Verbindung von Menschen, die vor Gott und ihrer Glaubensgemeinschaft ihren Willen zu einem gemeinsamen Lebensweg bezeugen wollen", so Bonafede. Das sei jedoch keineswegs gleichbedeutend mit einer Ehe. Diese werde von den protestantischen Kirchen ohnehin nicht als Sakrament angesehen.
Anfang April war in einer Waldenserkirche in Trapani die Lebensgemeinschaft einer aus Deutschland stammenden lutherischen Pfarrerin mit einer Partnerin gesegnet worden. Der für Italien beispiellose Vorgang erregte landesweit Aufmerksamkeit. Auch damals stellte die Kirchenleitung klar, es handle sich nicht um eine Trauung. Zugleich verwies sie auf einen früheren Synodenbeschluss, demzufolge "die menschliche Liebesbeziehung, wenn sie in voller Wechselseitigkeit und Freiheit gelebt wird, von der Verheissung Gottes getragen" sei. Auf der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien (ELKI) vom Mai 2010 in Mai in Verona wurde dann ein Beschluss zu „Lebensgemeinschaften“ gefasst, der besagt, dass alle Personen, ohne Diskriminierung jeglicher Art, das Recht haben, im Glauben begleitet zu werden. Besonders wird in dem Beschluss jedoch bekräftigt, dass sich gleichgeschlechtliche Paare in verbindlichen Lebensgemeinschaften in einem Gottesdienst segnen lassen können.
Die seit 2006 zur Vereinigung Evangelischer Kirchen in Italien als Beobachter zählende Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten lehnt hingegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften als eine Form nicht-ehelicher Lebensgemeinschaften ab. In Italien gibt es rund 10.000 Adventisten, darunter 8.760 erwachsen getaufte Mitglieder in 107 Kirchengemeinden.
Auch andere christliche Kirchen wie die römisch-katholische Kirche, alle östlich-orthodoxen Kirchen und alle altorientalischen Kirchen, haben entsprechende ablehnende Beschlüsse gefasst oder vertreten eine ablehnende Position.
Zur Vereinigung Evangelischer Kirchen in Italien (FCEI) gehören zehn Kirchen und Gemeinden. Ihre 65.000 Mitglieder - darunter Baptisten, Methodisten, Lutheraner und Waldenser - stellen etwa ein Fünftel aller Protestanten in Italien. Rund 80 Prozent der 60 Millionen Einwohner sind römisch-katholisch und etwa 0,5 Prozent evangelisch. 16 Prozent sind konfessionslos und 3,5 Prozent gehören anderen Kirchen bzw. Religionen an.
Weltweit zählt die Waldenserkirche heute etwa 98.000 Mitglieder, davon allein 47.500 in Italien, wo sie seit 1979 mit den Methodisten eine gemeinsame Kirche bilden, die Chiesa Evangelica Valdese (englisch Union of the Methodist and Waldensian Churches).