Mit dem „Aufruf zur Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe, die einberufen werden kann, sobald eine Krise auszubrechen droht, in der Christen und Muslime in Konflikt miteinander stehen“, endete am 4. November in Genf eine internationale Konsultation über muslimisch-christliche Beziehungen, wie der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) mitteilte.
An der viertägigen Konsultation am Ökumenischen Zentrum in Genf, dem Sitz des ÖRK, zum Thema „Gemeinschaften verändern: Christen und Muslime bauen eine gemeinsame Zukunft“, nahmen rund 60 muslimische und christliche Führungspersönlichkeiten und Gelehrte teil.
Die Religionsvertreter verurteilten den Terroranschlag vom 31. Oktober, auf die Syrisch-katholische Sajedat al-Nadschah-Kirche in Bagdad, bei dem 58 Menschen getötet wurden. Bewaffnete Täter hatten die Gottesdienstbesucher als Geisel genommen, worauf die staatlichen Sicherheitskräfte die Kirche gestürmt hatten, um die Geiselnahme zu beenden.
In einer gemeinsamen Erklärung, stellten die Teilnehmenden fest, dass „die Religion häufig für die Entstehung von Konflikten verantwortlich gemacht wird, auch wenn andere Faktoren, wie ungerechte Ressourcenverteilung, Unterdrückung, Besetzung und Ungerechtigkeit, die wirklichen Ursachen des Konflikts sind. Wir müssen Wege finden, wie wir die Religion von dieser Rollenzuweisung ‚befreien’ und sie wieder für ihre Rolle der Konfliktbeilegung und mitfühlenden Gerechtigkeit ‚freimachen’ können.“
Die Erklärung verweist auch auf die „Bedeutung einer sachlichen und ausgewogenen Aufklärung über die Religion des ‚Anderen’ auf allen Ebenen“ religiöser Unterweisung und Ausbildung.
Die Gruppe empfiehlt, dass die Organisatoren der Konsultation – der ÖRK, die in Lybien angesiedelte "World Islamic Call Society" (WICS), das Konsortium für „Ein gemeinsames Wort“ und das jordanische Königliche Aal al-Bayt-Institut – gemeinsam ein Projekt in Angriff nehmen sollten, um den Austausch über Erfahrungen „des konstruktiven Zusammenlebens in pluralistischen Gesellschaften“ und bewährte Praktiken beim Aufbau einer „Kultur des Dialogs und der interreligiösen Zusammenarbeit“ zu fördern und sich gemeinsam sozialen und ökologischen Anliegen zu widmen. Beim Konsortium für „Ein gemeinsames Wort“ handelt es sich um die Gruppe islamischer Religionsgelehrten, die 2007 einen "Offenen Brief und Appell für den interreligiösen Dialog" an Papst Benedikt XVI. und Vertreter christlicher Kirchen und Glaubensgemeinschaften gerichtet hatten.