„Gibt es Hoffnung beim Thema ‚Abendmahl/Eucharistie‘?“, fragte der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Professor Dr. Friedrich Weber (Wolfenbüttel), bei der Darlegung seines Berichts vor der 11. Generalsynode der VELKD in Hannover. Die unterschiedlichen Positionen zwischen der römisch-katholischen Kirche und den lutherischen Kirchen seien bekannt, aus der jeweiligen Binnenperspektive theologisch durchaus begründbar und auch gegenseitig zu respektieren.
Das sei auch während des Zweiten Ökumenischen Kirchentages im Mai dieses Jahres in München geschehen. „Wir haben nicht gemeinsam mit römisch-katholischen Amtsträgern Abendmahlsfeiern durchgeführt“, betonte Weber. „Sehr wohl haben wir allerdings von evangelischer Seite aus bei evangelisch verantworteten Abendmahlsfreiern alle getauften Christen zum Abendmahl eingeladen, wie wir es sonst auch tun.“ Damit sollte nicht gegen römisch-katholische Regeln verstossen werden, sondern „wir wollten unseren eigenen Überzeugungen treu bleiben“.
Beim Thema Abendmahl/Eucharistie sehe Weber Möglichkeiten für einen Fortschritt. In den traditionellen Kontroversen bei dieser Thematik „ist nach Einschätzung der Experten mittlerweile durch die diversen Lehrgespräche ein differenzierter Konsens erreicht, der eigentlich die Feststellung ermöglicht, dass in der Lehre vom Herrenmahl zwischen römisch-katholischer Kirche und evangelisch-lutherischen Kirchen keine aktuellen Gegensätze von kirchentrennender Bedeutung vorliegen“. Inhaltlich liege man im Abendmahls- beziehungsweise Eucharistieverständnis „nicht mehr weit auseinander“.
Aus lutherischer Sicht wäre es laut Bischof Weber also an der Zeit, einen Prozess zu einer „Gemeinsamen Erklärung zum Abendmahl beziehungsweise zur Eucharistie“ in Gang zu setzen, analog der 1999 vom Lutherischen Weltbund und der römisch-katholischen Kirche in Augsburg unterzeichneten „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“. Eine solche Gemeinsame Erklärung zum Abendmahl könnte unter anderem zeigen: Der Streit und die gegenseitigen Verurteilungen in der Frage um die Darreichung in beiderlei Gestalt, also Brot und Kelch, sei durch die Bestimmungen des Zweiten Vatikanischen Konzils und durch Grundsatzüberlegungen zum stiftungsgemässen Gebrauch des Herrenmahls im Wesentlichen behoben. Auch in der Frage der wirklichen Gegenwart Jesu Christi, der sich in der Kraft des göttlichen Geistes unter Brot und Wein zum Empfang darbiete, sei ebenso grundsätzliche Übereinstimmung erzielt wie in der Messopferfrage. Erste Entwürfe zu solch einer neuen Gemeinsamen Erklärung lägen bereits vor.
Ein Hauptproblem für eine derartige Erklärung sieht Bischof Weber darin, dass die Lehre vom Abendmahl in engem Sachbezug zur Ekklesiologie, der Lehre von der Kirche, stehe. „Die zwischen unseren Kirchen bisher ungelösten Differenzen in der Lehre von der Kirche und vom kirchlichen Amt wirken sich entsprechend auch auf Theorie und Praxis des Herrenmahls aus.“
Eine theologische Erklärung ohne irgendwelche Folgen in Fragen der eucharistischen Gastfreundschaft oder des gemeinsamen Abendmahls in konfessionsverschiedenen Ehen dürfte evangelischen Christinnen und Christen und wohl auch weiten Kreisen in der römisch-katholischen Kirche kaum vermittelbar sein, gab Weber zu bedenken. Es gebe jedoch keine Anzeichen dafür, dass für Rom im Moment derartige Spielräume denkbar seien. „Doch das darf uns nicht daran hindern, auf nationaler Ebene an diesem Thema intensiv und geduldig weiterzuarbeiten“, so Weber.
Im Blick auf fünf Jahre Pontifikat Benedikt XVI. hält es der Catholica-Beauftragte „insgesamt nicht für ausgeschlossen, dass es in der Ökumene noch zu Weiterentwicklungen kommt; das traue ich Papst Benedikt durchaus zu. Schnelle Fortschritte in ekklesiologischen und sakramentstheologischen Lehrfragen sehe ich allerdings im Moment nicht“.
Die Ökumene besitze für die (katholische) Deutsche Bischofskonferenz (DBK) einen „hohen Stellenwert“, betonte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle in seinem Grusswort im Auftrag der DBK anlässlich der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover. Er appellierte jedoch, in dem Prozess des ökumenischen Dialogs „realistisch voranzuschreiten“. Es gebe nach wie vor offene Fragen, die mit grosser Beharrlichkeit, gegenseitigem Respekt und theologischer Redlichkeit weiter bearbeitet werden müssten.