„Religion gehört in die Öffentlichkeit, denn sie gehört zu unserem Leben“, forderte der Berliner Innensenator Dr. Ehrhart Körting in dem Podiumsgespräch „Bilder – Zerrbilder – Feindbilder: Wie Christen, Juden und Muslime sich sehen“ während des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Dresden. Der Islam, so Körting, habe in Deutschland mit Vorurteilen zu kämpfen, weil gläubige Menschen nicht zum öffentlichen Leben gehörten. „Wenn wir jetzt wahrnehmen, dass es gläubige Menschen gibt, die in die Moschee gehen, hilft das vielleicht sogar den Kirchen“, führte der Innensenator aus.
Nach den Worten des Generalsekretärs des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, leide die öffentliche Wahrnehmung des Islams darunter, dass das religiöse Leben der muslimischen Gemeinschaften in den Medien nicht repräsentiert sei. Stattdessen werde der Islam auf Problembereiche wie Gewalt und Zwangsheirat reduziert. „Wir müssen uns fragen“, erklärte Mazyek, „welchen Stellenwert Religion in unserer Gesellschaft hat und wie wir mit der multireligiösen Gesellschaft umgehen, die wir nun einmal haben. Reicht das, was die Verfassung an Grundwerten bietet, dafür aus?“ Diese Fragen würden nach Mazyek auf dem Rücken der Muslime diskutiert, wobei der Islam lediglich als Projektionsfläche fungiere.
Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, appellierte an die Verantwortung des Einzelnen, Sichtweisen zu prüfen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Zudem sei es notwendig, fundamentalistische Tendenzen auch in der eigenen Religion wahrzunehmen. Diese gebe es im Judentum, Christentum und Islam.
Dr. Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, schlug als Ausweg aus der Islamfeindlichkeit vor, Muslimen gleiche Rechte wie den christlichen Kirchen einzuräumen. Muslimischer Religionsunterricht und muslimische Wohlfahrtseinrichtungen könnten das Bild vom Islam positiv prägen. Zudem trage Bildung zur Überwindung von Feindbildern bei. So hätten Studien ergeben, dass Kinder, die den evangelischen Religionsunterricht besucht haben, andere Religionen differenzierter wahrnehmen könnten und eine höhere interreligiöse Kompetenz erlangt hätten.