Zum zweiten Mal war eine Delegation der „Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung der Protestantischen Kirche" (TSPM) und des „Chinesischen Christenrates" (CCC) Anfang Oktober Gast im Verwaltungsgebäude der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten in Silver Spring, Maryland/USA. Bereits im Juni/Juli letzten Jahres besuchte eine Gastdelegation von Vertretern der TSPM und des CCC die Weltsynode der Adventisten in Atlanta, Georgia/USA, und überbrachte anschliessend in Silver Spring dem Präsidenten der Generalkonferenz, Pastor Ted N. C. Wilson, die Einladung zu einem offiziellen Besuch in die Volksrepublik China. Diesmal sei es um die Vorbereitung der Reise von Wilson und einer kleinen Delegation im März/April 2012 gegangen, teilte „Adventist News Network“ (ANN) mit.
Pastor Wilson dankte den Gästen für ihre Hilfe bei den Reiseplanungen. „Wir sind dankbar, dass wir diesen Kontakt haben und mittels des Chinesischen Christenrates, der offiziellen Organisation der Protestanten, adventistische Gläubige besuchen können.“ Der Leiter der chinesischen Delegation, Pfarrer Shen Xuebin, Vorsitzender des Schanghaier Komitees der TSPM, habe laut ANN darauf hingewiesen, dass es in der Volksrepublik etwa 23 Millionen protestantischer Christen gebe. „Christen stellen dennoch eine Minderheit in China dar. Die meisten Menschen sind dort Atheisten“, so Shen.
Die Adventisten sind in der Volksrepublik China eine wachsende Religionsgemeinschaft mit etwa 400.000 Gläubigen in rund 4.000 Gemeinden, einschliesslich sogenannter „Hauskirchen". 1958 übernahm zwar die Patriotische Protestantische Drei-Selbst-Be¬wegung (TSPM) mit ihren Prinzipien Selbstunterhaltung, Selbstverwaltung und Selbstverbreitung für alle protestantischen Kirchen die Verantwortung, sodass die einzelnen Konfessionen ihre Eigenständigkeit verloren. Die chinesischen Adventisten feiern jedoch nicht wie andere Protestanten den Gottesdienst am Sonntag, sondern nach wie vor am Samstag, dem biblischen Sabbat, und behielten ihre Identität.
Der 1980 gegründete Chinesische Christenrat (CCC) versteht sich als Dachorganisation und Dienstleistungseinrichtung für die Protestanten in der Volksrepublik einschliesslich der drei evangelischen Denominationen die „Wahre Kirche Jesu", die „Kleine Herde" und die Siebenten-Tags-Adventisten, die sich nur partiell mit dem CCC verbunden fühlen. Diese drei Kirchen haben auch in der sogenannten „post-konfessionellen" Einheitsphase weitgehend ihre theologische Unabhängigkeit bewahrt.
Während die Generalkonferenz schon seit Mitte der 1990er Jahre Kontakt mit dem CCC und der TSPM hat, war es 2010 das erste Mal, dass die beiden Organisationen Gäste zu einer adventistischen Weltsynode entsandten und anschliessend im Verwaltungssitz der Weltkirchenleitung in Silver Spring empfangen wurden. Bereits im Mai 2009 nahm Wilsons Vorgänger, Pastor Jan Paulsen, als erster Generalkonferenzpräsident eine Einladung in die Volksrepublik China wahr. Dabei kam es in Schanghai zu einer Begegnung mit dem Präsidenten des Chinesischen Christenrates, Pfarrer Gao Feng. Während der einwöchigen China-Reise waren Paulsen und seine Delegation auch in Shenyang und Peking. Sie besuchten das Staatliche Büro für Religiöse Beziehungen, die protestantischen theologischen Seminare Nordost und Yanjing, verschiedene Christenräte und drei adventistische Gemeinden.