Afghanistan ist von einem schwelenden Krieg gekennzeichnet, stellte Heinz-Hartmut Wilfert (Weiterstadt), Pressesprecher der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland, fest. Viele Menschen würden deshalb aus den gefährdeten Provinzen in Regionen fliehen, die als relativ sicher gälten. Die Flüchtlinge hätten nicht viel, um sich an den neuen Wohnorten wieder eine Existenz aufzubauen. Viele von ihnen seien in Flüchtlingslagern und Kriegsruinen untergebracht. „Ihre Zelte sind kaum grösser als sechs Quadratmeter, und dort essen, schlafen, leben sie nicht selten mit bis zu vier Erwachsenen und zusätzlich bis zu sechs Kindern“, so Wilfert.
Die Männer verdienten auf Baustellen oder Märkten gerade so viel, dass ihre Familien nicht verhungern müssten. Doch der Winter stelle eine grosse Herausforderung dar. Tagestemperaturen von bis zu minus 20°C seien keine Seltenheit. Die Baustellen stünden still und auch die Märkte hätten kaum noch Bedarf an Tagelöhnern. Doch ohne ausreichende Einnahmen könnten sich die Menschen kaum Holzkohle zum Wärmen und Nahrungsmittel leisten. Oft stünden die Familienväter am Ende des Tages vor der Entscheidung, Holzkohle für die kalten Nächte oder etwas zu essen zu kaufen, teilte Wilfert mit.
Für die besonders schwierige Zeit im Winter stelle ADRA Deutschland jährlich Hilfsgüter für besonders bedürftige Menschen zur Verfügung. Alle Hilfsempfänger würden von den afghanischen Behörden vorgeschlagen. In Zusammenarbeit mit der lokalen Nichtregierungsorganisation RARA werde der Bedarf ermittelt. Ende 2011 hätten insgesamt 1.320 Familien – das seien über 9.000 Personen – in der Hauptstadt Kabul Hilfspakete erhalten. Sie bestünden aus sechs Paar Schuhen, vier Decken, zehn Quadratmeter Plastikplanen und 30 Kilogramm Holzkohle, informierte Wilfert. Zusätzlich biete ADRA jedes Jahr besonders armen Frauen, oft Witwen mit Kindern, die Möglichkeit, bei der Produktion von Decken zu helfen. „2011 konnten sich so 95 Frauen mit der Herstellung von insgesamt 5.280 Decken ihr Einkommen und damit das Überleben während des Winters für sich und ihre Familien sichern.“