Um ein Zeichen zu setzen, dass die Religionsfreiheit auch für Saudi Arabien gelten müsse, will die Initiative Liberaler Muslime Österreich (ILMÖ) eine Kirche für alle Christen in Saudi Arabien bauen, wie sie in einer Pressemitteilung vom 29. März mitteilte. Ihr Vorstoss sei auch eine Reaktion auf die kürzlich bekanntgewordene Forderung des saudischen Grossmuftis Abd al-Aziz Ibn Abdullah Al asch-Sheikh, alle christlichen Kirchen auf der Arabischen Halbinsel zu zerstören.
Nebst der Österreichischen und Deutschen Bischofskonferenz, welche die Fatwa des Grossmuftis scharf kritisiert haben, bezeichnet sie die "Türkisch Islamische Union in Österreich" (ATIB) als „unglücklich“. Laut ATIB verträten die Quellen des Islam die Unantastbarkeit und den Schutz von Gotteshäusern und des Glaubens. Sinngemäss stehe in der Sura 22/40: „Klöster, Kirchen, Synagogen und Moscheen, sind Orte in denen der Name Gottes erwähnt wird und sie stehen unter Schutz.“ Deshalb basiere die Fatwa des Grossmuftis auf keiner religiösen Grundlage und sei mit dem Verständnis des Islam unvereinbar ist. „Aus diesem Grund akzeptieren wir nicht eine Fatwa“, sagte Seyfi Bozkuş, Vorsitzender der Atib Union, „welche nicht im Einklang mit der universellen Botschaft des Islams“ stehe, Frieden und Wohlergehen der Menschheit sicher zu stellen.
Wie auch die Initiative der Liberalen Muslime Österreichs unterstrich, verbiete der Islam den Bau von Kirchen nicht. Die ILMÖ wolle im Mai bei den saudischen Behörden den Antrag auf einen Kirchenbau stellen und deren Reaktion abwarten. Es sei nicht einzusehen, so die Initiative, dass Saudi-Arabien den Bau von Moscheen und Gebetshäusern in Europa finanziere, die Errichtung von Kirchen im eigenen Land jedoch verbiete.