Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Kässmann (Hannover), will dazu beitragen, dass das Reformationsjubiläum 2017 zu einem weltweiten Ereignis werde. Auch in den USA und in anderen Ländern sollte dann der Thesenanschlag Martin Luthers vor 500 Jahren ebenfalls gefeiert werden. Das sagte Kässmann, die am 27. April ihr neues Amt als Luther-Botschafterin der EKD antritt, in einem Radiointerview anlässlich eines Besuchs bei ERF Medien (Wetzlar). Zudem liege ihr daran, die ökumenische Dimension des Jubiläums zu thematisieren. Dazu müsse es aber noch viele Gespräche mit der römisch-katholischen Kirche geben. Der Thesenanschlag des Reformators Martin Luther (1483-1546) gegen den Ablasshandel an der Schlosskirche in Wittenberg am 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der weltweiten Reformation.
Kässmann sagte, die Aufgabe als Reformations-Botschafterin freue sie sehr. „Ich habe grosse Lust dazu“, so die Theologin in dem Radiointerview. Zu ihrem Auftrag gehöre es zu predigen, Vorträge zu halten, zu schreiben und zu lesen. „Ich werde mein Bestes tun, dies auszufüllen“. Zwei Jahre nach ihrem Rücktritt als hannoversche Landesbischöfin und Ratsvorsitzende habe sie über ihre berufliche Zukunft entscheiden müssen. Optionen seien politische Ämter gewesen, aber auch freischaffend tätig zu sein oder an der Universität zu lehren. „Ich habe mich mein Leben lang als Frau der Kirche gefühlt“, so Kässmann. Deshalb habe sie die Anfrage des Rates der EKD als Lutherbotschafterin angenommen. Bis vor kurzem hatte die
53-Jährige eine Professur an der Universität Bochum inne.
Kässmann äusserte sich in einem Fernsehinterview auch zu ihrer Vortragsarbeit ausserhalb des kirchlichen Spektrums. „Ich nehme zurzeit am liebsten Einladungen von Menschen an, die etwas ferner vom binnenkirchlichen Milieu sind.“ Luthers Botschaft spreche den säkularen Menschen an, da viele zweifelten und sich fragten: „Macht mein Leben Sinn, wenn ich nicht mithalten kann, weil ich nicht die richtige Ausbildung habe? Ich habe meinen Arbeitsplatz verloren, bin erkrankt, habe eine psychische Krankheit, eine Behinderung. Meine Ehe scheitert, die Kinder sind nicht so, wie ich es mir gewünscht habe.“ Es gebe viele Menschen, die mit ihrem Leben haderten und nicht erfolgreich seien. „Diesen Menschen will ich sagen, Gott hat sich etwas dabei gedacht, auch wenn das Leben manchmal in Sackgassen gerät. Du bist etwas wert.“
Das Fernsehinterview mit Margot Kässmann ist am 7. April in der Sendung „Gott sei Dank!“ um 20 Uhr auf ERF 1 zu sehen.