Pastor Johannes Naether (51) Foto: Eli Diez-Prida (edp)

Norddeutscher Verband der Adventisten unter neuer Leitung

Geseke bei Paderborn/Deutschland | 25.04.2012 | APD | International

Frauen sollen als Pastorinnen ordiniert werden

Pastor Johannes Naether (51) ist neuer Präsident des Norddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten mit Sitz in Hannover. Die am 22. und 23. April in Geseke bei Paderborn tagenden 216 Delegierten der vier regionalen Freikirchenleitungen Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen, Hansa (Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern) sowie Berlin-Mitteldeutschland (Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) wählten ihn mit 162 Ja- und 33 Nein-Stimmen. Zum Norddeutschen Verband gehören 19.715 erwachsen getaufte Mitglieder in 345 Kirchengemeinden.

Johannes Naether ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Der gebürtige Kölner studierte zunächst Geschichte und Englisch in Köln und bereitete sich danach am damaligen adventistischen Theologischen Seminar Marienhöhe, Darmstadt, auf sein geistliches Amt vor. Als Pastor wirkte er 14 Jahre in Hannover, Gifhorn und Braunschweig. Seit 2001 war er Vorsteher der Siebenten-Tags-Adventisten in Niedersachsen und Bremen.

Naether löst Pastor Klaus van Treeck (59) ab, der seit 2004 dem Norddeutschen Verband vorstand. Er stellte sich den Delegierten nicht zur Wiederwahl, da er “die nächsten sechs Jahre seines Berufslebens mit neuen Herausforderungen füllen” wolle. Van Treeck wird Leiter der beiden Institute für Weiterbildung (IfW) und Christliche Dienste (ICD). Träger der Einrichtungen sind die Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz. Das IfW ist für die Fortbildung der Pastoren und Pastorinnen und das ICD für die Weiterbildung ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kirchengemeinden zuständig. Der bisherige Leiter der Institute, Dr. Roland E. Fischer, wurde als Dozent für Pastoraltheologie an die adventistische Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg berufen.

Pastor Friedbert Hartmann (53) wurde in seinem Amt als stellvertretender Präsident und Sekretär (Geschäftsführer) des Norddeutschen Verbandes für weitere fünf Jahre mit 184 Ja- und 19 Nein-Stimmen bestätigt; ebenso Schatzmeister Günter Brecht (63) mit 189 Ja- und 16 Nein-Stimmen. Wiedergewählt wurden als Abteilungsleiter Annekatrin Blum (Frauen), Pastor Karl-Heinz Walter (Kommunikation) und Pastor Wilfried Schulz (Missionarischer Gemeindeaufbau). Neu in der Abteilung Jugend, Pfadfinder und Kinder ist Pastor Bert Seefeldt (35), der bisher diese Aufgabe für die regionale Freikirchenleitung Niedersachsen und Bremen wahrnahm. Gewählt wurde außerdem der aus 31 Personen bestehende Verbandsausschuss als oberstes Gremium zwischen den alle fünf Jahre stattfindenden Delegiertenversammlungen.

Mit 160 Ja- und 47 Nein-Stimmen beschlossen die Delegierten, dass innerhalb des Norddeutschen Verbandes auch Pastorinnen, wie ihre männlichen Kollegen ordiniert werden. Das Votum entspricht damit nicht der Beschlusslage der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten.

Frauen können nach ihrem Theologiestudium in der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten zwar als Pastorin “gesegnet” werden und damit fast alle Amtshandlungen, wie Taufe, Abendmahl, Trauung und Beerdigung, vornehmen; doch ordiniert werden nur männliche Geistliche. Damit ist Pastorinnen auch das Amt des Präsidenten und seines Stellvertreters einer regionalen oder überregionalen Freikirchenleitung verwehrt, das eine Ordination erfordert.

Während die Ordination von Pastoren weltweit innerhalb der Freikirche Gültigkeit hat, können Frauen als Pastorinnen nur in den Gebieten wirken, die zu einer Kirchenleitung gehören, welche die Segnung praktiziert. Die Weltsynoden der Adventisten 1990 in Indianapolis/USA und 1995 in Utrecht/Niederlande hatten die Ordination von weiblichen Geistlichen mehrheitlich abgelehnt. Die Zulassung von Frauen, die als ordinierte Pastorinnen amtieren, ist außerhalb von Nordamerika, Westeuropa, China und Australien/Ozeanien, wo nur etwa 13 Prozent der weltweit rund 17 Millionen erwachsen getauften Mitglieder leben, äußerst umstritten.

Dennoch wurde während der Weltsynode 2010 in Atlanta/USA beschlossen, dass die adventistische Andrews Universität in Berrien Springs, Michigan/USA, einen Forschungsauftrag zum Begriff Ordination erhält. Es soll geklärt werden, wie die Freikirche in einer sich ändernden Welt mit Ordinationen umgehen müsste. Im Hintergrund stehe die Frage, ob die bisherige Praxis, nur Männer zum Pastorenamt zu ordinieren, die Bibel im vollen Umfang abdecke. Die Ordinationsfrage werde daher ein Thema der nächsten Weltsynode im Jahr 2015 sein.

Ein Antrag, dass künftig von 100 Delegierten der alle fünf Jahre stattfindenden Delegiertentagung des Norddeutschen Verbandes 40 Frauen sein sollten, wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Dagegen stimmten die Delegierten den Leitlinien des Norddeutschen Verbandes für die Jahre 2012 bis 2016 unter dem Motto “Gott und Menschen ganzheitlich dienen” zu. Erstmals wurden in Geseke von einem derartigen Gremium der Freikirche in Deutschland elektronische Stimmkarten eingesetzt.

(5082 Zeichen)
© Nachrichtenagentur APD Basel (Schweiz) und Ostfildern (Deutschland). Kostenlose Textnutzung nur unter der Bedingung der eindeutigen Quellenangabe "APD". Das © Copyright an den Agenturtexten verbleibt auch nach ihrer Veröffentlichung bei der Nachrichtenagentur APD. APD® ist die rechtlich geschützte Abkürzung des Adventistischen Pressedienstes.