Etwa 300.000 Menschen seien im Jemen während der Auseinandersetzungen mit den Al-Houthi Rebellen von 2004 bis 2009 in andere Regionen des Landes geflohen, teilte Mirjam Greilich, Online-Redakteurin der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Deutschland, mit. Dort gebe es Zeltstädte für Binnenvertriebene, in denen bis heute über 100.000 Menschen lebten. Die Menschen seien bei Krankheit zum grössten Teil auf sich allein gestellt, denn der nächste Arzt wäre viel zu weit entfernt. Im September 2011 hätten verschiedene Hilfsorganisationen, darunter auch ADRA, ein Gesundheitsgutachten im Norden Jemens durchgeführt. Das Ergebnis: „Vor allem Frauen und Kinder haben kaum Zugang zu ausreichenden Gesundheitsmassnahmen, und das Geld für Medikamente fehlt“, so Greilich.
Deshalb habe ADRA Jemen auf Bitten des Hochkommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) im Mazraq Camp III, Distrikt Haradh im Nordwesten des Landes, eine Ambulanz aufgebaut. Sie beinhalte auch eine Apotheke und ein Labor. An fünf Tagen der Woche werde eine medizinische Versorgung für die Campbewohner und Anwohner umliegender Siedlungen und Dörfer angeboten. Das ausgebildete Fachpersonal bestehe laut Mirjam Greilich aus Männern und Frauen und stamme aus der Region. „Dadurch haben die Patienten keine Berührungsängste, und es gibt keine Verständigungsschwierigkeiten.“
Die Ärzte stellten medizinische Diagnosen, verschrieben Medikamente und führten kleinere Operationen durch. Ausserdem nutzten sie die Gelegenheiten zur Gesundheitsaufklärung der Patienten, indem sie auf die Gefahren durch verunreinigtes Trinkwasser hinwiesen und grundlegende Hygienemassnahmen erklärten. Da viele Kinder bislang nicht geimpft seien, würden auch Impftermine angeboten. Alle Behandlungen wären für die Bevölkerung kostenlos. Das Projekt komme über 11.000 Menschen zugute, darunter 38 Prozent Frauen und 41 Prozent Kindern.
Wie Mirjam Greilich mitteilte, fehle ADRA Jemen das nötige Geld, um die Ambulanz weiter aufrecht zu erhalten. Da die Menschen im Mazraq Camp III aber auf eine medizinische Versorgung angewiesen seien, wolle ADRA Deutschland mit Unterstützung des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland das Projekt weiterführen. Geplant sei zunächst, die Ambulanz bis Ende November finanziell zu unterstützen.