Die Sonntagsallianz, ein Netzwerk von 26 Organisationen, darunter Kirchen, politische Parteien, Gewerkschaften, Frauenverbände, Arbeitsmediziner und Suchtorganisationen, protestiere gegen den Entscheid der Wirtschaftskommission des Nationalrats, die Sonntagsarbeit im Detailhandel massiv auszubauen. Dieser Beschluss sei gesellschaftspolitisch bedenklich, undemokratisch und arbeitnehmerfeindlich, schreibt die Sonntagsallianz in einer Medienmitteilung. Sie fordere den Nationalrat auf, diesen fatalen Entscheid zu korrigieren und die Vorlage abzulehnen.
Eine Motion des Tessiner FDP-Politikers Fabio Abate wolle den Sonntagsverkauf unter dem Titel „Tourismusförderung“ in grossen Wirtschaftsräumen zulassen. Damit würde der Sonntagsverkauf mit einem Schlag praktisch in der ganzen Schweiz bewilligungsfrei möglich, so die Sonntagsallianz. Diese Neuerung sei gravierend, da er per Verordnung eingeführt werden könne, ohne dass das Volk etwas zu sagen habe, was brisant sei.
Der gemeinsame, arbeitsfreie Sonntag erfülle eine wichtige soziale und gesellschaftliche Funktion. Deshalb unterliege die Sonntagsarbeit im Arbeitsgesetz sehr strengen Einschränkungen. Laut Sonntagsallianz wachse seit einigen Jahren der Druck auf den arbeitsfreien Sonntag. Lange sei Arbeit am Sonntag nur dort erlaubt gewesen, wo sie zwingend notwendig gewesen sei, zum Beispiel im Gesundheitswesen. Nun bestehe die Absicht, sie auch für andere Branchen zu ermöglichen. Die 24-Stunden-Arbeitsgesellschaft sei die Folge. Arbeit gegen den sozialen oder biologischen Rhythmus mache aber häufig krank, so die Allianz. Für Angestellte im Detailhandel sei der Sonntag oft der einzige Tag, der regelmässig für die Familie oder die gesellschaftlichen Kontakte genutzt werden könne. Wenn der arbeitsfreie Sonntag wegfalle, würden die Arbeitsbedingungen im Verkauf noch schlechter.
Es sei nun am Nationalrat, ein Signal gegen die drohende 24-Stunden-Gesellschaft zu setzen und den arbeitsfreien Sonntag zu schützen, forderte die Sonntagsallianz.