Beim 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg feierte die am Grindelberg ansässige Gemeinde der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten einen Sabbatgottesdienst mit Abendmahl und Fusswaschung. Adventisten begehen den biblischen Sabbat von Freitagabend bis Samstagabend als Ruhetag.
Der Gottesdienst am Samstag war ein Programmpunkt des Kirchentags-Zentrums „Religiöse und kulturelle Vielfalt leben“, das die gastgebende Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland als Ausdruck der Vielfalt der religiösen Bekenntnisse in der Hansestadt initiiert hatte. Der evangelisch-lutherische Propst Matthias Bohl, der den Gottesdienst mitfeierte, dankte in einem Grusswort der Gemeinde, dass sie an dem Zentrum mitwirke. „Wir feiern in grosser Offenheit im Glauben an den Gott, den wir alle bekennen“, betonte Propst Bohl. Der adventistische Sabbatgottesdienst beim Kirchentag sei ein sichtbares Zeichen, dass die Siebenten-Tags-Adventisten Teil der Kirchen und Religionen Hamburgs sei.
Am Sabbat von der Last der Existenzsicherung befreit
In seiner Predigt zum Kirchentagsmotto „Soviel du brauchst“ (2. Mose 16,16) erläuterte der adventistische Gemeindepastor Dennis Meier, dass der Mensch gar nicht wisse, wie viel er benötige. Die Sorge um die eigene Existenzsicherung treibe ihn in eine Masslosigkeit, aus der er sich nicht selbst befreien könne. Das hätten Finanz- und Schuldenkrise erneut verdeutlicht. Erst wenn der Mensch das Angebot Gottes annehme, dass Gott für die Existenzabsicherung sorge, könne der Mensch erkennen, wie viel er brauche und dadurch das richtige Mass halten. Das verdeutliche auch der biblische Sabbatgedanke, so Pastor Meier. Das vierte Gebot lade den Menschen ein, am siebten Tag der Woche zu ruhen, so wie Gott nach sechs Schöpfungstagen geruht habe. „Israel damals und uns heute wird damit gesagt: wer dich gemacht hat, der weiss auch, was und wie viel du brauchst“, unterstrich Pastor Meier. Am Sabbat sei der Mensch von der Last der Existenzsicherung befreit, weil er zur Ruhe komme und innehalte. Adventisten feierten deshalb den Sabbat als Ruhetag, „nicht, weil man besser sein will oder gar gesetzlicher, sondern weil man um keinen Preis die Freiheit von der Sicherung der eigenen Existenzsicherung aufgeben möchte“, hob Meier hervor.
Fusswaschung und Abendmahl
Nach der Predigt wurden die Gottesdienstteilnehmer eingeladen, sich gegenseitig die Füsse zu waschen. Adventisten folgen damit dem Beispiel Jesu, der nach Johannes Kapitel 13 vor dem Abschiedsmahl seinen Jüngern die Füsse wusch. Anschliessend feierte die Gemeinde Abendmahl, das Adventisten in Anlehnung an die evangelisch-reformierte Tradition als Gedächtnismahl verstünden.
Bereits am Freitag fand in der Adventgemeinde Hamburg-Barmbek ein Feierabendmahl statt, mit dem die ortsansässigen Kirchengemeinden die Kirchentagsteilnehmer traditionell zu Abendgebet und gemeinsamen Essen einladen. Die adventistische Gemeinde in Barmbek gestaltete das Feierabendmahl als Feier zu Beginn des Sabbats, die mit Liedgesängen und vom Gemeindechor musikalisch gestaltet wurde. Textlesungen aus dem biblischen Schöpfungsbericht und dem Sabbatgebot in einer Fassung des jüdischen Religionswissenschaftlers Schalom Ben-Chorin thematisierten die Bedeutung des Ruhetags. Mit Worten des katholischen Theologen Romano Guardini beschrieb Pastor Reinhard Rupp, dass der Mensch am Sabbat den Urstand seiner Schöpfung wiederfinde, weil er die „Krone seines Herrentums“ vor Gott niederlege.
In der Freien und Hansestadt Hamburg zählt die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten insgesamt 1.260 erwachsen getaufte Mitglieder. Sie bilden neun Kirchengemeinden, von denen vier als anderssprachige Gemeinden eine besondere kulturelle Prägung hätten.