Im Rahmen seines Hauptreferats anlässlich der Tagung des Rates des Lutherischen Weltbundes (LWB) hat sich Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, mit der gemeinsamen 90-seitigen lutherisch/römisch-katholischen Publikation „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ befasst, die während der Tagung des LWB-Leitungsgremiums vorgestellt wurde. Koch brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass das Dokument auf lutherischer wie katholischer Seite, global wie lokal rezipiert werde.
Herausgeber der Veröffentlichung mit dem Titel „Vom Konflikt zur Gemeinschaft. Gemeinsames lutherisch-katholisches Reformationsgedenken im Jahr 2017" ist die Lutherisch/römisch-katholische Kommission für die Einheit. Sie nahm das 500. Reformationsjubiläum und das 50-jährige Bestehen des Dialogs zwischen beiden Konfessionen im Jahr 2017 zum Anlass, sich dem Thema zu widmen. Das Dokument baut insbesondere auf der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (GE) aus dem Jahr 1999 auf.
In seinem Referat befasste sich Kardinal Koch mit den Chancen, die ein gemeinsames lutherisch-katholisches Gedenken zum 500. Reformationsjubiläum bieten würde, sowie mit der Notwendigkeit, einander mit Blick auf die Bedeutung dieses Gedenkens für beide Seiten zuzuhören. Weiterhin erklärte er, es müsse wiederentdeckt werden, was Lutheraner und Katholiken gemeinsam hätten. Dazu müssten beide Konfessionen im Blick auf das bevorstehende Reformationsgedenken den Mut aufbringen, sich mit den Konflikten der Reformationsgeschichte auseinanderzusetzen. Und schliesslich sprach er von der Bedeutung des neuen Dokuments für den weiteren Dialogprozess.
Koch betonte, die Entscheidung der Lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit, ihren Dialog unter dem Arbeitstitel „Taufe und wachsende Kirchengemeinschaft“ mit dem Themenschwerpunkt Taufe fortzuführen, sei sehr zu begrüssen, da sie einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg der ökumenischen Verständigung zwischen Lutheranern und Katholiken darstelle, der schliesslich einmünden könnte in die Erarbeitung einer künftigen Gemeinsamen Erklärung über Kirche, Eucharistie und Amt.
In seiner Reaktion auf Kochs Hauptreferat verwies LWB-Präsident Bischof Dr. Munib A. Younan darauf, dass sich die lokalen Beziehungen zur katholischen Kirche in den Regionen und LWB-Mitgliedskirchen jeweils unterschiedlich gestalteten. „Nach meinem Empfinden kann dieses Dokument ein wichtiges Instrument sein, um die Beziehungen, und – noch wichtiger – das gemeinsame Zeugnis in allen Kontexten zu verbessern.“
Der Lutherische Weltbund ist eine weltweite Gemeinschaft lutherischer Kirchen. 1947 in Lund (Schweden) gegründet, zählt er inzwischen 143 Mitgliedskirchen, denen rund 70 Millionen Christen in 79 Ländern angehören. Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf.