In der Nacht vom 14. auf den 15. August ist während den Unruhen auf die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der 400.000 Einwohner-Stadt Asyut, rund 300 Kilometer südlich von Kairo, ein Brandanschlag verübt worden, bei dem die Kirchenräumlichkeiten total ausgebrannt sind. Nach Einschätzung der adventistischen Kirchenleiter in Ägypten sei der Anschlag nicht von einer organisierten, politischen Bewegung durchgeführt worden.
Adventistisches Pastorenehepaar von muslimischem Ehepaar gerettet
Nachdem das Kirchengebäude durch einen Mob in Brand gesteckt und ausgebrannt sei, hätten die Angreifer das Haus zusätzlich stark beschädigt. Die Treppe im Haus sei verbrannt und zusammengebrochen, so Llewellyn R. Edwards, Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten in Ägypten. Der Pastor in Asyut habe sich mit seiner Frau in ihrer über dem Kirchenraum liegenden Wohnung versteckt. Die Angreifer hätten sie nicht entdeckt. Als das Gebäude gebrannt habe, hätte das Ehepaar durch ein Fenster um Hilfe gerufen. Das adventistische Pastorenehepaar sei von den Nachbarn, einem muslimischen Ehepaar und Mitglieder der Muslimbruderschaft, über den Balkon gerettet worden. Sie hätten die Nacht bei den muslimischen Nachbarn verbringen können. Der Mob habe das muslimische Ehepaar bedroht, doch sie hätten dem adventistischen Ehepaar dennoch Zuflucht gegeben, so Edwards. Dies zeige, dass lange nicht alle Mitglieder der Muslimbruderschaft auch Extremisten seien.
„Als Adventisten wollen wir gute Beziehungen zu Ägyptern jeden Glaubens pflegen“, sagte Llewellyn R. Edwards. Er ginge davon aus, dass unter dem Regime von Polizei und Militär im Land bald Ruhe einkehren werde, dennoch hätten viele Christen in Ägypten Angst vor der Zukunft.
Laut Pastor Edwards habe die Regierung angekündigt, dass sie für die Wiederherstellungskosten aller Kirchen aufkommen werde, die in der Nacht vom 14. August bei den Unruhen zerstört worden seien. Nach seinen Angaben seien total 17 Kirchen zerstört worden.
Die rund 700 adventistischen Kirchenmitglieder in Ägypten versammeln sich in 16 Kirchgemeinden. Sie unterhalten die Nile Union Academy, ein Internat mit 130 Studenten und die Zeitoun Adventist School, eine Grundschule mit 800 Schülern. Beide Bildungsinstitute unterhielten gute Beziehungen mit dem Gemeinwesen, in dem sie lebten, so Pastor Edwards.