Anfang November sind kirchliche Einrichtungen und Mitglieder der nigerianischen „Kirche der Geschwister“ in den Orten Ngoshe und Gavva im Norden Nigerias zu Zielscheiben brutaler Angriffe geworden. Die Nachricht habe erst jetzt durch Augenzeugen vor Ort bestätigt werden können, teilten „mission 21“, Basel/Schweiz und „Evangelische Mission in Solidarität“ (EMS), Stuttgart/Deutschland mit. Sie arbeiteten beide mit der nigerianischen „Kirche der Geschwister“ zusammen. Beide Partnerorganisationen drücken in einer Medienmitteilung ihre Bestürzung über die Lage vor Ort aus und rufen zum Gebet auf.
In Ngoshe seien am 4. November eine Kirche und zahlreiche Wohnhäuser geplündert und anschliessend in Brand gesetzt worden. „Die so angegriffenen Christen leisteten Widerstand“, teilt Markus Gamache, Verwaltungsleiter der nigerianischen „Kirche der Geschwister“ (Church of the Brethren, EYN) den Partnerorganisationen in Deutschland und der Schweiz mit. Dabei seien auch Wohnhäuser von muslimischen Familien sowie der Palast des traditionellen muslimischen Oberhauptes der Region in Flammen aufgegangen, so Gamache: „Infolgedessen gab es insgesamt mindestens neun Tote; zwei davon waren Mitglied unserer Kirche. Am 14. November erfolgte ein weiterer Angriff auf den Ort Gavva, bei dem eine zweite Kirche und weitere Wohnhäuser geplündert und niedergebrannt wurden. Die Angriffe sind von der islamistischen Terrorgruppe ‚Boko Haram‘ ausgegangen.“
„Wir stellen mit Bestürzung fest, wie die Terrorgruppe Dörfer von staatlicher Obrigkeit ‚befreit‘ und ihre Flagge über Orte hisst“, sagte Jochen Kirsch, Programmverantwortlicher Nigeria bei „mission 21“ in Basel. Die Gemeinden in Nordnigeria feierten ihre Gottesdienste in ständiger Angst vor Anschlägen und oft nur unter dem Schutz von Polizei und Militär. Auch die kirchliche Programmarbeit sei vielerorts einer ständigen Bedrohung ausgesetzt, so Kirsch.
Die Angriffe seien auch deshalb besonders schmerzlich, weil in den Ortschaften Ngoshe und Gavva die Basler Mission 1959 ihre Arbeit in Nigeria aufgenommen habe, sagt Riley Edwards-Raudonat, Afrikaverbindungsreferent der EMS. „Es ist schwer zu glauben, dass eine Arbeit, die so hoffnungsvoll begonnen hat und an der so viele Menschen Anteil genommen haben, nun in Flammen aufgeht“, so der Referent. Ausserdem sei die „Kirche der Geschwister“ von ihrer Tradition her eine Friedenskirche, die in Anlehnung an die Bergpredigt Jesu jegliche militärische Gewalt strikt ablehne. „Die Angriffe auf die EYN machen uns fassungslos“, sagt Edwards-Raudonat.
Hauptgegner von Boko Haram seien nicht Christen, erläuterte Jochen Kirsch, sondern der Staat mit seinen Verwaltungs-, Sicherheits- und Bildungseinrichtungen. Damit würden nach wie vor mehr Muslime als Christen Opfer der alltäglichen Gewalt durch Boko Haram: Sicherheitskräfte, Beamte oder einfach Kinder, die morgens in die Schule gingen.
Die nigerianische Regierung bekämpfe die Gruppe mit einem massiven Einsatz von Polizei und Militär. „Auch die Sicherheitskräfte verstossen dabei immer wieder gegen Menschenrechte und haben dadurch ‚Boko Haram’ bisher eher gestärkt als geschwächt“, so Jochen Kirsch.
Die Fürbitte Nigeria kann heruntergeladen werden unter:
http://www.mission-21.org/fileadmin/user_upload/mission21/news/20131218_Fuerbitte_Nigeria.pdf