Beim Abzug der Seleka-Rebellen, Zusammenschluss verschiedener muslimischer Rebellengruppen, aus der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) in den Tschad, komme es zu Plünderungen, Morden und Vergewaltigungen. Dies habe der Caritasdirektor der Diözese Bouar, Pater Aurelio Gazzera, dem internationalen katholischen Hilfswerk KIRCHE IN NOT mitgeteilt. Es sei dringend notwendig, dass der Abzug der Rebellen durch Schutztruppen begleitet werde. Eine Verstärkung der in die Zentralafrikanische Republik entsandten Truppen sei „sehr zu begrüssen“, jedoch dürfe der Einsatz sich nicht vor allem auf die Hauptstadt beschränken. „Gerade im Grenzgebiet ist militärischer Schutz dringend notwendig, um Massaker und Übergriffe zu verhindern“, so Gazzera.
Europäische Ordensfrauen beinahe vergewaltigt
Laut dem italienischen Karmelitenpater seien bei einem Überfall auf eine Missionsstation im Grenzgebiet zum Tschad zwei europäische Ordensfrauen und eine freiwillige Helferin nur knapp einer Vergewaltigung durch Angehörige der muslimischen Seleka-Rebellen entgangen, teilte KIRCHE IN NOT, Schweiz, mit. Die Frauen seien mit Gewehren bedroht und sexuell belästigt worden.
Massaker
Bei einem Massaker am 4. Februar seien in der im Grenzgebiet zum Tschad gelegenen Ortschaft Nzakoun 22 Menschen getötet und zahlreiche Häuser niedergebrannt worden, so Pater Gazzera. Das Ambulatorium des Ortes sei ausgeplündert und durch eine Granate zerstört worden.
Bereits am 23. Januar seien in der ebenfalls im Grenzgebiet gelegenen Ortschaft Assana 12 Menschen, darunter vier Frauen und vier Kinder, von hindurchziehenden Seleka-Rebellen getötet sowie fünf weitere schwer verletzt worden. 158 Häuser seien niedergebrannt und das Ambulatorium vollständig geplündert und zerstört worden.
Vertreibung ist Sünde
Als „grosses Unrecht“ habe es Gazzera bezeichnet, dass die muslimische Bevölkerung, die zum grössten Teil mit den Gräueltaten der muslimischen Seleka-Rebellen nichts zu tun habe, unter Racheakten der Anti-Balaka, mehrheitlich christliche Kämpfer, zu leiden habe und vielfach gezwungen werde, das Land zu verlassen. Aus Bozoum, einer Stadt im Westen der Zentralafrikanischen Republik, seien alle 2.500 Muslime mit einem Konvoi in Richtung Tschad geflohen. Darunter seien auch viele Freunde gewesen, zu denen sie ein gutes Verhältnis gehabt hätten. „Es ist ein Unrecht, dass diese Menschen nun ebenfalls alles verloren haben. Wir haben in unserer Pfarrkirche eine Messe zur Busse gefeiert, weil viele der nicht-muslimischen Bewohner von Bozoum darüber gejubelt haben, dass die Muslime vertrieben wurden. Das ist eine Sünde! Für eine friedliche Zukunft müssen die Menschen verstehen, dass ein Unrecht das andere nicht tilgt und dass wir uns über das Leid anderer Menschen nicht freuen dürfen“, so der italienische Karmeliterpater Aurelio Gazzera.