Zum Internationalen Gehörlosentreffen der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten kamen 75 Teilnehmer aus neun Nationen nach Altena/Westfalen ins Bergheim Mühlenrahmede. Über die Osterfeiertage waren Gehörlose, Schwerhörige sowie Dolmetscher und Referenten aus den USA, Spanien, Kenia, Frankreich, Schweiz, England, Finnland, Lettland, Österreich und Deutschland angereist. Gleichzeitig wurde das 95-jährige Jubiläum der adventistischen Gehörlosengemeinschaft in Deutschland gefeiert.
In der Festansprache zum Jubiläum ging es Dr. Rolf Pöhler, Professor für Systematische Theologie an der adventistischen Theologischen Hochschule Friedensau bei Magdeburg, um die Frage „Hörst du auch, was du siehst?“. Pastor Gerd Wildemann (Hannover), Beauftragter der Gehörlosengemeinschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland, erinnerte an die Anfänge vor 95 Jahren. 1919 erklärte in Bremen eine junge Frau, Margarete Puich, ihren gehörlosen Eltern die Botschaft von Jesus Christus in der Gebärdensprache. Bald darauf kümmerte sie sich auch um andere hörgeschädigte Gottesdienstbesucher. Seit diesen Anfängen fänden gegenwärtig jeden Samstag, dem biblischen Sabbat, in über 20 deutschen Adventgemeinden Gottesdienste mit Übersetzung in der Gebärdensprache statt. In Gesprächskreisen und besonderen Aktionswochen studierten Gehörlose und Hörende gemeinsam die Bibel und würden die Botschaft anderen Menschen weitergeben. Durch die modernen Kommunikationsmittel sei man heute besser miteinander verbunden, so Wildemann. Seit Ostern 1974 gebe es jährlich Bundestreffen zum gegenseitigen Kennenlernen und Austausch.
Pastor Corrado Cozzi (Bern/Schweiz), Kommunikationsdirektor der Intereuropäischen Kirchenleitung der Adventisten, wies darauf hin, dass weltweit über 250 Millionen Menschen hörgeschädigt seien, davon etwa 35,5 Millionen in Europa. Von diesen würden nur zwei Prozent einer christlichen Gemeinschaft angehören. Viel zu lange hätten Christen die Hörgeschädigten vernachlässigt. Deshalb gelte es nach dem Motto des Zusammenseins „Mit Händen reden, Gott erleben“.
Wie das zu Ostern praktisch aussah, schilderte Gerd Wildemann. Die Referenten hätten Deutsch oder Englisch gesprochen. Ihre Worte seien in die deutsche, französische, lettische, spanische und finnische Gebärdensprache übersetzt worden. Zudem hätten zwei Schriftdolmetscher alles in Englisch auf eine Leinwand projiziert und einem taubblinden Teilnehmer das gesprochene Wort per Computer in Blindenschrift übersetzt. Trotz unterschiedlicher Sprachen habe es keine Sprachverwirrung gegeben. Auch umgekehrt hätte die Verständigung funktioniert. Pastor Henry Maina Kamau aus Nairobi, selbst gehörlos, habe über seine Arbeit unter Gehörlosen in Kenia berichtet und Maren Wöhler (Hamburg) seine Gebärden in englische Lautsprache übersetzt, was wiederum von Bastian Bak, Sohn gehörloser Eltern, in die deutsche Gebärdensprache übertragen worden sei.
Ein besonderer Höhepunkt für die Teilnehmer der Tagung wäre das Programm „Meine Bibel“ des spanischen Pantomimen Carlos Martinez aus Barcelona gewesen. Es habe laut Wildemann etwa 170 Besucher im Zentrum der Freien evangelischen Gemeinde in Lüdenscheid beeindruckt. Ausserdem hätten ein Ausflug mit Besuch der „Atta Höhle“, eine Schifffahrt auf dem Biggesee und die Stadtbesichtigung von Attendorn stattgefunden.