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Justitia et Pax fordert mutigen Wandel in Israel und Palästina

Freiburg/Schweiz | 17.07.2014 | APD | International

Die Kommission Justitia et Pax der katholischen Kirche im Heiligen Land ruft eindringlich zu einem radikalen Wandel in Israel und Palästina auf und drückt ihr „aufrichtiges Beileid aus für alle Israelis und Palästinenser“, die trauern. Die Schweizerische Nationalkommission von Justitia et Pax unterstütze diesen Appell aus dem Nahen Osten, heisst es in einer Medienmitteilung der Schweizer Bischofskonferenz. Justitia et Pax in der Schweiz ist eine Laienorganisation der römisch-katholischen Kirche, die in Zusammenarbeit mit kirchlichen und weltlichen Institutionen beauftragt ist die Gerechtigkeit und den Frieden Schweiz- und weltweit zu fördern.

„Israel und Palästina versinken in Trauer“ heisst es im Appell aus den Nahen Osten. Einige der Opfer der jüngsten Gewaltausbrüche würden durch detaillierte Medienberichte in der Vorstellung der Medienkonsumenten „lebendig“, andere blieben, wegen selektiver Berichterstattung, die auch Teil der Gewaltspirale sei, „gesichtslose statistische Zahlen“.

Eine Sprache, die Gewalt begünstigt
„Unsere Hoffnung, den Kreislauf der Gewalt zu durchkreuzen, ist zerbrochen durch das unverantwortliche Reden von kollektiver Bestrafung und Rache, die Gewalt hervorruft und das Wachsen jeder Alternative erstickt“, so der Aufruf von Justitia et Pax. Politisch Verantwortliche wollten nicht den Weg des Dialogs gehen, sondern würden mit ihren Worten und Taten den Konflikt weiter schüren. Die exklusiven Rechte einer Bevölkerungsgruppe und der Besatzer habe verheerende Folgen: neu gebaute Siedlungen, beschlagnahmtes Land, getrennte Familien, Verhaftete und Ermordete. Unterdrückung von „Freiheit und Würde“ der Menschen bringe aber nicht den gewünschten Erfolg.

Auch in den palästinensischen Gebieten werde an der Gewaltspirale gedreht. Die Forderungen nach Vergeltung und Gewaltanwendung jener, deren „Hoffnung auf eine gerechte Lösung des Konflikts auf dem Verhandlungsweg“ frustriert worden sei, heize die Situation an. „Gewalt als Antwort auf Gewalt fördert nur mehr Gewalt“, schreibt die Kommission im Appell.

Durchbrechen der Gewaltspirale
Papst Franziskus habe am 8. Juni 2014 im Vatikan für Frieden in Israel und Palästina gebetet: „Um Frieden zu schaffen, braucht es viel mehr Mut, als um Krieg zu führen. Es braucht Mut, um Ja zu sagen zur Begegnung und Nein zum Konflikt; Ja zum Dialog und Nein zur Gewalt; Ja zur Verhandlung und Nein zu Feindseligkeiten; Ja zum Einhalten der Vereinbarungen und Nein zu Provokationen.“

Die Entführung und kaltblütige Ermordung der drei israelischen Jugendlichen und der brutale Rachemord an dem palästinensischen Jungen sei das Resultat von Ungerechtigkeit und Hass, so Justitia et Pax. Der Tod dieser Menschen sei in keinem Fall gerechtfertigt. „Wir trauern mit denjenigen, die den Verlust dieser jungen Menschen beweinen.“ Die Instrumentalisierung des Todes der drei Israelis, um eine kollektive Bestrafung der Palästinenser durchzuführen und ihr legitimes Recht auf Freiheit abzusprechen, sei eine tragische Ausnutzung einer Tragödie, die neue Gewalt und Hass hervorrufe, so die Kommission.

„Die gegenwärtige Situation in Gaza ist Ausdruck der Endlosspirale der Gewalt ohne jegliche alternative Zukunftsperspektive.“ Das Durchbrechen dieser Gewaltspirale liege in der Verantwortung von allen, Unterdrückern und Unterdrückten, Opfern und Tätern. Damit sie dieses Ziel anstreben könnten, müssten sich Menschen als Geschwister sehen und nicht als Gegner.

Führungspersönlichkeiten: Heiler, Stifter von Frieden und Gerechtigkeit
„Wir benötigen einen radikalen Wandel“, heisst es im Appell weiter. Israelis und Palästinenser müssten gegenseitig negative Einstellungen, Misstrauen und Hass ablegen. Jugendliche müssten in einem Geist erzogen werden, „der die existierenden Unterdrückungs- und Diskriminierungsmentalitäten“ aufbreche. Politische Führungen, die von der Gewaltspirale lebten, gehörten abgeschafft. Neue Führungspersönlichkeiten müssten sich entschlossen für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen und sich bewusst sein, „dass hier drei Religionsgemeinschaften leben, Judentum, Christentum und Islam“ sowie zwei Völker: Palästinenser und Israelis.

Es brauche weitsichtige und mutige Führungspersönlichkeiten, die sowohl bereit seien schwierige Entscheidungen zu treffen als auch nötigenfalls ihre eigene politische Karriere für einen gerechten und dauerhaften Frieden zu opfern. Es brauche Heiler, Stifter von Frieden und Gerechtigkeit sowie „Visionäre für Alternativen zur Gewaltspirale“.

Rolle der religiösen Führer
Religiöse Verantwortungsträger sollten in einer prophetischen Sprache Alternativen jenseits der Spirale von Hass und Gewalt aufzeigen, fordert der Appell. Diese Sprache weigere sich, Kinder Gottes als Feinde zu bezeichnen. Sie ermögliche es, dass sich Menschen als Brüder und Schwestern verstehen würden. Beim Friedensgebet habe Papst Franziskus darum gebetet die Spirale des Hasses und der Gewalt mit einem einzigen Wort zu durchbrechen: „Bruder“. Damit dies möglich werde, müssten alle den Blick zum Himmel erheben und sich als Söhne eines einzigen Vaters erkennen.

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