Mit dem Besuch der Stätten des Reformators Martin Luther in Erfurt, Eisenach, Wittenberg und Naumburg begann das Gedenken an „100 Jahre Reform-Adventisten“ der Internationalen Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung (IMG). An der Bildungsreise vom 11. bis 15. August nahmen etwa 30 Personen teil.
„Roter Ochse“ – Gedenkstätte für Opfer zweier deutscher Diktaturen
Am 15. August fand eine Führung durch die Gedenkstätte „Roter Ochse“ mit anschliessender Andacht im Hinrichtungsraum in Halle/Saale statt. Die Königlich-Preussische „Straf- und Besserungsanstalt“ gab es seit 1842. 1933 wurde der „Rote Ochse“ in den NS-Strafvollzug eingegliedert. Von 1942 bis 1945 seien dort 549 Todesurteile an Menschen aus 15 Ländern Europas durch Fallbeil oder Erhängen vollstreckt worden. Ab Juli 1945 diente der Gebäudekomplex der sowjetischen Besatzungsmacht zur Inhaftierung tatsächlicher und vermeintlicher NS-Belasteter sowie für Menschen, die sie als politische Gegner verfolgte. Hier seien von sowjetischen Militärtribunalen „Hunderte Unrechtsurteile“ gefällt worden. Im Herbst 1950 übernahm das Ministerium für Staatsicherheit (MfS) der DDR Teile des „Roten Ochsen“ und richtete eine Untersuchungshaftanstalt (UHA) ein. Bis 1989 seien dort etwa 8.100 Männer und 1.600 Frauen inhaftiert worden. Im Dezember 1989 endete die Existenz der MfS-UHA. Seit dem 15. Februar 1996 befindet sich dort eine Gedenkstätte für die Opfer politischer Verfolgung vermeintlicher und tatsächlicher Regimegegner zweier deutscher Diktaturen.
Günter Pietz als Kriegsdienstverweigerer hingerichtet
Stellvertretend „für viele andere treue Christen“ befassten sich die etwa 30 Teilnehmer der Bildungsreise mit dem kurzen Leben von Günter Pietz und den Umständen seiner Enthauptung im Hinrichtungsraum des „Roten Ochsen“. Ines Müller stellte die Frage: „Wer war Günter Pietz?“ Er wurde am 4. Juli 1925 in Chorzow, Kreis Königshütte, im heutigen Polen, geboren. Schon als 12-Jähriger fiel er in seiner Schule auf. Seine Begeisterung für die Bibel und die Reformation Martin Luthers brachte ihm den Spitznamen „Kleiner Prophet“ und den Ärger des katholischen Religionslehrers ein, der seinen „Bibeleifer" bremsen wollte. Seine Eltern waren gläubige Katholiken, bevor sie sich 1937 den „Reform-Adventisten“ anschlossen. So lernte Günter auch die Bedeutung des Sabbats (Samstag) als den von Gott bei der Schöpfung eingesetzten und später im vierten Gebot verankerten Ruhetag kennen und schätzen. Bereits im Alter von 15 Jahren wurde er von der Gestapo verhört und gefoltert, weil er nicht bereit war, am Samstag in einer Fabrik zu arbeiten. Ein Jahr später kam er aus demselben Grund für zehn Wochen in das KZ Auschwitz.
Mit erst 17 Jahren wurde Günter Pietz als Kanonier zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Er lehnte jedoch den Führereid ab und weigerte sich am 30. April 1943, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Daraufhin wurde er in der Kaserne verhaftet. Der Versuch, ihn umzustimmen, schlug fehl. Der Inhaftierte berief sich auf die Bibel und sein Gewissen. Das Urteil des 1. Senats des Reichskriegsgerichts (RKG) vom 6. August 1943 lautete: Todesstrafe wegen Wehrdienstverweigerung. Der Präsident des RKG, Admiral Max Bastian, bestätigte am 8. September das Urteil und ordnete die Vollstreckung an. Am 27. September 1943 gegen 17 Uhr wurde Günter Pietz im „Roten Ochsen“ in Halle/Saale durch Enthaupten hingerichtet. Auf dem Totenschein stand: „Plötzlicher Herztod, Atemstillstand.“
Nach der Biografie folgte eine Lesung aus dem Todesurteil und den letzten Briefen von Günter Pietz an seine Eltern, vorgetragen von Gerhard Köbele und Jens Müller. Pastor Gustavo Castellanos, Vorsteher der Deutschen Union der Internationalen Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung (IMG), betonte, dass sich Günter Pietz nicht als „Held“ betrachtete habe. „Er wollte nicht zeigen, wie gut er als Christ ist. Seine Glaubenstreue kam durch seine Liebe zu Christus und zu seinen Mitmenschen.“ Nur dadurch habe er „Gott bis zum Tod treu sein können“. Seine Briefe zeigten, dass Gott in solch schweren Stunden hierzu die nötige Kraft schenken könne. „Reformation ist ein Ruf zurück zu den Wurzeln“. Auch heute würden Männer und Frauen benötigt, die sich nicht kaufen und verkaufen liessen, sondern sich für das Recht einsetzten, hob Castellanos hervor.
Als Christ auf Kurs bleiben
Zum internationalen Sabbat-Gottesdienst am 16. August kamen in die Jugendherberge Naumburg/Saale etwa 80 Mitglieder und Gäste. Sie waren aus Deutschland, Italien, Spanien, Rumänien, Polen, den USA, Costa Rica und Peru angereist. „Eine Erweckung – unser grösstes Bedürfnis“ lautete das Predigtthema von Pastor Francesco Domenico Caputo, Direktor der IMG in Europa. Eine Reformation, wie jene von Martin Luther, führe zu einer grösseren Treue Gott gegenüber. Doch zuvor habe Luther erleben müssen, dass er mit guten Werken nicht vor Gott bestehen könne. Nur durch den Opfertod Jesu am Kreuz gebe es Erlösung. Nur Gott könne dem Menschen einen neuen Geist, neue Gedanken und ein neues Herz schenken, um sein Leben an Gottes Geboten auszurichten. Die Ernsthaftigkeit eines Christen könne nachlassen, sodass es einer Erneuerung, einer Erweckung bedarf. Es gelte, als Christ auf Kurs zu bleiben und sich an Gott und seinem Wort zu orientieren.
Entstehung der Reform-Adventisten
Nach einem gemeinsamen Mittagessen befasste sich Pastor Gustavo Castellanos mit der Entstehung der Reform-Adventisten vor 100 Jahren. Er hob hervor, dass die Siebenten-Tags-Adventisten schon bei ihrer Gründung in den USA im Jahr 1863 während des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) Kriegsdienstverweigerer gewesen wären. In Europa hätten dagegen die Adventisten der Einberufung zum Militär Folge geleistet. Doch für ihre Weigerung, am Sabbat (Samstag), dem biblischen Ruhetag, Militärdienst zu leisten, wären viele Adventisten teilweise zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, habe die deutsche Leitung der Adventisten am 2. August 1914 in einem Rundschreiben an alle Adventgemeinden in Deutschland erklärt: „Soweit wir im Heer stehen oder ins Heer eintreten müssen, [sollten wir] unsere militärische Pflicht freudig und von Herzen erfüllen ... Aus Josua 6 ersehen wir, dass die Kinder Gottes von den Kriegswaffen Gebrauch gemacht und auch am Sabbat den Kriegsdienst versehen haben.“ Ähnliche Erklärungen seien später auch gegenüber den Behörden abgegeben worden.
Besonders die Bereitschaft, auch am Sabbat Militärdienst zu leisten, habe zu vielfältigen Protesten in den Gemeinden geführt, so Castellanos. Da die deutsche Leitung der Adventisten ihren Standpunkt verteidigt habe, sei es zu Ausschlüssen und Austritten gekommen. Castellanos sprach auch von einer „Verfolgung“ der Ausgeschlossenen. Manche adventistischen Pastoren hätten diese bei den Behörden als „antimilitaristische Propagandisten“ angezeigt, und die Geistlichen seien bei Gerichtsprozessen als Zeugen aufgetreten. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland habe sich in der Erklärung „Schuld und Versagen“ vom April 2014 für ihr damaliges Verhalten bei den Reform-Adventisten entschuldigt. „Das ist eine grossartige Sache“, betonte Castellanos. Die Entschuldigung sei zwar sehr spät erfolgt, doch „besser spät als nie“.
Der Vorsteher der deutschen Union der IMG unterstrich, dass die Ausgetretenen und Ausgeschlossenen damals noch keine Mitglieder der Reform-Adventisten gewesen seien. Die IMG hätte sich erst im Dezember 1919 als eingetragener Verein organisiert. Doch der Auslöser zur Vereinsgründung wäre die Erklärung der deutschen Leitung der Siebenten-Tags-Adventisten vom 2. August 1914 zum Kriegsdienst gewesen. Deswegen blicke jetzt die IMG auf eine hundertjährige Geschichte zurück.
Festungshaft für adventistische Kriegsdienstverweigerer
Es habe im Ersten Weltkrieg adventistische Kriegsdienstverweigerer gegeben, die wegen ihrer Haltung ins Gefängnis gekommen und dort gestorben seien, betonte Castellaos. Leider kenne die IMG ihre Namen nicht, sodass noch Nachforschungen nötig seien. Dazu schreibt der Historiker und Dekan des Fachbereichs Theologie der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg, Dr. Johannes Hartlapp, in seinem Buch „Siebenten-Tags-Adventisten im Nationalsozialismus“: „Insgesamt erhielten während des [Ersten Welt-] Krieges mehr als 20 deutsche Adventisten Festungshaft, von denen fünf während des Strafvollzuges oder an den Folgen der Haft starben“ (Seite 101). Laut Hartlapp hätten sich unter den Verweigerern auch Personen befunden, „die in keiner Weise mit der organisierten Reformationsbewegung zu tun hatten, sondern nach wie vor STA [Siebenten-Tags-Adventisten] blieben und teilweise später verantwortliche Positionen einnahmen, wie z. B. der spätere Vorsteher der Mitteleuropäischen Division [Kirchenleitung], Wilhelm Mueller“.
Allerdings, so hob Pastor Castellanos hervor, Frömmigkeit und Standhaftigkeit könnten nicht vererbt werden. Man könne nur selbst wie die Vorväter handeln. Deshalb benötige auch jeder Reform-Adventist seine persönliche Erweckung. Reformation wäre ein andauernder Prozess.
Grusswort des Präsidenten des Norddeutschen Verbandes der Adventisten
Zum Gedenken „100 Jahre Reform-Adventisten“ hatte der Präsident des Norddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Johannes Naether (Hannover), ein schriftliches Grusswort der IMG gesandt, das Castellanos verlesen liess. Darin heisst es unter anderem: „Dass an diesem Tag heute Gemeindeglieder aus der Freikirche an dem grossen Sabbat der IMG teilnehmen, drückt den Wunsch nach Aufarbeitung der Vergangenheit aus, aber auch die Hoffnung, dass der Glaube an unseren Schöpfer und Erlöser Jesus Christus jenseits theologischer Diskussionen und Apologetik gelebt werden kann.“
Waffenloser Dienst als Bausoldat in der DDR
Anschliessend dankte Dietmar Eissner von der Adventgemeinde Halle/Saale der IMG, dass Mitglieder der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten ausdrücklich zu dem Gedenken „100 Jahre Reform-Adventisten“ eingeladen worden wären. Er sei aus Friedensau bei Magdeburg angereist, wo gerade das „G-Camp“ mit 600 Teilnehmern aus ganz Deutschland stattgefunden habe. Er hätte dort auf dem Gelände der adventistischen Theologischen Hochschule die Wanderausstellung des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte „Briefe von der waffenlosen Front. Bausoldaten in der DDR“ vorgestellt.
Nach Einführung der Wehrpflicht am 24. Januar 1962 in der DDR sei es 1964 auch zur Aufstellung von Baueinheiten der Nationalen Volksarmee (NVA) gekommen. Ausgelöst durch die Initiative des Quäkers, Pazifisten und Pfarrers Emil Fuchs wäre dies mit Unterstützung der Kirchen die einzige Möglichkeit gewesen, den Dienst an der Waffe zu verweigern, die es in keinem anderen sozialistischen Land, sondern nur in der DDR gegeben habe. Allerdings hätte es sich hierbei nicht um einen zivilen Wehrersatzdienst gehandelt. Die Bausoldaten trugen Uniform und sie hatten anstelle eines Fahneneids das „Gelöbnis“ abzulegen, der DDR „allzeit treu zu dienen und meine Kraft für die Erhöhung ihrer Verteidigungsbereitschaft einzusetzen“. Bis 1973 seien die Bausoldaten auch zur Errichtung militärischer Anlagen eingesetzt worden. Danach hätten sie vergleichsweise „zivile“ Aufgaben in militärischen Einrichtungen als Gärtner, Krankenpfleger in Militärkrankenhäusern oder Küchenhelfer erhalten. Laut Eissner hätten sich etwa 25.000 junge Männer aus christlicher und friedensethischer Verantwortung für diesen waffenlosen Dienst in der DDR entschieden. „Dass sie dadurch mit Repressalien und Einschränkungen zu rechnen hatten, nahmen sie billigend in Kauf.“ Die meisten Siebenten-Tags-Adventisten und auch die Reform-Adventisten in der DDR hätten als waffenlose Bausoldaten gedient.
Stolperstein für Johann Hanselmann
Dietmar Eissner erinnerte auch an die Enthüllung eines Stolpersteins für Johann Hanselmann auf dem Gehweg vor dem kirchlichen Zentrum der Adventgemeinde Halle/Saale der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten am 9. Juni 2012. Hanselmann war Pastor und Vorsteher der Reform-Adventisten gewesen. 1940 wurde er wegen Abhaltung von Familiengottesdiensten in Halle/Saale verhaftet und zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Nach Verbüssung der Haft kam er in das KZ Sachsenhausen und wurde dort am 13. Mai 1942 ermordet. Da es in Halle keine Gemeinde der Reform-Adventisten gibt, habe die dortige Adventgemeinde den Stolperstein vor ihrem Gemeindezentrum als Erinnerung und Mahnung setzen lassen. Besonders gefreut habe Dietmar Eissner, dass an dem Gedenkgottesdienst im Jahr 2012 für Hanselmann und der anschliessenden Enthüllung des Stolpersteins auch Pastoren der IMG mitgewirkt hätten.
„Sei getreu bis an den Tod“
Pastor Holger Teubert (Ostfildern bei Stuttgart), Leiter des Referats Kriegsdienstverweigerung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, zeigte sich tief bewegt vom Glaubensmut des 17-jährigen Günter Pietz. Teubert hatte an der Andacht in der Gedenkstätte „Roter Ochse“ teilgenommen und zitierte noch einmal aus den Briefen des Kriegsdienstverweigerers an seine Eltern aus dem Jahr 1943: „Wegen der Todesstrafe mache ich mir gar keine Gedanken. Denn ich weiss, dass mir Gott beisteht, und so einen Frieden und eine Ruhe im Herzen habe ich nicht gehabt wie in diesen letzten Tagen. Weinet nicht über mich, denn ich bin gut aufgehoben. Wenn unser Heiland einmal kommt, um sein Volk zu erlösen, dann werden wir uns freuen. Und mein Wunsch ist es, Euch, liebe Eltern, dort zu sehen. Es soll uns nichts scheiden von der Liebe Gottes.“ Pietz habe gewusst, so Teubert, dass die Ablehnung des Eides auf den Führer und die Weigerung, eine Waffe in die Hand zu nehmen, ihm buchstäblich den Kopf kosten würde. Doch er habe auf die Zusage Gottes im Bibelwort vertraut: „Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ (Offenbarung 2,10).
Symbolischer Händedruck
Gefreut habe Teubert auch, dass am internationalen wissenschaftlichen Symposium der Theologischen Hochschule Friedensau „Die Wirkung des Ersten Weltkriegs auf den Siebenten-Tags-Adventismus“ vom 12. bis 15. Mai 2014 auch 15 Mitglieder der IMG teilgenommen hätten. Durch zwei Referate hätten der Präsident und der Zweite Sekretär der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der IMG, die Pastoren Dr. Idel Suarez Jr. und Dr. Woonsan Kang (Cedartown, Georgia/USA), das Thema „Kriegsdienstverweigerung aus Sicht der Reform-Adventisten“ darlegen können.
Zuvor sei die „Erklärung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren“ verlesen worden. Darin entschuldigt sich die Freikirche bei den „Kindern und Nachkommen“ der damaligen Reform-Adventisten sowie den beiden heute existierenden Gruppen der Reformationsbewegung für ihr „Versagen“ im Krieg. Daraufhin habe Pastor Suarez der deutschen Freikirchenleitung ausdrücklich für die Erklärung gedankt. Für Teubert wäre es sehr bewegend gewesen, wie es anschliessend zu einem symbolischen Händedruck zwischen den Leitern der IMG und den beiden Verfassern der Erklärung, Teubert und Dr. Johannes Hartlapp, gekommen sei.
Beistand für Kriegsdienstverweigerer
Teubert schilderte, wie er selbst den Kriegsdienst in der Bundesrepublik Deutschland verweigert habe und als Gemeindepastor seit 1980 „offizieller Beistand“ für Kriegsdienstverweigerer gewesen sei. Er habe adventistische Jugendliche und deren Freunde zu den Verhandlungen vor den Prüfungsausschüssen und -kammern, einmal auch vor einem Verwaltungsgericht, begleitet. Als ab 1983 für ungediente Wehrpflichtige ein schriftlicher Antrag auf Kriegsdienstverweigerung genügte, habe Teubert eine 170-seitige „Handreichung für Kriegsdienstverweigerer für die Adventjugend in der Bundesrepublik Deutschland“ verfasst. Sie wäre von adventistischen Jugendlichen und deren Freunden eifrig genutzt worden. In Westdeutschland hätten fast alle Jugendlichen der Freikirche den Kriegsdienst verweigert und Zivildienst geleistet. In der DDR wäre von ihnen die Möglichkeit, als Bausoldat einen waffenlosen Dienst zu leisten, genutzt worden.
Christen als Friedensstifter
Kritisch äusserte sich Pastor Holger Teubert zum Verhalten von Adventisten in den USA. Dort sei die Wehrpflicht 1973 nach dem Vietnamkrieg ausgesetzt worden, sodass es nur noch eine Berufsarmee gebe. Um Männer und Frauen für die US-Streitkräfte zu rekrutieren, würden Anreize geboten, wie schnellere Einbürgerung, auf Kosten der Armee studieren oder eine Berufsausbildung. Das wäre auch für dortige Adventisten interessant, die sich freiwillig zum Militärdienst mit der Waffe meldeten. Teubert wies auf eine kürzlich veröffentlichte Erklärung des Präsidenten der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Ted N. C. Wilson, zum Militärdienst hin, dass die Position der Kirche „der Dienst ohne Waffe aus Gewissensgründen“ sei. Die Kirche ermutige jedoch aufgrund des nichtkämpferischen Grundgedankens der Bibel, der Schwierigkeiten, den Sabbat zu halten und anderer Probleme, niemanden, sich freiwillig dem Militär anzuschliessen. Laut Teubert sollten Christen, und damit auch Adventisten, nach dem Vorbild Jesu „Friedensstifter“ sein und keine Waffe in die Hand nehmen.
Zwei Gruppen der Reformadventisten
Zur Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehören weltweit über 18 Millionen erwachsen getaufte Mitglieder; in Deutschland sind es rund 35.000. Die Reformationsbewegung erlebte 1951 eine Spaltung, sodass es seitdem weltweit zwei Gruppen mit jeweils etwa 30.000 Mitgliedern gibt. In Deutschland zählt die „Internationale Missionsgesellschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung“ (IMG) circa 350 Mitglieder. Die „Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten Reformationsbewegung“ (STAR) ist mit etwa 200 Mitgliedern in der Bundesrepublik etwas kleiner. Weitere Informationen im Internet zur Freikirche unter www.adventisten.de, zur IMG unter www.reform-adventisten.net und zur STAR unter www.sta-ref.de.