In Pürt/GR, Averstal, hat die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Schweiz vom 10. bis 22. August zwei Arbeitswochen mit gesamthaft rund 40 Freiwilligen aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz durchgeführt. Die 16 Frauen und 24 Männer haben einer Bauernfamilie beim Bau einer neuen Scheune geholfen. Darin sind ein Stall für Braunvieh, ein Hofladen sowie eine Unterkunft für „Schlafen im Stroh“ geplant.
Pürt liegt mit 1921 m ü. M. an der Waldgrenze und ist eine Fraktion im Gemeindegebiet von Avers, der mit 1960 m ü. M. höchst gelegenen politischen Gemeinde der Schweiz. ADRA Schweiz hat bereits 2006 im Averstal, in Juf, auf 2126 m ü. M., eine Freiwilligenwoche durchgeführt.
Arbeitsbereich
Die Freiwilligen halfen unter Anleitung von Zimmerleuten beim Innenausbau der Scheune und des Stalls. Sie bauten Holzzwischenwände zusammen, platzierten diese vorgefertigten Elemente, verlegten Holzböden und verkleideten die Aussenwände. Andere halfen beim Heuen, schnitten Tannen zurück, bereiteten die Inneneinrichtung des Hofladens vor oder legten Fliesen. Ein pensionierter Mechaniker aus der welschen Schweiz führte mit einem Gehilfen an den landwirtschaftlichen Fahrzeugen und Maschinen Service- und Instandstellungsarbeiten durch und nötigenfalls setzte er auch neue Speichen beim Heuwender ein oder schweisste gebrochene Teile zusammen.
Berufsgruppen
Da für alle Arbeiten Fachleute zur Verfügung stünden, seien auch „Handlanger“ willkommen, die von den Spezialisten eingewiesen und meist in kleinen Gruppen begleitet würden, sagte Monika Stirnimann, zuständig für ADRA Projekte in der Schweiz. Die Hilfeleistenden im Alter von 20 bis 70 Jahren sind in ihrem Berufsleben Elektriker, Elektro Ingenieur, Hebamme, Krankenschwester, Buchhalterin, Sportlehrerin, Pastor, Förster, Kaufmännische Angestellte, Automobil-Ingenieur, Hausfrau, Ambulanzfahrer etc.
Motivation der Freiwilligen
Die Motivtion zur Mitarbeit war unterschiedlich. Eine Mutter mit drei Kindern mache mit, weil sie Ferien von ihren Kindern wolle und sie die Freiwilligenwoche eine gute Sache finde. Andere meinten, dass das Zusammenarbeiten in einer so bunt zusammengewürfelten Gruppe eine einmalige Erfahrung sei. Er wolle am Abend endlich mal wieder konkret sehen, was er gemacht habe, sagte ein Pastor. Für eine Ehefrau, die gemeinsam mit ihrem Mann teilnahm, sei es etwas besonderes, in dieser Weise mit ihrem Mann zusammenzuarbeiten und anderen Menschen helfen zu können, sodass diese nachher besser weiterleben könnten. Ein anderer sagte, es sei einfach zu Hause einen Einzahlungsschein für ein Hilfswerk auszufüllen, hier könne er hingegen konkret etwas bewirken.
„Es ist super mit den Freiwilligen von ADRA zusammenzuarbeiten“, sagte Simon Höllriegel, Vater der Bergbauernfamilie, „sie funktionieren wie eine gute Familie“.
Unterkunft und Verpflegung
Die Freiwilligen waren in Ausserferrera, 15 Kilometer vom Einsatzort entfernt, in einer ehemaligen Schule untergebracht, wo sie auf Matratzen am Boden schliefen. Das von zwei Freiwilligen zubereitete Morgen- und Abendessen werde am Unterkunftsort eingenommen, das Mittgessen lieferte die Küche direkt nach Pürt.
Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB, ein politische Lobbyorganisation, schlage in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle für Arbeitseinsätze im Berggebiet (KAB), ADRA Schweiz jährlich zwei bis drei Hilfsprojekte für Bergbauernhilfe vor, sagte Fabian Bucher, Leiter KAB. Dadurch soll die wirtschaftliche oder Wohnsituation der Bauernfamilie mittels baulicher Massnahmen während der Freiwilligenwoche massiv verbessert werden. ADRA suche daraus jährlich meist ein Projekt aus und habe dadurch auch Gewähr, dass vom Freiwilligeneinsatz Bergbauernfamilien profitierten, die sonst in Schwierigkeiten kämen. Meist ermögliche ihnen der Freiwilligeneinsatz bei Neu- oder Umbauten den Eigenleistungsanteil massiv zu erhöhen. Die KAB führe jeweils vom Frühjahr bis Herbst rund 90 Projekte von drei Tagen bis drei Wochen Dauer mit Seniorengruppen, Kirchgemeinden, Zivilschutzgruppen oder Firmen durch, so Bucher.
Projektkosten der Freiwilligenwoche
Das Hilfswerk führe die Freiwilligenwoche seit 21 Jahren durch und müsse rund 5.000 Franken pro Einsatzwoche aufwenden, vorwiegend für Verpflegung, Reise und Unterkunft der Freiwilligen, so Monika Stirnimann. Die Einsätze seien deshalb so kostengünstig, weil die Freiwilligen ihre Zeit zur Verfügung stellten und die Bauern die meisten Arbeitsgeräte sowie Baumaterialien. ADRA versichert die Freiwilligen während ihrem Einsatz.
ADRA Schweiz ist Partner-Hilfswerk der Glückskette
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA-International (Adventist Development and Relief Agency) ist die weltweite Hilfsorganisation der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten im Bereich der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit. ADRA unterhält ein Netzwerk mit rund 130 regionalen und nationalen Landesbüros und gewährt Hilfe unabhängig von politischer und religiöser Anschauung oder ethnischer Herkunft.
ADRA Schweiz (www.adra.ch) ist ein im Handelsregister eingetragener Verein und geniesst Steuerfreiheit. Das Hilfswerk wurde 2013 von der schweizerischen Fachstelle für Spenden sammelnde, gemeinnützige Institutionen (ZEWO) für weitere fünf Jahre zertifiziert. Das ZEWO-Gütesiegel steht für den zweckbestimmten und transparenten Umgang mit Spenden. ADRA Schweiz zählt zu den Partner-Hilfswerken der Schweizer Glückskette: http://www.glueckskette.ch