Angesichts der Bilder von Menschen, die auf der Flucht vor Kriegen, Armut und dem Klimawandel das Mittelmeer überqueren und in Seenot geraten, seien aus christlicher Sicht Menschenliebe und Barmherzigkeit gefragt, schreibt der Rat der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS in einer Medienmitteilung. Dies sei der Grund weshalb sich der Rat der EKS hinter die Seenotrettung stelle und das Bündnis «United4Rescue» unterstütze. Die Schweizer Bischofskonferenz SBK verfolge mit grosser Sorge die Entwicklung der Seenotrettung im Mittelmeer und unterstütze das Bündnis mit 10.000 Franken, heisst es in einer SBK-Mitteilung.
Laut EKS sei die Seenotrettung eine humanitäre Pflicht und staatliche Aufgabe. Dennoch seien die offiziellen europäischen Missionen praktisch zum Erliegen gekommen. Deshalb hätten private Organisationen diese Aufgabe übernommen. Gemäss dem UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR kamen im letzten Jahr von den über 90.000 Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer 1.300 Menschen ums Leben.
«Die Tatsache, dass Menschen vor unseren Augen den Tod finden, ist nicht akzeptabel», sagt Gottfried Locher, Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. Den menschlichen Tragödien dürfe nicht tatenlos zugesehen werden: «Vor den Toren Europas ertrinken Menschen auf der Suche nach einer friedvollen Zukunft. Täglich. Helfen wir mit, Leben zu retten – in Gottes Namen.»
Rat EKS und Schweizer Bischofskonferenz unterstützen «United4Rescue»
In diesem Sinne stellt sich der Rat hinter die staatliche und die zivile Seenotrettung. Er hat beschlossen, das Bündnis «United4Rescue», das von der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD mitinitiiert worden ist, zu unterstützen. Das Bündnis zielt darauf ab, eine zivile Seenotrettungsaktion zu ermöglichen und auf diese entschlossene Weise die Lücke zu schliessen, welche die faktisch fehlende staatliche Seenotrettung hinterlässt. Der Rat EKS stelle sich ausdrücklich hinter die vier Ziele und Forderungen des Aktionsbündnisses: Recht auf Seenotrettung, keine Kriminalisierung der Seenotrettung, faire Asylverfahren und sichere Häfen. Das Aktionsbündnis wird auch vom Präsidium der Schweizer Bischofskonferenz SBK unterstützt. Die SBK spendet einen finanziellen Beitrag von 10'000 Franken. Ein Beitritt zum Aktionsbündnis entspreche nicht der Praxis der SBK.
«Es geht nicht um lieb sein – sondern um Recht».
Leoluca Orlando, Bürgermeister der italienischen Hafenstadt Palermo, der bei der Gründung des Bündnisses «United4Rescue» am 3. Dezember 2019 in Hamburg anwesend war, beschrieb sehr eindringlich die Sorge um die in Seenot geratenen Menschen. Seenotrettung sei ein Menschenrecht, sagte er: „Es geht nicht um lieb sein – sondern um Recht.“
Soforthilfe für in Europa angekommene Flüchtlinge
Die Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz engagiere sich neben der Seenotrettung auch für die in Europa angekommenen Flüchtlinge: Die menschenunwürdigen Zustände in völlig überfüllten Auffanglagern an den europäischen Aussengrenzen verlangten nach einer direkten humanitären Antwort. Im Sinne einer Soforthilfe werde die EKS Flüchtlingsprojekte von reformierten Kirchen in Griechenland unterstützen. Ein symbolischer finanzieller Beitrag gehe auch an das Aktionsbündnis «United4Rescue» – Gemeinsam Retten!