Die beiden muslimischen Männer aus Äthiopien, 18 und 26 Jahre alt, welche etwa einen Monat lang in den Räumlichkeiten der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Nürnberg-Mitte Kirchenasyl gefunden hatten, konnten dieses am 11. Dezember wieder verlassen. Eine Mitarbeiterin der Ausländerbehörde Nürnberg holte sie ab. Beide befinden sich nun in einer Unterkunft in der Nähe von Cham in der Oberpfalz in Ostbayern, teilte der Pastor der Adventgemeinde Nürnberg-Mitte, Reiner Gross, mit. Da somit die sechsmonatige Frist abgelaufen sei, innerhalb der die Muslime in ein anderes EU-Land hätten zurückgesandt werden können, wäre nun die Durchführung eines Asylverfahrens in Deutschland möglich.
Laut Gross hätten die beiden Flüchtlinge nach langer Irrfahrt in Afrika endlich das Mittelmeer erreicht, wo sie mit einem „Schiff“ die Reise nach Europa antraten. Sie seien von der italienischen Küstenwache aus Seenot gerettet worden und über Italien nach Deutschland eingereist. Da sie in Italien kein Asyl beantragt hätten, wären sie im Falle einer Rückführung in das EU-Land von dort aus wieder nach Äthiopien abgeschoben worden, informierte Pastor Gross.
„Es war ein harmonisches Miteinander, auch wenn die Sprachverständigung nicht einfach war“, teilte der Geistliche mit. Die Deutschkenntnisse der beiden Männer wären sehr gering und auch die Verständigung in Englisch kaum möglich gewesen. Deshalb habe man aus Äthiopien stammende Adventisten gebeten, zu übersetzen. Aber auch das sei nicht ganz einfach gewesen, denn in Äthiopien gebe es über einhundert verschiedene Sprachen. Die Amtssprache Amharisch hätten die beiden Flüchtlinge nicht fliessend sprechen können, aber zumindest besser verstanden als Deutsch oder Englisch. Oromo, die Mundart der beiden Muslime, wäre dagegen für die adventistischen Äthiopier unbekannt gewesen.
Die Adventgemeinde Nürnberg-Mitte hatte bereits im Herbst einer 33-jährigen Christin aus Äthiopien etwa zwei Monate lang in ihren Räumlichkeiten Kirchenasyl gewährt. Sie habe in ihrer Heimat als Sekretärin für die Oppositionspartei gearbeitet und sei nach der letzten Wahl mit anderen Oppositionellen ins Gefängnis geworfen und dort auch gefoltert worden. Sie wäre über die Niederlande nach Deutschland eingereist und sollte nach Holland abgeschoben werden. Das Kirchenasyl sei ebenfalls mit ausdrücklicher Duldung der Stadt Nürnberg erfolgt, sodass die Frau danach einen Asylantrag in Deutschland hätte stellen können, berichtete Pastor Gross.