Der Präsident der protestantischen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Sri Lanka bat weltweit um Gebete für eine Gemeinde von fast 80 Mitgliedern, die auf Betreiben buddhistischer Mönche von den lokalen Behörden im Dorf Pitabeddara aufgelöst werden soll.
Laut einem Bericht der nordamerikanischen Kirchenzeitschrift Adventist Review AR hätten die Probleme der Adventgemeinde im Dorf Pitabeddara, 140 km südlich der Hauptstadt Colombo nach einer durch buddhistische Mönche erzwungenen Schliessung einer anderen Adventgemeinde in der Nähe begonnen. Im Inselstaat, südöstlich von Indien, leben vorwiegend Buddhisten.
Adventisten wehren sich
Entgegen der Aufforderung der Behörden, die Hauskirche aufzulösen, würden die adventistischen Christen weiterhin in der Gemeinde von Pitabeddara Gottesdienste und Versammlungen abhalten, die gleichzeitig auch das Wohnhaus des Pastors und seiner Familie sei, sagte George Wambeek, Präsident der Adventisten in Sri Lanka.
Der Ortspastor habe die Aufforderung zur Auflösung ignoriert, weil das oberste lokale Organ, das Kabinett, nicht an der Entscheidung beteiligt gewesen sei und er die Anordnung als Angriff auf die Religionsfreiheit verstehe, der von buddhistischen Mönchen initiiert worden sei, so Wambeek. „Unser Anwalt hat uns auch geraten, die Versammlungen fortzusetzen. Es handelt sich bei diesem Angriff um eine Initiative von anti-christlichen Gruppen, die von buddhistischen Mönchen angeführt wird", sagte er.
Ein Gericht in der Hauptstadt Colombo werde am 7. Mai über den Berufungsantrag des adventistischen Ortspastors entscheiden. Dieser beziehe sich auf die religiöse Versammlungsfreiheit. Er wolle weiterhin in der Hauskirche gottesdienstliche Feiern abhalten dürfen. Wambeek sagte, dass sich keine einfache Lösung zur drohenden Schliessung abzeichne. Deshalb rufe er die Kirchenmitglieder zum Gebet auf.
„Wir haben 77 Mitglieder in dieser Gemeinde und viele weitere warten darauf, sich unserer Kirche anzuschliessen," sagte George Wambeek. „Aber wegen dieser Bedrohung und der Opposition von buddhistischen Mönchen, kann sich diese Kirche nicht entwickeln.“
Recht vor Gericht garantiert nicht die Weiterführung der Hauskirche vor Ort
Die Möglichkeiten der Adventisten seien limitiert, so AR. Wenn sie das anstehende Gerichtsverfahren nicht gewinnen würden, könnten sich die Kirchenmitglieder an die nationale Menschenrechtskommission in Colombo wenden und vorbringen, dass ihnen das Recht auf freie Religionsausübung verweigert werde und um Intervention bitten, sagten Kirchenleiter.
Ein solcher Weiterzug des Verfahrens könne zwar zu Gunsten der adventistischen Kirche ausgehen, gleichzeitig aber auch zusätzliche Probleme schaffen. Die buddhistischen Mönche hätten die Möglichkeit, die Massen aufhetzen, was zu Unruhen im Dorf führen würde. Anschliessend könnten die Adventisten der Ruhestörung bezichtigt werden.
Gemäss der Volkszählung 2012 bezeichnen sich 70 Prozent der 20,5 Millionen Bewohner von Sri Lanka als Theravada Buddhisten, zwölf Prozent als shivaitische Hindus und zehn Prozent als Muslime. Christen machen etwa 7,5 Prozent der Bevölkerung aus, 6,1 Prozent der Befragten sind römisch-katholisch und 1,4 Prozent Mitglieder anderer christlicher Denominationen.
Die Adventisten begannen ihr Wirken in Sri Lanka in den frühen 1900er Jahren. Heute feiern rund 3.300 Mitglieder in 60 Gemeinden im ganzen Land Gottesdienste.
Die adventistische Kirche in Sri Lanka wurde schon früher mit Problemen konfrontiert. Ein Pastor und einige andere Kirchenleiter wurden in Deniyaya, 32 Kilometer von Pitabeddara entfernt, geschlagen. Die Adventgemeinde habe daraufhin ihr Gotteshaus aufgeben müssen.
Angriff auf Religionsfreiheit bedroht alle Freiheiten
„Was in Sri Lanka geschieht, ist nicht Neues, sondern das Ergebnis wachsender religiöser Intoleranz", sagte John Graz, Direktor für Aussenbeziehungen und Religionsfreiheit (PARL) der adventistischen Weltkirchenleitung. „Wenn die Religionsfreiheit angegriffen wird, sind alle Freiheiten in Gefahr", sagte er. „Ich hoffe, dass sowohl die Regierung als auch das Volk von Sri Lanka der Hauskirche erlaubt, ihre Gottesdienste weiterhin abzuhalten."