Am 20. September hat der Exekutivausschuss der nationalen, adventistischen Kirchenleitung in Norwegen (NORUC) beschlossen zukünftig keine Pastoren mehr zu ordinieren. Sowohl Pastoren als auch Pastorinnen sollen mit einem Fürbittegebet in den vollen Pastorendienst eingeführt werden. Der Exekutivausschuss der Adventisten in Dänemark (DUChC) hat am gleichen Tag beschlossen, nach Abschluss der Pastoralassistenzzeit, ausschliesslich den Begriff „Pastor/Pastorin“, ohne die Bezeichnung „ordiniert“ oder „gesegnet“, gleichermassen für Männer und Frauen zu verwenden.
Die Delegierten der 60. Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten hatten in San Antonio, Texas/USA, am 8. Juli entschieden, dass es den weltweit dreizehn teilkontinentalen Kirchenleitungen (Divisionen) auch weiterhin nicht gestattet sein soll, in ihrem Gebiet Frauen, die im Pastorendienst tätig sind, zu ordinieren.
Keine Diskriminierung
Diesen Beschluss der Weltsynode wollten sie achten, heisst es in einer Mitteilung der Adventisten in Norwegen, gleichzeitig wollten sie aber auch den „grundlegenden Prinzipien“ der Arbeitsrichtlinien der Weltkirchenleitung (General Conference Working Policy BA 60 05) entsprechen. Dort heisst es: „Die Kirche lehnt jedes System und jede Philosophie ab, die jemanden aufgrund seiner Rasse, Farbe oder seines Geschlechts diskriminiert.“
Bisherige Ordinationspraxis entspricht nicht Gleichbehandlungsprinzip
Die Ordinationspraxis in der adventistischen Kirche sei während vieler Jahre „nicht in Übereinstimmung mit dem grundlegenden biblischen Prinzip der Gleichbehandlung aller Menschen“ gewesen, so die Medienmitteilung. Die schriftlichen Unterlagen, die den Mitgliedern des norwegischen Exekutivausschusses vor der Beschlussfassung zur Verfügung gestanden seien, hätten auf das Priestertum aller Gläubigen verwiesen und ausgeführt, dass es für die Kirche unmöglich sei, das grundlegende Menschenrecht der Gleichbehandlung anzuerkennen ohne die in der Vergangenheit angewandte Ordinationspraxis entsprechend anzupassen.
Das Dokument der norwegischen Adventisten führt weiter aus, dass die adventistische Weltkirche in den letzten fünf Jahren gründliche Studien bezüglich der Ordination durchgeführt habe, die zur Feststellung geführt hätten, dass es unter gewissenhaften und loyalen Adventisten zwei gegensätzliche Auffassungen von Ordination gebe. Die Weltkirchenleitung habe es versäumt, jenen überregionalen oder nationalen Kirchenleitungen (Unionen), welche überzeugt seien, dass die aktuelle Ordinationspraxis aus biblischer Sicht falsch sei, Raum zu lassen, damit sie im Rahmen der Arbeitsrichtlinien ihrem Gewissen folgen könnten. Das habe die norwegische Kirchenleitung in eine schwierige Situation gebracht.
Für norwegische Adventisten eine Gewissensangelegenheit
„Die norwegische Union (nationale Kirchenleitung) rebelliert nicht noch möchte sie die weltweite Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten verlassen. Dies festzuhalten ist uns ganz wichtig“, sagte Pastor Finn F. Eckhoff, Exekutivsekretär der norwegischen Kirchenleitung. „Für die norwegische Union ist dies eine Gewissensangelegenheit“, betonte Pastor Reidar J. Kvinge, Präsident der norwegischen Adventisten. Mit ihrer Entscheidung ermutige die norwegische Kirche die Weltkirchenleitung jedoch eine biblisch begründete Ordinationspraxis zu schaffen, welche die Einheit der Kirche nicht gefährde.
Neue Regelungen und Bezeichnungen
Für Personen, die in Zukunft in Norwegen als Pastoralassistenten in den Pastorendienst eingeführt würden, werde ein einfaches Fürbittgebet gesprochen. In gleicher Weise werde auch mit Pastoralassistenten verfahren, wenn sie in den vollen Pastorendienst eingesetzt würden.
Demnach gebe es zukünftig bei den norwegischen Adventisten keine „ordinierten" und "nicht-ordinierten" Pastoren mehr. Unabhängig vom Geschlecht werde es nur noch zwei Kategorien von pastoralen Mitarbeitern geben: Pastoren „im normalen Dienst“ oder „im Praktikum bzw. in der Pastoralassistenz“. Der Weltkirchenleitung werde man solange keine Angaben mehr über Mitarbeitende im Pastorendienst mitteilen bis sie Kategorien für Pastoren geschaffen habe, die nicht diskriminierend seien.
Adventisten in Dänemark geben die Begriffe „Ordination“ und „Beauftragung“ auf
Die Kirchenleitung der Adventisten in Dänemark (DUChC) beschloss 2013 eine Stellungnahme wonach die Kirche „bei der Ernennung von Pastoren nicht zwischen den Geschlechtern unterscheiden werde und die Gleichstellung der Geschlechter in allen Verantwortungsbereichen wünsche“. Im Dokument steht auch, dass die dänische Kirchenleitung (Union) „die Ordination von neuen Pastoren bis zur Generalkonferenz-Vollversammlung 2015 (Weltsynode) aussetzen werde“, an der die Frage der Frauenordination diskutiert werde.
Gemäss der Arbeitsrichtlinie der Weltkirchenleitung (Working Policy E05 05) könnten auch andere Legitimationen ausgestellt werden. Die dänische Kirchenleitung bitte die Weltkirchenleitung eine Bezeichnung für die Legitimation von Pastoren zu finden, welche für Männer und Frauen zutreffend sei.
Auf der Basis dieser Bitte an die Weltkirchenleitung und der Stellungnahme zu Gleichbehandlung aus dem Jahr 2013, die im biblischen Verständnis gründe, wonach Mann und Frau als Ebenbild Gottes geschaffen seien und der Heilige Geist Männern und Frauen geistliche Gaben in gleicher Weise schenke, sei am 20. September 2015 vom Exekutivausschuss der dänischen Kirchenleitung (Union) beschlossen worden, dass die Begriffe „Ordination“ und „Beauftragung“ nicht mehr verwendet werden sollen, sondern nur noch von “ausgesonderten Pastoren” gesprochen werden soll. In Zukunft werde die dänische Kirchenleitung ausschliesslich eine Bezeichnung und eine Legitimation verwenden, nämlich „Pastor/Pastorin“. Dies gelte gleichermassen für Männer und Frauen, welche die Pastoralassistenzzeit erfolgreich abgeschlossen hätten.
Adventisten in den Niederlanden wollen Frauen auch in Zukunft ordinieren
Nach der Entscheidung der adventistischen Weltsynode (Generalkonferenz-Vollversammlung) vom Juli 2015 veröffentlichte die Kirchenleitung der holländischen Adventisten folgende Erklärung, die von SPECTRUM, Zeitschrift der Vereinigung adventistischer Foren (AF), ins Englische übersetzt wurde:
„Die Delegierten der adventistischen Kirchgemeinden in den Niederlanden haben im Herbst 2012 beschlossen Frauen in gleicher Weise wie ihre männlichen Kollegen zum Pastorendienst zu ordinieren. Dieser Beschluss trat im Juni 2013 in Kraft und bleibt es weiterhin. Die Entscheidung der Generalkonferenz-Vollversammlung von San Antonio ändert daran nichts.
Die Kirchenleitung in den Niederlanden wird weiterhin Pastorinnen ordinieren. Wir danken Gott dass er Männer und Frauen in seinen Dienst beruft. Mit Freude wollen wir diesen Ruf durch das Auflegen der Hände bestätigen.“