Zu Beginn des Jahres hat das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors den sogenannten „Weltverfolgungsindex 2016“ (WVI) veröffentlicht. Der jährlich veröffentlichte WVI stelle eine Rangliste jener 50 Länder dar, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt und benachteiligt werden. Die Anzahl der wegen ihres Glaubens ermordeten Christen und der attackierten bzw. zerstörten Kirchen habe sich seit dem Vorjahr in etwa verdoppelt, teilte das Hilfswerk mit.
Laut dem Weltverfolgungsindex 2016 von Open Doors werden Christen in folgenden Ländern am meisten verfolgt: 1. Nordkorea, 2. Irak, 3. Eritrea, 4. Afghanistan, 5. Syrien, 6. Pakistan, 7. Somalia, 8. Sudan, 9. Iran und 10. Libyen. In 35 der 50 Länder des Weltverfolgungsindex sei der islamische Extremismus die Haupttriebkraft der Verfolgung von Christen. Grossen Anteil daran hätten islamistische Gruppen wie Boko Haram, Al Shabaab und nicht zuletzt auch der sogenannte „Islamische Staat“ (IS). Diese, aber auch mit ihnen sympathisierende Teile der Bevölkerung, gingen mit extremer Gewalt gegen Christen und andere Minderheiten vor, die ihr Verständnis von einem Islam wie zu Mohammeds Zeiten nicht teilten. In hinduistischen und buddhistischen Ländern wie Indien und Myanmar führte nach Beobachtungen von Open Doors der zunehmende religiös motivierte Nationalismus zur Radikalisierung von Bevölkerungsteilen und einer deutlichen Intensivierung der Christenverfolgung.
Zur Methodik des Weltverfolgungsindex
Nach Angaben des Hilfswerks erfasse der Weltverfolgungsindex seit über 20 Jahren die weltweite Christenverfolgung mittels einer differenzierten Erhebung und Analyse der verschiedenen Lebensbereiche von Christen in Ländern mit stark eingeschränkter Religionsfreiheit. Die Position des jeweiligen Landes auf dem Index werde anhand eines umfangreichen Fragenkatalogs ermittelt, der unter Mitwirkung verfolgter Christen, Religionswissenschaftler, Politologen und weiteren Fachleuten sowie eigener Analysten erstellt worden sei. Die Erhebung berücksichtige auch die Situation hunderttausender Konvertiten, die den christlichen Glauben angenommen und seitdem extremer Verfolgung vonseiten ihrer Familien, der Gesellschaft und/oder dem Staat ausgesetzt seien.
Zur Kritik an der Methodik des WVI äusserte sich Dr. Daniel Ottenberg, Analyst von Open Doors: „Diese Kritik besteht schon seit etlichen Jahren und sie dreht sich immer wieder um dieselben Punkte: Definition von Verfolgung, Fokussierung auf Christen, Transparenz. Zu allen Punkten haben wir bereits mehrfach Stellung genommen“. So sei sowohl der der Erhebung zugrunde liegende Fragebogen als auch die angewendete Methodik auf der Homepage von Open Doors veröffentlicht. Die Umsetzung dieses Rahmens werde durch ein Audit von Experten des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit geprüft.
Aufruf an die Politik
„Der Weltverfolgungsindex soll mehr sein als eine Statistik für Experten. Er soll zuallererst denen eine Stimme verleihen, die oft fernab der Medien- und Weltöffentlichkeit ihrer Religionsfreiheit als fundamentalem Menschenrecht beraubt wurden und häufig nur im Untergrund überleben können“, erklärte Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland. „Immer wieder bitten verfolgte Christen an erster Stelle um Gebet und sind dankbar und ermutigt, wenn in den Ländern mit Religionsfreiheit auf ihre Situation aufmerksam gemacht wird.“ Dies sei laut Ottenberg auch die eigentliche Botschaft des WVI: „unsere Geschwister in immer mehr Teilen der Welt leiden um ihres Glaubens willen und wir rufen alle zu Gebet und Hilfe auf.“
Weitere Informationen zum WVI, zu Methodik und Länderanalysen sind im Internet zu finden unter:
Open Doors Deutschland: www.weltverfolgungsindex.de
Open Doors Schweiz und Österreich: https://www.portesouvertes.ch/de/Verfolgung/weltverfolgungsindex/