„Ich war ein Fremder“ lautet der Titel des Juni-Heftes 2016 der internationalen Zeitschrift der Siebenten-Tags-Adventisten „Adventist World“, die auch in deutscher Sprache erscheint. Die besondere Ausgabe befasst sich mit dem Schwerpunktthema Flüchtlinge und möchte weltweit die Adventisten auf den von der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) für den 18. Juni ausgerufenen „Weltflüchtlingstag“ einstimmen.
Da die evangelische Freikirche den biblischen Ruhetag am Samstag (Sabbat) feiert und damit auch die Gottesdienste an diesem Tag stattfinden, wird am 18. Juni global ein Flüchtlingssabbat begangen, an dem für Geflüchtete gebetet werden soll. In den Gottesdiensten sollen den weltweit 19 Millionen Adventisten Einblick über Fluchtgründe wie Krieg, Terror, Armut und Klimawandel gegeben, aber auch über Hilfsmöglichkeiten und den Umgang mit Flüchtlingen aufgrund biblisch-christlicher Ethik informiert werden.
Schweden: Mit offenen Armen und Skiunterricht willkommen geheissen
In seinem Artikel „Vollkommene Barmherzigkeit“ fordert Pastor Ted N. C. Wilson, der Präsident der Generalkonferenz, Adventisten in aller Welt auf, wie Jesus Menschen in Not Barmherzigkeit zu erweisen. Dabei gehe es neben der Sorge um das körperliche und soziale Wohlergehen auch um Seelsorge.
An Beispielen wird praktische Flüchtlingshilfe anschaulich gemacht. So habe die kleine adventistische Gemeinde im schwedischen Nyhyttan etwa 100 Flüchtlinge „mit offenen Armen und kostenlosem Skiunterricht willkommen“ geheissen. „Es war etwas kalt und ungewohnt für sie, mit den Skiern und Schlittschuhen, aber es hat ihnen auch eine Menge Spass gemacht“, sagte Lars Gille, ein pensionierter adventistischer Pastor und einer der städtischen Koordinatoren für die Flüchtlinge. Auch Schwedischunterricht sei erteilt und Winterkleidung ausgegeben worden. Mitglieder der Gemeinde hätten Flüchtlinge nach Hause eingeladen, um den schwedischen Lebensstil aus erster Hand zu erleben.
England: Hilfe in Dünkirchen/Frankreich
Aus England reise jeden Sonntag eine Gruppe von Ehrenamtlichen an, um mitgebrachte Lebensmittel und Kleidung in einem Flüchtlingslager in Dünkirchen in Frankreich zu verteilen. Während die adventistischen Helfer Essen kochten und frisches Obst verteilten, sei ihr Hauptziel, auch Mitgefühl zu zeigen, „indem wir ihnen einfach sagen, dass sie nicht allein sind, dass es in England, dem Land, in das sie verzweifelt gelangen wollen, eine ganze Kirchengemeinde gibt, die für sie betet“, so Sasha Becejac, einer der Leiter der Adventgemeinde in Newbold im Süden Grossbritanniens.
Deutschland, Österreich und Schweiz
Ein Mann aus Eritrea erzählt, warum er nach Deutschland geflohen sei, und eine Deutsche erklärt, warum sie ihm helfe. In der Bundesrepublik gebe es etwa 80 Flüchtlingsprojekte mit adventistischer Beteiligung, weitere seien in Planung, so Sylvia Kontusch, die ehrenamtlich die Flüchtlingsarbeit im Süddeutschen Verband der Adventisten koordiniert. In Österreich beteiligten sich etwa zehn Adventgemeinden an Flüchtlingsprojekten, in der deutschsprachigen Schweiz wären es fünf. Auch in diesen Ländern seien weitere Aktivitäten der Freikirche für Geflüchtete in Vorbereitung.
Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen
Pastor Benjamin D. Schoun, Vorsitzender des Generalkonferenz-Ausschusses zur Koordination der adventistischen Hilfe für Vertriebene in Europa, erläutert, was von der Freikirchenleitung unternommen werde, um Flüchtlingen zu helfen.
Peter N. Landless, Direktor der Gesundheitsabteilung der Weltkirchenleitung, befasst sich mit der Frage was eine örtliche Kirchengemeinde in der Flüchtlingskrise tun könne.
Mitarbeiter der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA Slowenien berichten über ihre persönlichen Erlebnisse mit Flüchtlingen.
Blia Xiong vom Volk der Hmong schildert ihre Flucht von Laos nach Thailand. Julian Melgosa, stellvertretender Leiter der Bildungsabteilung der Generalkonferenz, gibt Hinweise zum Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen. Auf die Nöte von Flüchtlingskindern geht die klinische Psychologin L. Ann Hamel ein. In zwei Artikeln wird die Bibel zur Thematik befragt. Kurz erläutert werden zudem einige Begriffe, wie Asylsuchende, Binnenvertriebene oder Staatenlose.
Die Juni-Ausgabe 2016 der Zeitschrift „Adventist World“ ist im Internet unter https://www.dropbox.com/s/86ggdkl8gpbg2a0/Adventist-World-2016-06.pdf?dl=0 zu finden.
Für den Gottesdienst zum Weltflüchtlingstag am 18. Juni 2016 hat die Steuerungsgruppe des Aktionsbündnisses „Gemeinsam für Flüchtlinge“ der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland eine Gestaltungshilfe herausgegeben.
Schweizerische Evangelische Allianz SEA zum Flüchtlingssonntag 2016: „Wir wollen Migranten gut begleiten“
Stress für Körper und Seele
Die Flucht und die Ungewissheit über die Zukunft sei für viele Flüchtlinge sehr belastend und hinterlasse Spuren. Körperliche Anstrengungen, materielle Entbehrungen, Ungewissheit und die fremde Umgebung verursachten seelische Nöte bei manchen Flüchtlingen, heisst es in der Medienmitteilung zum Flüchtlingssonntag am 19. Juni der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Sie ruft dazu auf, Asylsuchenden verständnisvoll zu begegnen und Flüchtlinge zu unterstützen. „Wir wollen Migranten gut begleiten“, sagt Niklaus Meier von der Task Force Flüchtlinge der SEA. „So erhöhen wir die Chance einer guten Integration.“
Ein Kurs für Migrationsbegleitung
Seit dem Einsetzen der Flüchtlingswelle haben Kirchgemeinden und Christen in der Schweiz bereits viele Ideen entwickelt und spannende Projekte begonnen. Die von der Schweizerischen Evangelischen Allianz im letzten Jahr gestartete und fortlaufend aktualisierte Webseite www.flüchtlingen-helfen.ch/ listet eine Anzahl solcher Projekte auf.
Wer seine Kompetenzen im Umgang mit Migranten zusätzlich erweitern möchte, kann dies am Kurs für Migrationsbegleiter tun, der im September in Aarau startet. Informationen zu diesem Kurs finden Sie hier: http://www.agik.ch/integrationsbegleiter-ausbildung