Seinen Rücktritt hat der Präsident der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten, Pastor Robert S. Folkenberg (Silver Spring, Maryland/USA), überraschend bekanntgegeben. In seiner an das Exekutivkomitee der Generalkonferenz gerichteten Erklärung schreibt er, dass eine Zivilklage gegen Verwaltungsstellen der Freikirche und seine Person ihn zu diesem Schritt veranlasst habe, um \"Kummer und Streit für meine Familie und die Kirche, die ich liebe, zu vermeiden\".
Laut Pastor Ulrich Frikart (Bern/Schweiz), einem der Vizepräsidenten der Generalkonferenz, behauptet ein kalifornischer Geschäftsmann, 1993 aus einem Landentwicklungsprojekt in den USA mit Robert S. Folkenberg und Verwaltungsstellen der Freikirche finanziellen Schaden erlitten zu haben, den er vor einem Gericht in Sacramento/USA einklagen will. Allerdings habe die verklagte Generalkonferenz-Körperschaft \"nie irgendwelche geschäftlichen Beziehungen zu diesem Unternehmer gehabt\". Es gebe zwar finanzielle Einlassungen von Pastor Folkenberg gegenüber dem Geschäftsmann, doch seien dabei weder Kirchengelder benutzt noch veruntreut worden. Ein Ende Januar tagender Untersuchungsausschuss der Generalkonferenz empfahl, dass sich das Exekutivkomitee Anfang März mit dem Sachverhalt befassen solle. Nur dieses aus etwa 260 Mitgliedern bestehende internationale Gremium kann zwischen den alle fünf Jahre stattfindenden Vollversammlungen (Weltsynoden) über personelle Veränderungen in der Kirchenleitung entscheiden. Pastor Folkenberg (58), der als Sohn eines Missionarsehepaares in Puerto Rico geboren wurde, wuchs in den Vereinigten Staaten und in Kuba auf. Die meiste Zeit seines Kirchendienstes verbrachte er in Lateinamerika. 1970 gründete der Geistliche ein Krankenhaus der Freikirche in Honduras und leitete es bis 1973. Er war mitverantwortlich für den Auf- und Ausbau adventistischer Mittelwellen- und UKW-Radiostationen in Guatemala, in der Dominikanischen Republik, in Costa Rica, auf Haiti, Puerto Rico, Guadeloupe und Martinique. Während der Generalkonferenz-Vollversammlung 1990 in Indianapolis/USA wurde er zum Präsidenten der protestantischen Freikirche gewählt, die heute über zehn Millionen erwachsene getaufte Mitglieder und etwa 20 Millionen Angehörige in 205 Ländern zählt. Die Vollversammlung 1995 in Utrecht/Niederlande erneuerte sein Mandat bis zum Jahr 2000. Laut Frikart ist während Folkenbergs Amtszeit \"viel geschehen, was zum Wachstum unserer weltweiten Kirche in einem nie zuvor vorhandenen Ausmasse geführt hat\". Seit 1990 erhöhte sich die Mitgliederzahl der Siebenten-Tags-Adventisten um fast vier Millionen. Bis zur Wahl eines neuen Präsidenten durch das Exekutivkomitee nimmt der Sekretär der Generalkonferenz, G. Ralph Thompson, das höchste Kirchenamt geschäftsführend wahr. Zurück zu APD