Wie die australische Kirchenzeitschrift Adventist Record (AR) berichtete, verstarb Dr. Michael Chamberlain (72) am 9. Januar an den Folgen einer Leukämieerkrankung in New South Wales/Australien. Chamberlain und seine Frau wurden vor über 35 Jahren in unfreiwilliger Weise zu Hauptfiguren eines spektakulären Kriminalfalls, dessen Urteil erst Jahre später widerrufen wurde.
„Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Australien betrauert den Verlust von Dr. Chamberlain, einem ehemaligen Pastor der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, dessen Leben mit dem seiner Familie vor vielen Jahren auf tragische Weise verändert wurde“, so Pastor Jorge Munoz, Präsident der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Australien. „Sein Kampf für Gerechtigkeit wird für uns alle hier im Land eine Lehre bleiben.“
Dingo verschleppte Kind
1980 arbeitete Michael Chamberlain als Pastor der protestantischen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Queensland/Australien, wo er mit seiner damaligen Frau Lindy, seinen drei Kindern Aiden, Reagan und der 9-Wochen alten Azaria lebte. Während eines Campingtrips im Nördlichen Territorium, am Uluru (Ayers Rock), war das Baby eines Abends nicht mehr im Zelt und blieb unauffindbar. Der Fall sorgte für Aufsehen in der ganzen Welt. Es tauchte auch das bizarre Gerücht auf, die Chamberlains gehörten einem Kult an, der Kinderopfer verlange.
Die Chamberlains bestanden darauf, dass ein Dingo, ein Wildhund, das Baby verschleppt habe. Vor Gericht wurde Lindy Chamberlain dennoch schuldig gsprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt, während Michael Chamberlain eine Bewährungsstrafe erhielt. Erst Jahre später wurde der Fall durch die Hartnäckigkeit der Chamberlains und deren Unterstützer neu aufgerollt und das Urteil aufgehoben. Das Ringen mit den Gerichten kam erst 2012 zum Abschluss, als im australischen Darwin auch amtlich bestätigt wurde, dass ein Dingo die kleine Azaria Chamberlain verschleppt und getötet habe. Das Drama um das Verschwinden des Kindes wurde 1988 mit Meryl Streep verfilmt. Der Spielfilm „Ein Schrei in der Dunkelheit“ (A Cry in the Dark) kam im Mai 1989 auch in die Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Zur Person
Michel Chamberlain verliess 1984 den pastoralen Dienst. 1991 wurde er von seiner Frau geschieden. Chamberlain heiratete 1994 erneut, promovierte 2002 in Pädagogik an der australischen Universität von Newcastle und kandidierte ein Jahr später für das Parlament. Er schrieb mehrere Bücher, arbeitete als Lehrer und war Präsident der Coorangbong Business and Community Alliance.