Am 8. Weltkongress der Internationalen Vereinigung für Religionsfreiheit (IRLA), der vom 22. bis 24. August in Fort Lauderdale, Florida/USA stattfand, haben Religionsfreiheitsexperten und Rechtsanwälte in einer Sondersitzung über die anhaltenden Migrations- und Flüchtlingsbewegungen gesprochen und wie man den Bedürfnissen dieser Menschengruppe besser entsprechen könne. Sie forderten, dass die Erklärung von New York zu Flüchtlingen und Migranten (New York Declaration for Refugees and Migrants), auf die sich die 193 Staaten der UNO im Herbst 2016 geeinigt hatten, vermehrt beachtet werden soll. Die Rechte der Geflüchteten sollen gewährt und ihren Bedürfnissen soll entsprochen werden. Dazu gehöre auch die Religionsfreiheit, so Nelu Burcea, stellvertretende Generalsekretär der IRLA.
Statistiken zeigten, dass Ende 2016 weltweit mehr als 65 Millionen Personen aufgrund von Verfolgung, Konflikten, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen, vertrieben worden seien, so Nelu Burcea, stellvertretender Generalsekretär der IRLA und Delegierter zum Aufbau von Beziehungen zu verschiedenen internationalen Organisationen, wie den Vereinten Nationen, der Europäischen Union oder der Afrikanischen Union.
Die Erklärung von New York zu Flüchtlingen und Migranten, wird vom Flüchtlingshilfswerk der UNO (UNHCR) als historisch bezeichnet. Im Anhang I der Erklärung wird von der UNO die Schaffung eines umfassenden Rahmens als Antwort auf die Flüchtlingssituation gefordert sowie die Schaffung eines globalen Pakts für Flüchtlinge (Global Compact on Refugees), der vom Hohen Kommissar des UN-Flüchtlingshilfswerks anlässlich der Generalversammlung 2018 vorgestellt werden soll.
Burcea erwähnte laut der nordamerikanischen Kirchenzeitschrift Adventist Review (AR) als wichtigste Ziele der umfassenden Reaktion auf die Flüchtlingssituation: die Lockerung des Drucks auf Länder, welche Geflüchtete aufnehmen; das Selbstvertrauen der Geflüchteten zu stärken; ihnen Zugang zu Drittstaaten zu ermöglichen; Bedingungen zu schaffen, um sie bei einer freiwilligen Rückkehr in ihre Heimatländer zu unterstützen. Im Mittelpunkt der Antwort auf die Flüchtlingssituation stehe die Würde aller Flüchtlinge und dass sie ebenso Anrecht auf die Gewährung der Menschenrechte hätten, so Burcea.
Die Rolle glaubensbasierter Organisationen
Blandine Chelini-Pont, Professorin für Geschichte der Gegenwart und zuständig für Recht und Religiöse Studien an der Universität Aix-Marseille/Frankreich sprach über die Flüchtlingssituation in Europa. „Die Mobilisierung der Hilfe von gemeinnützigen Einrichtungen der glaubensbasierten Organisationen habe die Flüchtlinge in Frankreich, Italien und Deutschland ungemein unterstützt", sagte Chelini-Pont.
W. Cole Durham Jr., Gründungsdirektor des Internationalen Zentrums für Rechts- und Religionswissenschaften an der Brigham-Young-University, Provo, Utah/USA, wies auf die religiösen Freiheitsrechte von Flüchtlingen hin, die zum Zeitpunkt der Flucht und Vertreibung sehr wichtig seien.
"Wir müssen sensibel darüber nachdenken, was mit den Menschen während der Fluchtphase passiert, wie ihren religiösen Traditionen entsprochen werden kann und was mit dem Praktizieren ihrer innersten, religiösen Überzeugungen passiert", sagte Durham. Jene, die Flüchtlinge betreuten, sollten auf ihre diesbezügliche Rolle hingewiesen werden. Religiöse Gruppen könnten einen Unterschied machen, weil sie die Motivation und den Altruismus hätten, etwas für Fremde zu tun. Sie könnten unter Gebet kreative Wege finden, um noch hilfreicher zu sein", fügte Durham hinzu.
Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe (ADRA) und Flüchtlinge
Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe (ADRA) habe der Liebe und Fürsorge Gottes Ausdruck verliehen, speziell für die Geflüchteten aus und in Afrika, sagte Imad Madanat, Verbindungsperson von ADRA International zur UNO sowie Programmdirektor für Katastrophen- und Entwicklungshilfe von ADRA International (USA).
Die ADRA Landesbüros hätten auf den Fluchtrouten sowie in den Zielländern in den Bereichen Gesundheit, Wasserversorgung, Unterkunft, Nahrungsmittel, psychologische sowie soziale Unterstützung geholfen und auch Informationszentren an den Fluchtrouten unterhalten.
„Es ist klar, dass Kirchen und glaubensbasierte Organisationen eine Pufferfunktion zwischen den Geflüchteten und den lokalen staatlichen Behörden haben“, sagte Madanat. „Religiöse Institutionen können den Geflüchteten sichere und familiäre Anlaufstellen zu Verfügung stellen, wo sie um Hilfe und Unterstützung nachsuchen können.“
Internationalen Vereinigung für Religionsfreiheit (IRLA)
Die Internationalen Vereinigung für Religionsfreiheit IRLA wurde 1893 weltweit als erste Nichtregierungsorganisation zur Verteidigung und Förderung der Religionsfreiheit gegründet. Getragen und finanziert wird IRLA von der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten. Am IRLA-Weltkongress, der alle fünf Jahre stattfindet, nahmen 550 Personen aus 65 Ländern teil, darunter rund 40 Experten und Expertinnen aus dem Bereich Religionsfreiheit. Der Kongress stand unter dem Motto: „Hoffnung für ein friedliches Zusammenleben“.