Vom 31. Juli bis 4. August fand in Kassel ein weltweiter Jugendleiterkongress (Global Youth Leaders Congress) der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten („Impact Europe 2018 Germany“) statt. In den Referaten und Podiumsgesprächen wurde der Charakter Gottes sowie das Wesen der Kirche diskutiert. In den Workshops und Seminaren am Nachmittag sei es um Themen wie das Erreichen der Generation Z, Apologetik, das Navigieren in Sexualitätsfragen und das Lösen von Konflikten gegangen, berichtet Adventist Review (AR), nordamerikanische Kirchenzeitschrift.
Rund 1.600 Teilnehmende aus 120 Ländern trafen sich unter dem Motto „Pass it on - Equip, Engage, Empower“ („Gib es weiter – ausrüsten, motivieren, befähigen) zu Weiterbildung, Motivation und Austausch. Ziel sei es, die Jugendleiter und Jugendleiterinnen zu befähigen, Jugendliche darin zu unterstützen, sich mit ihrem jeweiligen Gemeinwesen zu verbinden und sich dort positiv einzubringen, sagte Pastor Stephan Brass, Mediensprecher der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland.
Schlechte Religion bringt einen weit verbreiteten Atheismus hervor
Mit der Frage: Was ist, wenn Gott ein Atheist ist?, leitete Ty Gibson, Pastor und Co-Direktor des «Light Bearers Ministry», private adventistische Organisation in den USA, seine Ausführungen über das Gottesbild ein. Dabei nutzte er zahlreiche kulturelle Referenzen - von Prominenten bis zu Richard Dawkins -, um die Idee zu entwickeln, dass viele nicht an Gott glaubten, weil Gott ihnen von anderen in einem verzerrten Bild dargestellt worden seien.
Gibson bezeichnete jene als «Gerechtigkeitsgeneration», die die «gemeinen Taten satt haben, die im Namen Gottes begangen werden». Darunter gehöre Gewalt, Frauenfeindlichkeit, Ungleichheit, Rassismus, Homophobie, Fremdenfeindlichkeit und Korruption in der Politik.
Gibson kontrastierte seine frühere Frage «ist Gott ein Atheist» mit einer neuen: «Was ist, wenn Gott selbst sich nicht so sieht, wie er dargestellt wird?»
Dieses Missverständnis des Charakters Gottes und eine verzerrte Darstellung seiner Werte durch die Menschen, so Gibson, sei eine der Hauptursachen dafür, dass Menschen die Kirche und letztlich Gott verlassen würden. «Wir leben an einem wichtigen Übergangspunkt in der Geschichte, wo schlechte Religion einen weit verbreiteten Atheismus hervorbringt», sagte er. «Der Atheismus ist das missbrauchte Kind des Christentums.»
An dieser Stelle komme die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten ins Spiel, so Gibson. «Der Adventismus wurde auf der Geschichtsbühne geboren, um ein alternatives Bild von Gott zu malen», behauptete er. Er verwies dabei auf verschiedene adventistische Überzeugungen wie Annihilationismus, - dass Adventisten nicht an ein ewig brennendes Höllenfeuer glauben -, und damit «nicht glauben, was viele Ungläubige ebenfalls unglaubwürdig finden».
Es gelte auch zu bedenken, so Gibson, dass die Streitigkeiten innerhalb der Kirche, über Fragen, die er als «unwesentlich» bezeichnete, die Mission der Kirche behinderten. «Wenn wir unwesentliche Fragen auf die Ebene der Lehre heben, töten wir unsere prophetische Berufung», so Ty Gibson.
«Wir sind berufen, der Welt die schönste und beispielloseste Liebe im Universum in der Person Jesu Christi weiterzugeben», schloss Gibson. «Die Sammlung der lehrmässigen Wahrheiten, die Gott uns gegeben hat, dient ihrem Zweck nur in dem Masse, wie wir sie nutzen, um dieses Bild von Gottes Charakter zu malen.»
Das Wesen der Kirche
Pastor David Asschericks (Australien) Ansprache konzentrierte sich auf die Natur und das Wesen der Kirche. Er wies darauf hin, dass sich die frühchristliche Kirche und ein Grossteil der biblischen Schriften weniger auf eine einzelne oder persönliche Beziehung zu Gott als vielmehr auf die gemeinsame Beziehung des «Leibes» der Gläubigen und seine Beziehung zu Gott konzentriert. «Das Mass unserer vertikalen Verbindung mit Gott», argumentierte er, «ist meine horizontale Verbindung mit anderen».
Asscherick thematisierte als nächstes die Herausforderung, welche die jüdische Gemeinde des Neuen Testaments bei der Integration der Heiden in ihren Glauben hatte. «Im jüdischen Denken gab es Juden und dann gab es alle anderen in einer einzigen Kategorie», sagte Asscherick. Die Sünde habe sowohl die vertikale - Gott - Menschbeziehung als auch die horizontalen Beziehungen unter den Menschen zerbrochen. Das Ereignis an «Pfingsten ist eine Umkehrung des Geschehens beim Turm zu Babel», so Asscherick. Pfingsten war «das Versprechen, dass Gott die Menschheitsfamilie wieder zusammenbringt».
Die jüdischen Führer des ersten Jahrhunderts hätten aber dagegen gekämpft und sich gegen die Integration der «Heiden» gewehrt, so Asscherick. Dann zog er Parallelen zur heutigen Kirche. Die Kirche sei nicht berufen, in der Vorstellung von «wir» und «sie» zu leben, sagte er. «Wir müssen aus dem Geschäft des Mauerbauens aussteigen und ins Geschäft des Brückenbauens einsteigen.» In Apostelgeschichte 15,19, werde der Apostel Jakobus zitiert, der gesagt habe, dass man es den Heiden, die sich Gott zuwenden wollten, nicht schwer machen solle. Asscherick formulierte diesen Gedanken positiv: «Wir sollten es den Menschen so einfach wie möglich machen, zu Jesus zu kommen.»
Pastor Asscherik schloss mit der Aussage: «Haben wir Brücken oder Mauern gebaut? Das Evangelium ist für die Welt und wir müssen aufhören vorzugeben, dass das Evangelium nur für uns ist.»
Jugendbibel
Im Rahmen des Eröffnungsabends wurde auch ein neues Bibelprojekt des spanischen Verlags der Siebenten-Tags-Adventisten, Editorial Safeliz, in Kooperation mit der Jugendabteilung der adventistischen Weltkirchenleitung vorgestellt: die „Youth Bible“ (Jugendbibel). Dabei handelt es sich um eine Bibelausgabe, die in Spanisch, Französisch oder Englisch vorliegt und neben dem Bibeltext auch über 350 Themenartikel, Einführungen und Grafiken speziell für Jugendliche aufweist. Als aussergewöhnliche Zugabe enthält die Youth Bible auch QR-Codes, die beim Lesen mit dem Smartphone gescannt werden können und zu weiteren Informationen führen. Alle Teilnehmenden des Kongresses erhielten aufgrund eines Sponsorings der adventistischen Weltkirchenleitung ein Exemplar der Jugendbibel ausgehändigt.
Internationaler Kongress
Die rund 1.600 teilnehmenden Adventisten kamen aus 120 Ländern. Die Ansprachen wurden in sechs verschiedene Sprachen übersetzt. Eigentlich seien noch mehr Teilnehmer angemeldet gewesen, aber die entsprechenden Botschaften Deutschlands in deren Herkunftsländern hätten sich in rund 120 Fällen geweigert, trotz vorliegender Einladung, ein Visum für die internationalen Besucher auszustellen, teilte Stephan Brass mit.
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