Oberstes Gericht Südkoreas in Seocho © Foto: Rémi Cormier/Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Südkorea: Adventist muss laut Oberstem Gericht am Samstag keine Prüfungen schreiben

Silver Spring, Maryland/USA | 15.02.2019 | APD | Religionsfreiheit

Nach zweijährigen juristischen Prozessen hat das Oberste Gericht Südkoreas am 31. Januar entschieden, dass der adventistische Medizinstudent Han Ji Man ausserhalb des Sabbats (Samstag) die Universitätsprüfungen ablegen darf. Der Sabbat beginnt für die Mitglieder der protestantischen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten mit Sonnenuntergang am Freitag und endet bei Sonnenuntergang am Samstag. Adventisten hoffen, dass dieses Urteil eine neue Ära gesetzlichen Schutzes für Sabbathalter und andere Gläubige in Südkorea einläuten werde, berichtet die Abteilung für Aussenbeziehungen und Religionsfreiheit (PARL) der adventistischen Weltkirchenleitung.

«Dieses Urteil ist historisch wichtig für koreanische Adventisten und bietet einen Präzedenzfall, der für zukünftige Klagen zu Fragen des Sabbathaltens herangezogen werden kann», sagte Sun Hwan Kim, Abteilungsleiter für Aussenbeziehungen und Religionsfreiheit der teilkontinentalen adventistischen Kirchenleitung im Nordasien-Pazifik-Raum. «Dieses wunderbare Urteil», fügte er hinzu, «wäre nicht zustande gekommen, wenn ein treuer adventistischer Jugendlicher, Bruder Han, nicht treu zu seinem Glauben gestanden wäre».

Laut PARL haben Adventisten in Südkorea lange Zeit mit Schwierigkeiten beim Sabbathalten zu kämpfen gehabt, da die Akkreditierungsprüfungen an Universitäten und Fachhochschulen oft samstags stattfinden. Im Laufe der Jahre hätten deshalb viele Gemeindeglieder den Bildungs- oder Karrierefortschritt geopfert, um ihrer Überzeugung treu zu bleiben, so PARL. Obwohl die koreanische Verfassung Diskriminierung aufgrund der Religion verbietet, haben die Gerichte diesen Schutz bisher nicht auf die Frage der Sabbathaltung ausgedehnt.

Einsatz für gesetzlichen Schutz des Ruhetages
Han Ji Man's Rechtsstreit begann bereits als Medizinstudent im ersten Studienjahr, als er entdeckte, dass am Samstag eine Reihe von wichtigen Prüfungen anstehen. Er reichte seine Klage gegen die medizinische Fakultät erst nach ergebnislosen Gesprächen mit seinen Professoren und Schulverwaltungen ein. Sein Appell an die nationale Menschenrechtskommission Südkoreas konnte seine Schwierigkeiten auch nicht lösen.

Nachdem er seinen Fall beim ersten Gericht verloren hatte, legte Han Ji Man bei der nächst höheren Instanz Berufung ein und gewann. Die medizinische Fakultät legte gegen diesen Entscheid Berufung beim Obersten Gericht des Landes ein und verlor den Fall. Damit hat die Religionsfreiheit in Südkorea «einen solideren verfassungsmässigen Schutz» erhalten, schreibt PARL. Mit diesem Urteil hofften die Adventisten in Südkorea, dass Übereinkünfte bezüglich des Sabbathaltens für die Kirchenmitglieder in vielen Bereichen der koreanischen Gesellschaft zukünftig leichter zu erreichen sein werden.

Adventisten in Südkorea
In Südkorea gibt es über 253.000 mündig getaufte Siebenten-Tags-Adventisten in 703 Kirchengemeinden. Die Freikirche unterhält dort eine Universität, eine Medizinische Hochschule, acht höhere Schulen, zehn Grundschulen, 30 englische Sprachschulen, 30 Gemeinschafts- und Dienstleistungszentren, drei Gesundkostbetriebe, ein Altenheim, ein Verlagshaus und ein Medienzentrum zur Produktion von Radio- und Fernsehsendungen.

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