Die Theologische Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg trauert um den langjährigen Leiter des Instituts für Sucht- und Abhängigkeitsfragen und Dozenten im Bereich Sozialmedizin, Professor Dr. med. Lothar Schmidt. Er verstarb am 2. Februar, vier Tage vor seinem 99. Geburtstag. Mit seinen zahlreichen nationalen und internationalen Vernetzungen hat er beim Aufbau der Hochschule wichtige Impulse gegeben.
An der Berliner Humboldt Universität studierte der in Königsberg geborene Schmidt Medizin und widmete schon früh seine gesamte berufliche Karriere alkoholkranken Menschen. Königsberg ist das heutige Kaliningrad, eine russische Exklave, die an der Ostsee zwischen Polen und Litauen liegt».
Anfang der 1960er Jahre erstritt er die ersten Krankenhausbetten für Alkoholabhängige. Später half er beim Aufbau der Suchtklinik „Haus Niedersachsen“ in Dedelsdorf-Oerrel bei Wolfsburg, deren ärztlicher Direktor er auch war. Dort entwickelte er das damals revolutionäre 12-Wochen Therapiekonzept. Er war einer der Pioniere der Anonymen Alkoholiker in Deutschland und Mitbegründer des Fachverbandes Sucht und Autor von Standardwerken zum Thema Alkoholismus.
Prof. Lothar Schmidt war Chefarzt der Abteilung für Alkoholiker im Jüdischen Krankenhaus in Berlin und Vorsitzender der Landesstelle Berlin gegen die Suchtgefahren. Bis vor einem Jahr hielt er noch Fachvorträge. Auch international war er geschätzt; er leitete viele Jahre als Vizepräsident die „International Commission for the Prevention of Alcoholism (ICPA)“, eine Einrichtung der Vereinten Nationen. Für seinen unermüdlichen Einsatz für Menschen mit Abhängigkeitskrankheiten erhielt er viele Auszeichnungen, darunter das Verdienstkreuz erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland.
Eine Berliner Tageszeitung nannte den praktizierenden Christen, der sich über 70 Jahre mit der Krankheit Alkoholismus beschäftigt hat, den „deutschen Alkoholpapst“. Er habe in seinem Leben wohl an die 300.000 Alkoholkranke behandelt, meinte Schmidt selbst. Diese Erfahrung habe es ihm leicht gemacht, abstinent zu leben.
Mit ihm verliere die Hochschule einen leidenschaftlichen Professor, einen Kämpfer für einen abstinenten Lebensstil und einen kritischen Begleiter, der sich ganz in seinem Glauben an Christus getragen wusste, so die Hochschule in einem Nachruf.