Der «Humanitäre Verein für Gefängnisarbeit», eine Institution der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Rumänien, hat nach dem Fall des Kommunismus im Jahr 1989 und bis März 2020 mit Freiwilligen wöchentliche Besuche in den 44 Anstalten des Strafvollzugs im Lande durchgeführt, berichtet EUD News, Kommunikationsabteilung der Adventisten in West- und Südeuropa. Die Freiwilligen hätten die Häftlinge individuell besucht sowie mittels Seminare soziale, medizinische, erzieherische und ethisch-moralische sowie religiöse Themen angeboten. Hunderte Insassen seien in den dreissig Jahren adventistische Christen geworden seien. Die Pandemie habe die persönliche Begegnung verunmöglicht, sodass die Freiwilligen auf briefliche Korrespondenz gewechselt und auch den Familien der Gefangenen geholfen hätten, so EUD News.
Demnach stehe Hope TV, der adventistische Fernsehsender in Rumänien, in jeder Zelle zur Verfügung, sodass die Gefangenen Programme mit erzieherischem, familiärem oder religiösem Inhalt schauen könnten.
Nach Lockdown - Kontakt per Briefwechsel
Nach den Monaten des totalen Lockdowns haben die Freiwilligen per Brief Kontakt mit den Häftlingen aufgenommen, was einer Rückkehr in die Zeit um 1990 gleichgekommen sei, als man auch nur schriftlich Kontakt habe halten können. Sie hätten den Gefangenen Schutzmasken, Handschuhe, Plastiklöffel, Seife und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt, weil nicht alle Gefängnisse diese zusätzlichen Ausgaben bezahlen konnten.
Regierung ermöglicht online Kontakte
Die Regierung und die Nationale Verwaltung der Strafvollzugsanstalten habe den Freiwilligen Ende Sommer 2020 die Möglichkeit geboten, Online-Meetings mit den Häftlingen zu starten. Das sei eine doppelte Herausforderung gewesen: Da es in den Haftanstalten weder Internet noch Computer gab, seien alte Computer und Laptops gesucht und geschenkt worden. Die neue Situation habe aber einige der Freiwilligen überfordert, da mehrere von ihnen über 60 Jahre alt seien und jetzt das erste Mal den Umgang mit einem Computer erlernen mussten. Einige hätten per Computer online Kontakte mit den Gefangenen gepflegt, andere per Telefon, so EUD News.
Betreuung der Familien von Häftlingen
In der Zeit, als die Häftlinge nicht besucht werden konnten, hätten die Freiwilligen deren meist ausgesprochen arme Familien besucht. Die Kinder haben oft zu wenig zu essen und müssen unter unbeschreiblichen Umständen leben. Es wurde den Familien Essen, Kleidung, Holz zum Heizen und Schulmaterial zur Verfügung gestellt, schreibt EUD News.
Adventistisches Zentrum für Resozialisierung
Für ehemalige Häftlinge, die entlassen wurden, aber nirgendwo hingehen können, hat die adventistische Kirche ein Reintegrationszentrum geschaffen, in dem sie mehrere Monate leben können. In dieser Zeit wird ihnen geholfen, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern, einen Job zu finden usw.
Adventisten in Rumänien
Im Sommer 2020 lebten in Rumänien, mit 19,2 Millionen Einwohnern, 62.200 adventistische Christen, die in 1.075 Kirchen und Versammlungsräumen jeweils samstags den Gottesdienst feiern. Die Siebenten-Tags-Adventisten in Rumänien unterhalten elf Primarschulen, vier Sekundarschulen, eine Universität, zwei Ausbildungszentren für Krankenpflege, ein Medienzentrum, einen Radio- sowie einen Fernsehsender, einen Verlag, eine Klinik und die humanitäre Hilfsorganisation ADRA Rumänien.