Am 20. März 2021 haben rund 1.000 adventistische Christen in der Deutschschweiz an der 118. Jahreskonferenz teilgenommen, die online durchgeführt wurde. Im Jahr 2020 musste die Jahreskonferenz wegen der Pandemie abgesagt werden. Die Konferenz 2021 stand unter einem Motto aus der «goldenen Regel» in Matthäusevangelium 7,12: «...das tut ihnen...» und fokussierte auf «Vorbild», «Haltung» und «Tun» von Jesus. Das Programm der Erwachsenen am Morgen wurde in separaten Zoom-Räumen in andere Sprachen übersetzt. Gleichzeitig hatten Kinder fünf altersgerechte Zoom-Räume in denen sie angeleitet wurden, das per Post zugestellte Material anzuwenden.
Vier Bereiche als globale Herausforderung für adventistische Evangelisation
Gastredner war der Australier Pastor Gary Krause, der die Abteilung «Adventist Mission» der Weltkirche leitet. Er wurde von Pastor Wolfgang Lepke übersetzt. «Adventist Mission» will nach seinen Aussagen für die Verbreitung des Evangeliums sensibilisieren, motivieren und anleiten sowie neue Gruppen von Gläubigen ansprechen. Als Herausforderungen für die christliche Mission identifizierte Krause vier Bereiche: Das 10/40 Fenster, in dem 60 Prozent der Weltbevölkerung lebe, die meist arm sei und noch nie etwas von Jesus gehört habe. Ein weiterer Punkt sei der säkularisierte, postmoderne Teil der Welt, in dem die Menschen meist wohlhabend und satt seien. Im Weiteren lebten immer mehr Menschen in Städten, Adventisten hätten aber traditionell eher den Charakter von Landgemeinden und als vierte Herausforderung bezeichnete er die Einbindung der Kirchenmitglieder in die Mission.
Chancen der christlichen Mission in säkularisiertem Umfeld
Säkularisierte Menschen sind laut Gary Krause nicht an institutionalisierter Religion interessiert. Sie seien aber offen für mitmenschliche Zuwendung und echte Beziehungen. Kirche oder Gemeinde sei nicht ein Gebäude, sondern seien Menschen, von Jesus beseelt. Darum sei auch wichtiger was unter der Woche im Alltag passiere, als das, was im Gottesdienst laufe. Das Vorbild Jesu, seine Haltung und sein Tun sei der eigentliche Bezugspunkt christlicher Mission. Entscheidend sei, dass Christen aktiv im Alltag Kontakte und Beziehungen mit anderen Menschen suchten und nicht warteten sollten, bis diese «anklopfen» würden.
«Lasst uns diese Mauern niederreissen»
In der Predigt unter dem Titel «Lasst uns diese Mauern niederreissen», führte der Australier dieses Thema weiter aus. Jesus sei zu den Menschen gegangen und habe nicht gewartet, bis sie zu ihm gekommen seien. Kirchenmauern bildeten oft eine kaum unüberwindbare Barriere für Aussenstehende. Menschen mit grossen Lebensproblemen seien gerne in Jesu Gegenwart gewesen. Das sei bei Gläubigen nicht immer der Fall. «Es ist möglich, ein strikter Vegetarier zu sein und dennoch kann man sich wie ein Schwein verhalten», sagte Krause und spielte damit auf den von einigen Adventisten stark propagierten Vegetarismus an. Jesus habe die Menschenmenge gesehen und «es jammerte ihn», wie ein redaktioneller Kommentar in der Bibel festhalte. Es gehe darum, sich um Menschen zu kümmern und nicht darum, sie zu verurteilen. Es gehe darum, kulturelle Schranken niederzureissen, wenn diese Aussenstehende vom Zugang zu Jesus abhalten. In diesem Sinne sei im sogenannten Apostelkonzil (Apostelgeschichte 15) entschieden worden, um auch Menschen ausserhalb des Judentums in die junge Christengemeinde zu integrieren.
Die Gemeinde ist zum Dienst berufen
Am Nachmittag sprach Gary Krause mit Jugendlichen und anschliessend klang die Jahreskonferenz mit Bojan Godina aus. Er ist Dozent für Psychologie, Ethik, Medien sowie praktischeTheologie am Seminar Schloss Bogenhofen in Österreich. Er betonte die Notwendigkeit, als Kirchgemeinde, motiviert durch Liebe Jesu, den Bedürfnissen der Menschen zu dienen. Dies könne durch praktische Hilfsleistungen oder Gespräche, Telefonate etc. geschehen. Die Initiative dazu sollte von Christen ausgehen.
Zum Schluss wurden die von Kindern am Morgen gestalteten, kreativen Bastelarbeiten zu den drei thematischen Symbolen des Tages, Vorbild (Kreuz), Haltung (Herz) und Tun (Hand) eingeblendet.