Jede fünfte Person in der Schweiz ist über 65 Jahre alt, in zehn Jahren wird es bereits ein Viertel der Bevölkerung sein. Verantwortliche von lokalen und regionalen kirchlichen Seniorenangeboten sind mit diesem massiven demografischen Wandel konfrontiert. Eine Spurgruppe der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA liefert wichtige Erkenntnisse als Basis für die neue Arbeitsgemeinschaft «Perspektive 3D» der SEA.
Im Sommer 2021 haben laut SEA 155 Personen an einer Online-Befragung teilgenommen. Die meisten haben in ihrer Kirche eine leitende Funktion im Bereich der Seniorenarbeit. Fast die Hälfte der Teilnehmenden sind Pfarrpersonen und Pastoren, jede fünfte Person arbeitet freiwillig mit. Viele der Befragten engagieren sich in Seniorennachmittagen (72,3 Prozent), Besuchsdienst (63,2 Prozent) oder in der Seelsorge (56,1 Prozent).
55+ ticken sehr unterschiedlich und wollen beteiligt werden
In der Studie komme zum Ausdruck, was die Forschung schon lange bestätige: Die Situation und Bedürfnisse von Menschen ab 55 Jahren seien vielfältiger geworden. Bis 75 seien die meisten Menschen ziemlich gesund und freiheitsliebend. Deshalb hätten sie an der klassischen Seniorenarbeit mehrheitlich kaum Interesse. Dies habe aber Konsequenzen für die kirchliche Arbeit mit der Altersgruppe 55+.
Seniorenarbeit von «Input – Kaffee – Kuchen» wird als «Abstellgleis» verstanden
Gemäss den Befragten engagieren sich über zwei Drittel der 55+-Generation freiwillig in der Kirche. Der gängige Dreiklang klassischer Seniorenarbeit von «Input – Kaffee – Kuchen» werde als «Abstellgleis» verstanden.
Dualismus von Glaubens- und anderen Lebensfragen
Im Rahmen ihrer 55+-Angebote sagen 67 Prozent der Befragten, dass Glaubensthemen einem Bedürfnis der Teilnehmenden entsprächen.
Zudem bestehe offensichtlich eine gewisse Polarität zwischen Glaubens-und anderen Lebensfragen. Gehe es um Beziehungen, Demenz, Palliative Care, Sterbehilfe, Sterbevorsorge, Wohnsituation usw., bestehe ein gewisses Interesse für diese Themen. Ein Teil der Befragten wünsche sich genau zu diesen Themen mehr Informationen, andere wiesen darauf hin, dass bereits diverse säkulare Anbieter zu diesen Themen Hilfe bereitstellen würden und sich deshalb säkulare Bildungsfragen in der Kirche eher erübrigten.
Aus der Forschung ist laut SEA bekannt, dass die Klärung von Fragen rund um das Älterwerden ab 55 Jahren relevant wird. 55 Prozent der Befragten seien denn auch sehr an einer Ideen- und Ressourcen-Plattform zum Thema «Perspektiven für Menschen im dritten Drittel des Lebens» interessiert. 54 Prozent wünschten sich ein Netzwerk und Austausch zum Thema.
Wunsch nach Vernetzung führt zu einer Bewegung für mündiges Älterwerden
Deshalb habe die SEA die Arbeitsgemeinschaft «Perspektive 3D – Das dritte Drittel des Lebens mündig und glaubensstark gestalten» lanciert. Am 28. Oktober wird in Bern ein «Perspektive 3D-Tag» durchgeführt, der zur Inspiration und Vernetzung aller über 55-Jährigen beitragen soll, die Freude am Gestalten von neuen Wegen im dritten Drittel des Lebens haben. Längerfristig sollen konkrete Hilfen für ein gesundes und mündiges Älterwerden bereitgestellt werden indem sich Menschen über 55 vernetzen und Ressourcen verfügbar machen.