Die 92 Gemeinden des Freikirchen-Verbands «Chrischona Schweiz» haben einen neuen Namen erhalten wie CBS KULTUR INFO berichtet. Die 49. Delegiertenversammlung des Chrischona-Dachverbands hat am 21. Mai in St. Chrischona bei Bettingen - dem Ursprungsort des Verbands - die Umbenennung in «Viva Kirche Schweiz» vollzogen. Nach 182 Jahren als «Chrischona Schweiz», war dieser Namenswechsel ein gewichtiger Schritt, heisst es deren Medienmitteilung. Das aus dem Romanischen stammende Wort «Viva» steht für Leben, die neue Bezeichnung «Viva Kirche» für eine lebendige Kirche, ein Lebensraum, wo Leben geteilt und gefördert wird, so der Dachverband. Die Gemeinden sollen ein Ort sein, wo Menschen mit dem Gott in Berührung kommen, der das Leben in Fülle schenkt.
Die Viva Kirche Schweiz ist als Verein organisiert, mit der Delegiertenversammlung als oberstes Entscheidungsgremium. Die Gemeinden sind dabei Teil des Vereins und leben vor Ort die Vereinsstruktur. Dem Namenswechsel im Verband folgt eine schrittweise Anpassung bei den Gemeinden. Innert einem Jahr wechseln demnach über 10 Lokalkirchen zum neuen Namen, weitere 45 prüfen den Namenswechseln in den nächsten Jahren oder stehen kurz vor einer endgültigen Entscheidung.
Geschichtlicher Rückblick
Die Geschichte der Viva Kirche Schweiz begann 1869. Das Mutter-Werk "Chrischona" als Ganzes ist jedoch älter. 1840 gründete Christian Friedrich Spittler - eine der zentralen Figuren der pietistischen Bewegung in Basel des frühen 19. Jahrhunderts - auf St. Chrischona bei Basel eine theologische Ausbildungsstätte für junge Männer, das tsc (Theologisches Seminar St. Chrischona). Von diesem Seminar aus wurden die Männer - damals war eine theologische Ausbildung für Frauen nicht denkbar - in die verschiedensten Aufgaben und Orte auf der Welt geschickt. So kamen zwei dieser Chrischonabrüder in die Kantone Thurgau und Graubünden und begannen zu evangelisieren. In Mattwil im Thurgau entstand unter dem Prediger Markus Hauser die allererste Chrischona-Kapelle. Am 10. August 1873 konnte sie eingeweiht werden. Ein Jahr später wurde eine zweite in Schocherswil gebaut. So ging es weiter, zeitweise gab es über 100 Gemeinden in der Schweiz. Heute sind es noch 92 Gemeinden.
Nach den ersten beiden Gemeindegründungen im Thurgau breitete sich die Arbeit in der ganzen Deutschschweiz und auch in der Westschweiz aus. Später kamen Stadtmissionen im Tessin hinzu. 1940 waren bereits 61 Chrischona Prediger im Einsatz. Heute stehen rund 150 Männer und Frauen voll- oder teilzeitlich im Dienst der Viva Kirche Schweiz.
Bis 1997 war Viva Kirche Schweiz fester Teil der Pilgermission St. Chrischona, zu der neben dem tsc auch Chrischona-Arbeiten in Deutschland und Frankreich, sowie verschiedene andere Organisationen gehörten. Ab 1997 war Viva Kirche Schweiz dann als eigenständiger Verein im Gesamtwerk unterwegs. Ende 2018 wurde die Arbeit der Pilgermission St. Chrischona eingestellt und alle Arbeitszweige in die Selbstständigkeit entlassen. Heute ist Chrischona Schweiz über das tsc Netzwerk mit den ehemaligen Weggefährten verbunden.
Langsamer Wandel von Gemeinden neben der reformierten Landeskirche zur Freikirchenstruktur
Die Chrischona Gemeinden verstanden sich zunächst als Gemeinschaften neben der reformierten Kirche und auch in Ergänzung zu ihr. Seit den 1930er Jahren hat sich die Struktur aber immer mehr in Richtung einer Freikirche verändert. Aus kleinen Anfängen ist Viva Kirche Schweiz zu einem nationalen Freikirchen-Verband gewachsen. Heute versammeln sich jeden Sonntag rund 13.000 Menschen in den Gemeinderäumen der 92 Chrischona Gemeinden. Auf lokaler und nationaler Ebene arbeiten die Gemeinden mit den verschiedensten Denominationen zusammen. Viele Chrischona Gemeinden sind Mitglied der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA).