Nach der bis 2025 erfolgten Trennung entsteht in Eurasien voraussichtlich eine autonome methodistische Kirche (orange). © Foto: Heather Hahn, UMNS

In Eurasien entsteht eine autonome Methodistenkirche

Zürich/Schweiz | 23.03.2023 | APD | International

Die methodistische Kirche in Eurasien trennt sich von der United Methodist Church. Die Trennung erfolge in einem geordneten Verfahren, schreibt die Evangelisch-methodistische Kirche auf ihrer Webseite.

In einer am 18. März online durchgeführten Sondersitzung der methodistischen Bischofsgebiete in Nordeuropa und Eurasien wurde entschieden, den Trennungsprozess der methodistischen Kirche in Russland, Belarus, Kirgisistan, Kasachstan und Estland von der United Methodist Church voranzutreiben. Die methodistischen Gemeinden dieser Gebiete wollen eine «autonome methodistische Kirche» bilden, heisst es in der Beschlussvorlage. 40 Delegierte stimmten für dieses Anliegen, 20 dagegen, wenige enthielten sich der Stimme.

Stein des Anstosses
Das Austrittsvotum erfolgt im Kontext jahrzehntelang währender Debatten über den Umgang mit homosexuellen Personen. Die aktuell gültige Kirchenordnung der United Methodist Church verbietet die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare und die Ordination von «bekennenden, praktizierenden» homosexuellen Geistlichen. Viele Methodistinnen und Methodisten in den USA und Westeuropa setzen sich laut der Mitteilung für die Aufhebung dieser Beschränkungen ein. Dagegen würden unter anderem viele Methodistinnen und Methodisten in Osteuropa weiter die bisherige kirchliche Haltung vertreten und setzten sich dafür ein, dass diese strikt durchgesetzt werde

Geordnete Trennung
Der für das Gebiet Eurasien zuständige Bischof Eduard Khegay betonte an der Sondersitzung, dass er und die vier von ihm geleiteten Konferenzen bei ihrem Austritt die in der Kirchenordnung dafür vorgesehenen Verfahren einhalten wollten. Weil für die Trennung die Zustimmung der Generalkonferenz, des obersten Leitungsgremiums der weltweiten Methodistenkirche, notwendig ist, deren nächste Tagung für den 23. April bis 3. Mai 2024 geplant ist, wird der Prozess Zeit in Anspruch nehmen. Der Austritt der eurasischen methodistischen Kirchengebiete wird laut der Mitteilung nicht vor 2025 abgeschlossen sein.

Estnische Kirchgemeinden entscheiden individuell
Eine gesonderte Regelung wurde für die methodistische Kirche in Estland beschlossen. Dort sollen in einem Entscheidungsprozess die einzelnen Kirchgemeinden befragt werden. Jene, die weiterhin bei der United Methodist Church bleiben wollen, werden zusammen mit den Kirchgemeinden in Litauen und Lettland eine Jährliche Konferenz (Synode) bilden. Die übrigen könnten die United Methodist Church noch in diesem Jahr verlassen.

Sonderwege ausgeschlossen
Entschieden wurde an der Tagung auch über die Frage, ob Jährliche Konferenzen (Synoden), die mit dem Bischofsgebiet «Nordeuropa und Baltikum» in der United Methodist Church bleiben wollen, unterschiedliche Regelungen für die Ordination homosexueller Personen und die Segnung und Trauung homosexueller Paare erlassen können. Eine Mehrheit der Delegierten sprach sich in der Abstimmung gegen diese Möglichkeit aus.

Andere Entscheidung erhofft
In einer Erklärung sagte der norwegische Superintendent Knut Refsdal am 20. März, dass diese Entscheidung eine grosse Enttäuschung für die überwiegende Mehrheit der Methodistinnen und Methodisten in Norwegen sei. Bei dem vorgelegten Vorschlag, der gemeinsam von den nordischen, baltischen und ukrainischen Mitgliedern der Tagung ausgearbeitet wurde, habe es sich um einen Vorschlag gehandelt, der den unterschiedlichen Bedürfnissen innerhalb der Kirche Rechnung trage. Die norwegischen Methodistinnen und Methodisten hatten an ihrer Jährlichen Konferenz (Synode) 2022 klar signalisiert, dass sie sich in Richtung einer inklusiveren Praxis bewegen wollten.

Respektvoller Umgang miteinander
«Dies war in vielerlei Hinsicht eine anspruchsvolle Konferenz», sagte der für die nordische und baltische Region zuständige Bischof Christian Alsted am Ende der Online-Sitzung. Er dankte den Delegierten für ihren respektvollen Umgang in den teilweise sehr angespannten Gesprächen.

Die Online-Sitzung war ursprünglich für drei Stunden angesetzt, dauerte aber fast eine Stunde länger, bevor die endgültige Abstimmung stattfand. «Es ist nicht unbedingt eine Entscheidung, die von allen Mitgliedern der Konferenz mit der gleichen Freude oder Zustimmung aufgenommen wird», sagte Alsted. «Dennoch ist dies die Entscheidung, die wir gemeinsam treffen konnten.»

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