Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Weltkirchenversammlung in Amsterdam würdigte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Erzpriester Radu Constantin Miron, das Wirken des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und erinnerte gleichzeitig an die stetige Herausforderung, ökumenisch zu denken und zu handeln. Es war die Weltkirchenkonferenz in Amsterdam vom 22. August bis 4. September 1948, auf der sich ein Ökumenischer Rat der Kirchen nach vielen Jahren der Vorbereitung konstituierte und in Zeiten globalen Chaos und Krieges ein weltumspannender christlicher Rat gegründet werden konnte. Ein Segelschiff in stürmischer See mit einem Kreuz als Mast wurde zum Sinnbild der Ökumene bis heute.
„In vielem scheinen sich die Zeiten der Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen und unsere heutige Situation zu gleichen“, meinte der griechisch-orthodoxe Erzpriester. „Wir leben in einer Zeit weitgreifenden Verunsicherungen und grossen Zukunftsängsten – von einzelnen Menschen, aber auch von kirchlichen Institutionen“.
Laut Miron klang bereits in der Abschlusserklärung der 1. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen von 1948 in Amsterdam solch ein Zeitgefühl an: „Diese Welt ist voll von grossen Hoffnungen und zugleich voll von hoffnungsloser Verzweiflung. Einige Nationen sind voller Freude in ihrer neugeschenkten Freiheit und Kraft; andere werden nicht frei von ihrer Bitterkeit, weil ihnen die Freiheit versagt bleibt; andere wieder bleiben gelähmt durch mangelnde Einheit. Überall aber spürt man in der Tiefe eine Angst. Millionen von Menschen leiden Hunger, Millionen sind ohne Obdach; ohne Heimat, ohne Hoffnung; und über der gesamten Menschheit hängt die Drohung des totalen Krieges.“
Hoffnung nicht verlieren
Dennoch gelte es, die Hoffnung nicht zu verlieren, betonte der ACK-Vorsitzende: „Wie 1948 gilt: Gott liebt diese Welt und wir haben diese Botschaft der Hoffnung und der Freude zu verkünden!“ Bezugnehmend auf die 11. Vollversammlung des ÖRK im vergangenen Jahr in Karlsruhe, erinnerte Erzpriester Miron an seinen Wunsch, dass von Karlsruhe ein Weckruf ausgehe. Vergleichbar baten auch die Delegierten 1948 in Amsterdam in ihrer Abschlusserklärung: „Gott möchte Seine ganze Kirche aufwecken, dass sie Seine Frohe Botschaft der ganzen Welt bekannt macht.“
Mit Blick auf die Ökumene in Deutschland machte sich Miron Worte der Amsterdamer Abschlusserklärung zu eigen: „Wir rufen die christlichen Gemeinden allenthalben auf, diesen Zusammenschluss zu bejahen und ihn auch in ihrem eigenen Leben miteinander Wirklichkeit werden zu lassen. So danken wir Gott und befehlen Ihm getrost die Zukunft.“ Für Miron sei klar: „Wir können es uns nicht mehr leisten, selbstfixiert und isoliert zu leben. Ökumene ist die Herausforderung des 21. Jahrhunderts.“
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK)
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) wurde am 10. März 1948 von fünf Kirchen gegründet. Im Jahr 2023 gehören ihr 18 Kirchen unterschiedlicher Traditionen an, weitere sieben Kirchen sind Gastmitglieder, darunter die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, und fünf ökumenische Organisationen haben den Beobachterstatus.
Schwerpunkte der Arbeit der ACK sind die theologische Reflexion, das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sowie das gemeinsame Gebet und der Kontakt zu anderen ökumenischen Organisationen. Die ACK gestaltet dazu unter anderem den jährlichen zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen, sie richtet den Ökumenischen Tag der Schöpfung aus, und auch die Vergabe des Ökumenepreises der ACK liegt in ihren Händen.
Mitglieder, Gastmitglieder und Beobachter entsenden Delegierte in die Mitgliederversammlung, die zweimal im Jahr zusammenkommt. Derzeit ist Erzpriester Radu Constantin Miron der ACK-Vorsitzende. Die Geschäftsstelle der ACK in Deutschland, die „Ökumenische Centrale“, hat ihren Sitz in Frankfurt am Main: www.oekumene-ack.de.
Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH)
Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz – AGCK.CH – ist laut Selbstdarstellung die einzige nationale ökumenische Plattform. Ökumene ist die Zusammenarbeit von Christinnen und Christen, die zwar unterschiedlichen theologischen Traditionen gehören, aber gemeinsam glauben, beten und das Evangelium in Wort und Tat verkünden wollen. In der Schweiz ist die Ökumene weit fortgeschritten. Sie wird unterstützt und gefördert, indem auch die Leitungsgremien der Kirchen öffentlich und regelmässig zusammenkommen.
Die AGCK.CH:
• fördert das theologische Gespräch und den Informationsaustausch unter den Mitgliedkirchen,
• organisiert oder fördert gemeinsame Aktionen und Projekte, die auf die Einheit der Christinnen und Christen zielen, Stichwort: Oecumenica Label
• vertritt gemeinsame Anliegen und informiert die Öffentlichkeit,
• berät die Mitgliedkirchen und vermittelt bei Meinungsverschiedenheiten,
• engagiert sich bei der Bildung und Unterstützung von regionalen und kantonalen Arbeitsgemeinschaften christlicher Kirchen.
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Die AGCK.CH ist assoziiertes Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf und arbeitet mit der Konferenz Europäischer Kirchen in Europa (KEK) und den nationalen Kirchenräten in Europa zusammen (National Councils of Churches).
Die AGCK Schweiz ist Mitglied der Sonntagsallianz, welche sich aus Kirchen, Gewerkschaften, Frauenorganisationen, Parteien und der schweizerischen Fachgesellschaft für Arbeitsmedizin zusammensetzt. Die Allianz kämpft für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags.
Zurzeit zählt die AGCK Schweiz 12 Kirchen oder kirchliche Verbände, die ihr als Mitglieder angeschlossen sind. Die auf nationaler Ebene tätigen Mitglieder sind alle den Bestimmungen der Europäischen Charta Oecumenica verpflichtet. Sie sind im Präsidium (Exekutivorgan) vertreten und senden stimmberechtigte Delegierte in die Plenarversammlung. Drei andere Kirchen oder Kirchengemeinschaften sind Beobachterinnen, darunter die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Im Präsidium sind sie nicht vertreten. An der Plenarversammlung delegieren sie je eine Person, die Rede- aber kein Antrags- und Stimmrecht hat.