In Österreich suchen evangelikale Gemeinden nach neuen Wegen, um sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Evangelische Allianz Österreichs (EAÖ) hat laut Livenet.ch dazu eine Initiative gestartet und lädt Politiker zu einem Frühstück in ihre Gemeinden ein. Die Aktion, nach eigenen Angaben von dänischen evangelischen Christen inspiriert, begann am 10. Januar in der Freien Christengemeinde Braunau am Inn, einer Stadt im Norden Österreichs an der Grenze zu Deutschland.
«Politiker waren erstaunt»
Ein Bürgermeister, ein Abgeordneter des österreichischen Parlaments und zwei weitere Politiker folgten der Einladung, einen Vormittag mit den Vertretern der Freikirchen zu verbringen. Das Treffen begann mit einer Führung durch das Gemeindegebäude. «Die Politiker waren erstaunt über die Räumlichkeiten, darunter die Sporthalle, die Küche und das Jugendzentrum, die sich besonders für Kinder- und Jugendveranstaltungen eignen», so Oliver Stozek, Generalsekretär der Österreichischen Evangelischen Allianz, der die Gäste gemeinsam mit dem Pfarrer der Gemeinde begrüsste. «Einmal wöchentlich wird eine Spielgruppe für Kleinkinder organisiert. Auch die Vision eines Kindergartens ist nach wie vor präsent, denn der Bedarf ist gross», so Stozek weiter. Nach der Besichtigung der Räumlichkeiten mit Cafébereich und grossem Foyer wurden die Gäste, darunter auch Pastoren von Freikirchen aus dem Innviertel, zu einem Frühstück eingeladen.
Bei einer Frage- und Antwortzeit während des Frühstücks wurden der der christliche Glaube, die aktive Teilnahme an Gottesdiensten und die soziale Arbeit diskutiert. Die Politiker hatten die Möglichkeit, Details über die evangelischen Freikirchen in Österreich und deren Arbeit und Visionen zu erfahren.
Besseres gegenseitiges Kennenlernen und Gebet
Ziel der Initiative sei es, dass die politischen Vertreter «die Freikirchen und auch das Engagement der vorwiegend ehrenamtlichen Mitarbeiter besser kennenlernen», so der Leiter der Evangelischen Allianz. «Die Freikirchen sind kein 'Import' aus dem Ausland, wie oft fälschlicherweise angenommen wird, sondern wir gehen auf die Täuferbewegung aus dem 16. Jahrhundert zurück, die in ganz Österreich und auch im Innviertel aktiv war», erklärte er.
Die Evangelische Allianz wolle Beziehungen zu den Vertretern der Bürgerinnen und Bürger in der Politik aufbauen, aber auch «besonders für die Politikerinnen und Politiker beten, denn dazu sind wir auch in der Bibel, dem Wort Gottes, aufgefordert». In einer Zeit, in der viel kritisiert würde und Politiker oft im Kreuzfeuer stünden, wollten die evangelikalen Christen und Gemeinden mit dem Gebet für alle Menschen ein positives Zeichen setzen.
Von den gut 9 Millionen Einwohnern des traditionell katholischen Österreichs sind rund 3,8 Prozent evangelisch. Rund ein Prozent gehören verschiedenen evangelischen Freikirchen an, so Livenet.ch.
Adventisten führen seit 75 Jahren in St. Peter bei Braunau ein Theologisches Seminar
Das Seminar Schloss Bogenhofen wurde 1949 von der österreichischen und der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Deutschschweiz gegründet und liegt in Oberösterreich, nahe der deutschen Grenze. Zur Institution gehören ein Gymnasium, ein Theologisches Seminar, eine School of Education (Primarschullehrerausbildung) und eine Sprachschule (Deutsch als Fremdsprache). Am Seminar Schloss Bogenhofen werden derzeit ca. 140 Schüler und Studenten ausgebildet.
Zur Webseite des Seminars Schloss Bogenhofen: https://www.bogenhofen.at/de/home/
Österreichische Evangelische Allianz
Die Arbeit der Evangelischen Allianz in Österreich (ÖEA) kann laut Selbstdarstellung bis ins Jahr 1863 zurückverfolgt werden. Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) ist demnach „die älteste und größte Einheitsbewegung im christlichen Bereich. Das Besondere ist, dass wir nicht in erster Linie Organisationen verbinden, sondern ein Geschwisterbund sind, der zum Ziel hat, alle Christen mit lebendigem Glauben zu vernetzen. So stärken wir die Zusammenarbeit von christlichen Werken und Kirchen über Konfessionsgrenzen hinweg. Weltweit vertritt die WEA rund 600 Mill. Christen und stellt die zweitgrößte christliche Gruppierung dar. In Österreich arbeiten rund 130 Organisationen auf der Grundlage der ÖEA zusammen. Als bekannte Beispiele sind hier die Freikirchen Österreich (FKÖ), Open Doors, das Weisse Kreuz oder Wycliff zu nennen. Wir haben aber auch Partner aus der Evangelischen und der Katholischen Kirche.“
Freikirchen in Österreich (FKÖ)
Die Freikirchen in Österreich (FKÖ) wurden erstmals 2013 als Kirche staatlich anerkannt. Sie beinhalten fünf Bünde: den Bund evangelikaler Gemeinden, die Freien Christengemeinden, die Baptistengemeinden, die Mennoniten und die Elaia-Gemeinden. Insgesamt umfasst die FKÖ ca. 190 Gemeinden und 20‘000 Mitglieder. Vorsitzender ist Franz Gollatz und zweiter Vorsitzender ist Edwin Jung.
Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Österreich teilt das Glaubensverständnis der fünf Bünde, ist jedoch den Freikirchen in Österreich (FKÖ) nicht beigetreten, weil sie eine eigene staatliche Anerkennung anstrebt.
Bildlegende
Personen von rechts nach links:
Pastor Norbert Haslinger; Pastor Edwin Jung (Präses FCGÖ); Felix Spitzwieser; Pastor Conny Kepp; Inge Jung; Bundesrat Ferdinand Tiefing; Nationalratsabgeordnete Andrea Holzner; Immacolata Stozek (freikirchl. Religionslehrerin); Hans-Jörg Hager (Parlm. Mitarbeiter); Generalsekretär Oliver Stozek; Pastor Doru Fechete; Landtagsabgeordneter Thomas Dim